OUTSIDER, THE - From Ancient Gods And Fobidden Books
Mehr über Outsider, The
- Genre:
- Avantgarde Extreme Metal
- ∅-Note:
- 4.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 24.04.2020
- I Belong To The Stars
- Bringers Of The Apocalypse
- Primordial Abyssal Chaos
- The Wish That Became A Curse
- Nine Worlds Down
- The Headless Horror
- 918
- Suicide Is Progress
- Lost
- The Divine Punishment
Chaotisches Extreme-Metal-Projekt aus Mexiko
Vollmundige Versprechungen werden in Promotexten zu neuen Veröffentlichungen ja gerne gemacht, doch etwas ähnliches wie die Ankündigung des neuen THE OUTSIDER-Releases "From Ancient Gods And Forbidden Books" habe ich lange nicht gesehen. Das geheimnisvolle Ein-Mann-Projekt aus Mexiko, das vom Musiker The Outsider im Jahr 2016 gegründet wurde und in vier Jahren bereits das dritte Album veröffentlicht, verspricht immerhin nicht weniger als die eierlegende Wollmilchsau des Extreme Metals. Orchester, Jazz, Avantgarde, orientalische Einflüsse, Zwölftonmusik, Black Metal, Death Metal und achtdimensionale Soundeffekte (ich wusste nicht einmal, dass man so viele Dimensionen wahrnehmen kann) sollen den Hörer erwarten und ihn auf eine Klangreise entführen, die auch noch von namhaften Gästen wie Jorgen Munkeby (SHINING), Kelly Shaefer (ATHEIST) oder Kristian Niemann (SORCER) begleitet wird.
Nach der pompösen Ankündigung fällt der Beginn der gut einstündigen Spieltzeit mit 'I Belong To The Stars' allerdings mehr als ernüchternd aus. Dabei ist das metallische Fundament eigentlich durchaus solide und überzeugt mit knackigen Death-Metal-Riffs, nur wird das druckvolle Grundgerüst des Songs leider dauerhaft von fürchterlich unpassenden Orchestrationen überlagert, die im Mix viel zu präsent sind und teilweise tonal völlig daneben liegen (wobei mir ist bewusst, dass das im Avantgarde-Sektor und der Zwölftonmusik als Stilmittel durchgeht). Teilweise muss ich kurz prüfen, ob ich versehentlich nicht zwei Platten gleichzeitig höre, so sehr spielen Orchester/Keyboards und Band aneinander vorbei. Nimmt man dann noch die extrem schwachbrüstigen gutturalen Vocals des Bandkopfes hinzu, die ebenfalls viel zu weit über den Gitarren und Drums thronen, dann kann man den Opener nur als kompletten Reinfall bezeichnen. Besser wird es glücklichweise im Anschluss mit 'Bringers Of The Apocalypse', das zwar einige kitschige Industrial-Einschübe verkraften muss, ansonsten aber dank dezenteren Orchestrationen und schicker Chor-Untermalung durchaus solide im DIMMU BORGIR-Fahrwasser schippert. Selbst das Gitarrensolo, das in bester YNGWIE MALMSTEEN-Manier zelebriert wird, und die orientalischen Instrumente fügen sich ins Gesamtbild ein und lassen fast den katastrophalen Opener vergessen.
In der übrigen Spielzeit bleibt es aber immer ein Kampf zwischen Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Mal will das Mastermind aus Mexiko viel zu viel und kleistert jeden verfügbaren Frequenzbereich mit Instrumenten zu, die nicht unbedingt zur Untersützung des Songs dienen, mal fokussiert er sich auf den symphonischen Death Melal und schafft es dann, einige schöne Kompositionen hervor zu zaubern, die phasenweise wirklich überzeugen können. Ein durchgehendes Problem bleibt aber die Produktion der Scheibe, die entsprechend der dauerhaft wechselnden Instrumentierung schrecklich inkonsistent ist und leider viel zu oft die Band hinter Orchestrationen, Gesang und Avantgarde-Einschüben verschwinden lässt. Daran können auch die eingangs bereits erwähnten namhaften Gäste nichts ändern, deren Beiträge allesamt eher unscheinbar vorbeiziehen. Schlussendlich entpuppt sich der versprochene achtdimensionale Soundeffekt als einfache Stereo-Spielerei, bei der es den Eindruck macht, als würde die Musik im Klangbild um den Hörer kreisen, also nichts was man nicht in Dolby-Surround-Zeiten schon häufig gehört hat.
Alles in allem ist "From Ancient Gods And Forbidden Books" damit nach der vollmundigen Ankündigung eine Enttäuschung, bei der sich wieder einmal zeigt, dass weniger oftmals mehr ist. In der aktuelle Form klingt THE OUTSIDER einfach so, als müsse auf Biegen und Brechen jede nur erdenkliche musikalische Stilistik auf knapp einer Stunde Spielzeit untergebracht werden. Das mag als theoretisches Experiment aufschlussreich sein, eine brauchbare Platte kommt dabei aber nicht heraus, weswegen ich auch nur nervenstarken und wirklich experimentierfreudigen Hörern ein Antesten empfehlen würde.
- Note:
- 4.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs