OWL - Owl
Mehr über Owl
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Zeitgeister
- Release:
- 07.03.2011
- Conquering The Kingdom Of Rain (Enter Her Holy Halls)
- Lost In Vaults Underneath The Melting Mountain Of The Saints
- The Daimonion Of Dying Summers Looming Through The Golden Mist Of Dreams
- Spell Of The Ignis Fatuus That Leads To The Impalpable Altar Of Beasts
- Threnodical Ritual At The Spectral Shores Of The Eternal Sunset
Einmal mehr ein gefundenes Fressen für Freunde der Zeitgeister: Dunkle, schroffe und doch warme Death Metal-Avantgarde.
Wenn uns aus dem Hause der Zeitgeister eine neue CD ins Haus flattert, dann lässt sich meist von vorne herein sagen, dass es nicht ganz einfach sein wird, mit dieser CD warm zu werden. Denn den Herrschaften aus Bonn steht der Sinn offenbar seltenst nach leichter Muse. Schwer, dunkel, schroff und unzugänglich sind indes die Attribute, die sich meist an Musik des Labels schmiegen wie der Efeu ans Mauerwerk. So nimmt es niemanden Wunder, dass auch OWL sich nicht in die Rubriken "Chill-out" oder "Easy Listening" einordnen lässt, ist es doch das neue Geisteskind von Christian Kolf (u.a. VALBORG, ISLAND, WOBURN HOUSE, GRUENEWALD), der für alle Instrumente und den Gesang verantwortlich ist. Lediglich am Schlagzeug wird er von KLABAUTAMANNs Patrick Schroeder unterstützt.
Auf dem selbstbetitelten Debüt präsentiert uns die Eule fünf ausladende Kompositionen, deren Spielzeiten sich zwischen knackigen fünf Minuten und einer satten halben Stunde bewegen. Zum halbstündigen Finale jedoch später mehr, zunächst widmen wir uns den ersten vier Kompositionen: Die Musik ist hier überraschend vielseitig und abwechslungsreich, sowohl innerhalb der einzelnen Stücke, als auch im Vergleich der Lieder untereinander. Wobei es seine Zeit braucht, bis sich dies dem Hörer erschließt, weil das über die Maße dunkle Klangbild dem oberflächlichen Hörer zunächst ein eher einförmiges Werk vorgaukelt.
Stilistisch bewegen wir uns klar im Death Metal, was sowohl durch die vorwiegend kehligen bis gurgelnden Gesangselemente als auch durch die tiefen, voluminösen Gitarren, das dunkel klingende Schlagzeug und das bisweilen verworren-kakophonische Riffing unterstrichen wird. Hier und da flackert wohl etwas Klargesang oder der eine oder andere schwarzmetallische Anklang auf, bisweile auch ambiente Klänge, welche zur Atmosphäre beitragen, ohne diese zu dominieren. Fließt der knapp viertelstündige Opener 'Conquering The Kingdom...' in eher getragenem Tempo dahin, so gibt sich das folgende 'Lost In Vaults...' rasend und rhythmisch sehr chaotisch. Das Schlagzeug steht stark im Vordergrund und wirft dem Hörer einen zähen Knorpel vor, auf dem sich lange kauen lässt. Verstörend funkt eine Violine dazwischen, nur um gleich wieder von dunklen Klangwänden erdrückt zu werden.
Dass das viel verheißend betitelte abschließende Klageritual an den Küsten des ewigen Sonnenuntergangs lediglich bedeutet, dass wir eine halbe Stunde lang dem Rauschen des Meeres vor sphärischen Orgelklängen zuhören dürfen, spricht für eine ziemlich vergeistigte Art von Humor, beeinflusst die Bewertung der voran gegangenen halben Stunde wuchtiger und extremer Klangkunst aber weder zum Guten noch zum Bösen. Wenn ihr euch ein Klangexperiment vorstellen könnt und wollt, das sich im Schnittfeld zwischen Werken wie "Ordo Ad Chao", DARKTHRONEs Death Metal-Phase, dem PARADISE LOST-Debüt und einer muffig produzierten, reduzierten Variante der chaotischen Rifforgien MORBID ANGELs bewegt und durch Christian Kolfs prägnante Vocals natürlich auch eine Nähe zu GRUENEWALD und VALBORG mitbringt, dann kommt ihr an OWL nicht vorbei. Die einmal mehr für das Label typische und im Roaster doch einzigartige Mischung aus Schroffheit und Wärme wird ihre Wirkung nicht verfehlen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle