OUR NAMELESS BOY - Tomorrow I'll Be Scared Again
Mehr über Our Nameless Boy
- Genre:
- Indie Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Beth Shalom Records
- Release:
- 01.03.2019
- Waste Away
- Once An Island
- All It is
- Nothing On My Mind
- Nover
Ein Schrecken mit tollem Ende
Eine EP, die seit fünf Jahren geplant, letztlich aber mit reichlich Verspätung veröffentlicht wurde, hat womöglich eine Geschichte, die den Sachverhalt schnell erklärt. Und tatsächlich sind die Jungs von OUR NAMELESS BOY und speziell ihr Sänger Iain Gorrie in dieser Zeit durch die Hölle gegangen. Die Krebsdiagnose hat das Gefüge ordentlich durchgerüttelt, ihm aber dennoch Stabilität gegeben, weil der Zusammenhalt in der Band in der schwierigen Zeit noch einmal deutlich angewachsen ist. Mit der Veröffentlichung von "Tomorrow I'll be Scared Again" endet nun eine lähmende Leidenszeit, die auch Gorrie gesund überstanden hat - und den erhoften Befreiungsschlag hat OUR NAMELESS BOY mit der EP schließlich auch geschafft.
Im ersten Testlauf wirkt das ganze dabei noch relativ Emo-typisch: dynamische Songstrukturen, eine angenehme Dramaturgie, lässige Indie-Gitarren, ein paar entspannte Retro-Vibes und genügend Explosionen, um die Spannung für einen Moment zu durchbrechen - die Zutaten sind vertraut, doch die Umsetzung macht an dieser Stelle den Unterschied. Speziell der Gesang ist ein echtes Pfund, weil Gorries wandlungsfähige Stimme alle Emotionen glaubwürdig aufleben lässt, ohne dabei auf die Tränendrüse drücken zu müssen. Nimmt man einen Song wie 'Nothing On My Mind', bekommt man das gesamte Chamäleon-affine Gerüst des OUR NAMELESS BOY-Sounds zu spüren. Ein fast schon waviges Intro, eine unendlich lange, aber dennoch aufregende Bridge und schließlich ein paar Grunge-taugliche Gitarren zur Mitte - das ist in wenigen Momenten mehr als viele Indie-Kapellen auf einem ganzen Album verarbeiten. Aber auch eher Herkömmliches klingt im Kontext von "Tomorrow I'll Be Scared Again" irgendwie erfrischend anders - das liegt mitunter am eigenwilligen Gitarrensound, sicherlich aber auch an den eher ungewöhnlichen Wendungen, die auch Stücke wie 'Nover' und 'Once An Island' nehmen.
Zuletzt ist es einfach dieses besondere Gefühl, das von den fünf Songs dieser Scheibe ausgeht: "Tomorrow I'll be Scared Again" ist authentisch, nicht aufgeblasen und schon mal überhaupt nicht gekünstelt, sondern schlicht und einfach moderne Rockmusik mit kreativem Unterbau. Meinetwegen darf die Band jetzt schnell nachlegen, um diese Vibes aufrechtzuerhalten und den späten Triumph voll auszukosten. Ich würde es den Jungs gönnen!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes