OTHYRWORLD - Beyond Into The Night Of Day
Mehr über Othyrworld
- Genre:
- Prog
- Label:
- Othyrworld Rec/Hellion
- Release:
- 12.03.2005
- Ayltuthus I
- Of The Sun + Moon
- Fieldz The Sunshrine
- Odyssey Of Light
- Ethereal Skyline
- The Reign Of Night Rainz
- Legacy
- Right Ascension
- To Lunar Windz...
- The Alignment
- The Pressing
- In The Light Of The Moon
- Moon
Seit knapp 20 (!) Jahren wartet ein kleines, aber geduldiges Grüppchen von anspruchsvollen Musikliebhabern auf ein neues Lebenszeichen ihrer Helden SACRED BLADE, die es seit anno 1987 auf sage und schreibe EIN komplettes Album mit dem Titel "Of The Sun And Moon" gebracht hat. Dieses Meisterwerk, welches es bis heute als versilberten Rohling nur über das bandeigene Label zu beziehen gibt, ist allerdings auch bis zum heutigen Datum einzigartig und in höchstem Maße progressiv. Hier wurde eine Vision in Noten umgesetzt; Lyrik, Artwork und Musik verband sich zu einer Einheit, die es selten wieder gab.
Ende der 80er erfreute uns Chefdenker Jeff Ulmer mit einigen neuen Nummern, die er allerdings nach kurzer Bedenkzeit für nicht gut genug befand und somit zigfach erneut einspielte. Diese Nummern ('IC Eyes', 'The Transient', 'Perpetual Movements' und 'Til Death Do Us Part') fand der geneigte Hörer auf einem unbetitelten Demo und danach verschwand diese kanadische Ausnahmeerscheinung in der Versenkung. Hier und da gab es hoffnungsschwangere Interviews, in denen vom zweiten Longplayer berichtet wurde, aber nichts Handfestes passierte.
Der Grund für die endlosen Verzögerungen liegt im Perfektionismus von Jeff, der in der Zwischenzeit mehrfach sein hauseigenes Studio komplett neu eingerichtet hat und mit den Aufnahmen der Alben Zwei, Drei und Vier niemals zu hundert Prozent zufrieden war und sie somit immer wieder neu einspielte. Wenn man sonst keine Hobbys hat ...
Anyway, lange Rede, kurzer Sinn: Was uns hier vorliegt, ist nicht anderes als das als Duo komplett neu eingespielte "Of The Sun & Moon"-Album in teils deutlich, teils leicht abgewandelten Versionen. Allerdings beinhaltet es auch einige nette Überraschungen. Aber dazu später mehr.
Warum der gute Monsieur Ulmer zur Zeit unter dem Namen OTHYRWORLD firmiert, wird er uns hoffentlich im Interview erklären. Fakt ist, dass wir mit Ted Zawadzki am Schlagzeug tatsächlich auch noch einen alten Weggefährten mit an Bord finden. Vom Science-Fiction-Artwork ist man (zum Glück) auch nicht abgewichen, bleibt die Frage nach der Musik zu klären.
Bereits die fast sphärischen Eröffnungsklänge von 'Ayltuthus I' lassen mich abdriften ins Universum von OTHYRWORLD und spätestens beim nachfolgenden Titeltrack weiß man, warum hier am Sound gebastelt wurde. Natürlich hatte man sich an seine endlos durchgenudelte Vinylversion und deren seltsam drucklosen Klang gewöhnt, aber wie diese Killertunes mit einem dynamischen Sound klingen, ist einfach unglaublich. Und Jeff hat hier wirklich viel Liebe zum Detail investiert. Nicht nur, dass der Klang sehr transparent daherkommt, nein, er ist einfach schön warm und natürlich. Auf der einen Seite klingen einige Passagen – von ganzen Songs kann ich bei der Vielfalt innerhalb der Kompositionen nicht sprechen – deutlich härter als im Original ('Fieldz The Sunshrine'), zum anderen kommen die atmosphärischen Momente weitaus besser zur Geltung. Hier passt einfach alles zusammen. Vor allem der Rhythmussektion wurde deutlich mehr Freiraum geschaffen, was einen tollen Raumklang erzeugt.
Die beiden Musiker haben hier eine musikalische Parallelwelt entstehen lassen, die mit einer Dichte daherkommt, die ich nur auf wenigen anderen Alben finde. Wer die Original-Version wie ich vor jedem Schlafengehen einmal rückwärts mit der Luftgitarre vorspielt, wird unendlich viele kleine Veränderungen entdecken, die so einfach Sinn ergeben und stimmig sind. Nichts klingt aufgesetzt oder nachträglich eingebaut. So kommt zum Beispiel 'In The Light Of The Moon' regelrecht heavy aus den Speakern und 'Moon' ist noch sphärischer als zuvor.
Immer noch ist Jeffs Gesang irgendwie völlig normal, aber dann auch wieder so typisch, dass ich ihn kaum in Worte fassen kann. Kann man melodisch sprechen? Singt er redend? Keine Ahnung, warum mich diese Stimme fasziniert, aber sie passt einfach zur Musik. Er ist sicher kein großartiger Sangeskünstler, dafür aber ein noch großartigerer Gesamtkünstler, der seine Grenzen kennt und einfach seine Visionen umsetzt. Hach, ich beginne zu schwelgen ...
Bevor das jetzt zu sehr ausartet, wenden wir uns den Überraschungen von "Beyond Into The Night Of Day" zu. Während mit 'Master Of The Sun' – ich fang' gleich an zu weinen – und 'Salem' die beiden heftigsten Nummern der Originalversion fehlen, bekommen wir mit 'Odyssey Of Light' /'Ethereal Skyline', 'Right Ascenscion' und 'The Alignment' tatsächlich vier bisher unveröffentlichte Songs serviert. Gut, Ersterer ist wieder einmal nur ein herrliches Intro, aber 'Ethereal Skyline' erschlägt mich mit einer gnadenlos zwingenden Hypnosemelodie. Die Mutter aller Songs wurde neu definiert. Natürlich fiebere ich in meiner immer noch anhaltenden Anfangs-Euphorie, aber dieser Song schlägt alles, was mir in diesem Jahr sonst so unter die Lauscher geraten ist. Mussmangehörthaben.
Und auch das erstaunlich treibende 'The Right Ascension' verzaubert sofort. Diese Gitarrenmelodien, die ich gern mal als 'flirrend' bezeichnen möchte, sind einfach derart herzzerreißend schön - man möchte sterben. 'The Alignment' setzt, wie schon die anderen Newbies, vor allem den deutlich gesteigerten Gesang frei. Meine Güte, hier singt Jeff sich ja um Kopf und Kragen. Ich bin begeistert.
Wer SACRED BLADE bislang nicht kannte, dem sei gesagt, dass es hier die beste Mischung aus PINK FLOYD, PSYCHOTIC WALTZ und vielleicht ANACRUSIS zu hören gibt. Nein, stimmt auch nicht, denn SACRED BLADE/OTHYRWORLD klingen halt nach SACRED BLADE/OTHYRWORLD.
Aber Jeff, bitte bitte, warte nicht weitere 18 Jahre bis zum nächsten Album.
Zu beziehen bei Hellion oder direkt bei der Band.
Anspieltipps: Of The Sun + Moon, Ethereal Skyline, Right Ascension, The Alignment, Moon
- Redakteur:
- Holger Andrae