OV HELL - The Underworld Regime
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2010
Mehr über Ov Hell
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Indie Recordings/Soulfood
- Release:
- 08.02.2010
- Devil's Harlot
- Post Modern Sadist
- Invoker
- Perpetual Night
- Ghosting
- Acts Of Sin
- Krigsatte Faner
- Hill Norge
Ein Norweger-Album mit dem ihr als Anhänger von Shagrath, King Ov Hell und Frost kaum etwas falsch machen könnt. <br />
Nach dem verlorenen Rechtsstreit um den Bandnamen GORGOROTH gründeten die geschassten Herren King Ov Hell (Tom Cato Visnes) und Gaahl zunächst die neue Band GOD SEED, die jedoch schon bald wieder eingefroren wurde, weil Gaahl sich aus der Szene zurück zog. Da King ein sehr umtriebiger Musiker ist und neben anderen Projekten - unter anderem SAHG, AUDREY HORNE, JOTUNSPOR und I - auch noch Kapazitäten für schnörkellosen Black Metal hat, tat er sich vor einigen Monaten kurzerhand mit DIMMU BORGIRs Frontmann Shagrath, Gitarrenhexer Ice Dale (ENSLAVED, I, AURDREY HORNE u.a.), SATYRICON- und 1349-Trommelwunder Frost und dem zweiten Gitarristen Teloch (u.a. 1349) zusammen, um OV HELL aus der Taufe zu heben. Ein astreines All-Star-Projekt, könnte man sagen.
Nun ist man versucht, zu sagen, dass All-Star-Aktionen im Bereich des Black Metals oft sehr solide, aber selten wirklich essentielle Werke abgeliefert hätten, die einen nachhaltigen Einfluss auf die Szene haben. Das wird sich auch mit OV HELL nicht groß ändern, doch wäre es auch ungerecht, die Band mit dieser Feststellung gleich wieder abzuhaken. Zu erwarten, dass die Zusammenkunft von fünf norwegischen Black-Metal-Musikern, die seit Jahren von gefühlten 250 weiteren Projekten her bekannt sind, etwas besonders Einzigartiges hervor bringen würde, wäre vermessen. Doch gibt es durchaus auch gute Alben, die nicht über die Maßen originell sind. Wichtig ist hier in erster Linie, dass sie gutes Songmaterial aufweisen, eine überzeugende Atmosphäre erschaffen und dass es den einen oder anderen Punkt gibt, an dem sich der Hörer festhalten kann.
Hier macht es sich für OV HELL in erster Linie bezahlt, einen Shagrath im Line-up zu haben, der eben kein austauschbarer Schwarzwurzel-Keifer ist, sondern ein Shouter mit Ausstrahlung und Persönlichkeit. Es tut im Übrigen gut, ihn mal wieder in einem anderen Kontext zu hören als bei seiner Stammband. OV HELL ist weitaus weniger exerimentell, weniger bombastisch und weniger ambitioniert als DIMMU BORGIR. Dafür knattert es hier organischer, direkter, geradliniger und schlicht schwarzmetallischer als bei Norwegens Megasellern. Wer sich bei den neueren DIMMU BORGIR also stets an den orchestralen Arrangements, den Keyboards oder dem immer steriler werdenden Sound gestört hat, der könnte bei OV HELL gut aufgehoben sein.
Dass ein Teil des Materials dieser Scheibe bereits zu Toms GORGOROTH- und GOD-SEED-Zeiten entstand, das lässt sich erahnen. Der reduzierte, rockige Drive, der GORGOROTH in den letzten Jahren vor dem großen Zerwürfnis auszeichnete, ist erhalten geblieben. Dies wird mit einigen prägnanten Basslinien garniert, die erkennen lassen, dass hier ein Basser der Bandkopf ist. Das ist für Black-Metal-Verhältnisse ja auch ein eher seltener Bonus. Durch Shagraths Einfluss werden jedoch auch ganz dezente Anklänge an die Frühzeit DIMMU BORGIRs wach, die gerade bei den beiden tollen norwegischen Stücken am Ende voll durchschlagen. Sicher ist das moderner, thrashiger (man höre den Opener 'Devil's Harlot') und weniger mystisch als etwa "For All Tid", aber gewisse Parallelen gibt es durchaus, vor allem bei 'Hill Norge'.
So bleibt für die Verehrer des norwegischen Black Metals ein sicher nicht wegweisendes, aber auf jeden Fall nicht nur solides, sondern wirklich gutes Album zwischen GORGOROTH, alten DIMMU BORGIR, OLD MAN'S CHILD und SHINING (Swe), das auch mal zünftig rockt und mit einer gewissen Horror-Atmosphäre glänzt, wie zum Beispiel bei 'Post Modern Sadist' und 'The Ghosting'. So ist "The Underworld Regime" auf jeden Fall ein Album mit dem ihr als Anhänger der beteiligten Musiker kaum was falsch machen könnt.
Anspieltipps: Post Modern Sadist, Hill Norge, The Ghosting, Krigsatte Faner
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle