OZRIC TENTACLES - Eternal Wheel - The Best Of
Mehr über Ozric Tentacles
- Genre:
- Psychadelic
- Label:
- Snapper Music
- Release:
- 05.07.2004
- Jurassic Shift
- Myriadod
- Saucers
- Wob Glass
- Coily
- Sultana Detrii
- Sunscape
- Eternal Wheel
- Vibuthi
- Sploosh!
- Oolite Groove
- Ashlandi Bol
- Iscense
- Pyramidion
- Spyroid
- Neurochasm
- Kick Muck (Video Bonus)
Es ist Sommer! Das Hirn macht Pause, Chillen auf grünen Wiesen ist angesagt, die Welt leuchtet in allen Farben und allerhand psychoaktive Stöffchen laufen auf heavy rotation - seit zwanzig Jahren gibt es den perfekten Soundtrack dazu: OZRIC TENTACLES aus Großbritannien haben seit ihrer Gründung im Jahre 1983 zweiundzwanzig Alben mit der richtigen Musik für sommerliche Zustände gefüllt.
Mit "The Eternal Wheel - The Best Of" liegt nun eine gelungene Auswahl der besten Stücke ihres Schaffens vor, Bonus-CD und Videotrack inklusive. Eine Band sind OZRIC TENTACLES im weitesten Sinne: Um die Wynne-Brüder scharen sich allerhand Gitarristen, Drummer, Bassisten und Meister exotischer Instrumente aus aller Herren Länder. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen.
Gegründet als loses Live-Ensemble, fand sich schließlich während eines Freiluft-Festivals bei Stonehenge der Name, unter dem die Gruppe binnen kürzester Zeit zum Kult in der Underground-Psychedelic-Szene avancierte. Tatsächlich wurden die ersten sechs "Alben" noch ausschließlich per Tape von Fan zu Fan weitergereicht, bis die "Ozrics" ziemlich schnell eine treue Zuhörerschar aus allen Szenebereichen für sich verbuchen konnten. Mit dem Anbruch einer neuen Partykultur, den Raves, gesellten sich auch noch House- und Techno-Leute dazu. 1993 erreichte die Band wohl den Höhepunkt ihres Bekanntheitsgrades: Das vierte Studio-Album "Jurassic Shift" stieg in die britischen Top Ten ein - mit Coverdruck auf Hanfpapier und ohne Label, wohlgemerkt!
Nie haben sich OZRIC TENTACLES bei irgendeiner Plattenfirma verpflichtet, ausschließlich steht ihnen der Sinn danach, unglaubliche Klangsphären zu schaffen und sich live ins Nirwana zu spielen. So soll diese Best-of wohl auch in erster Linie neuen Fans eine Orientierung über das musikalische Schaffen der Band geben, beginnend ab der ersten offiziellen CD "Pungent Reffulgent" Ende der Achtziger.
Los geht die musikalische Zeitreise mit dem größten "Hit" der Briten: 'Jurassic Shift' führt den Hörer ganze elf Minuten und acht Sekunden lang durch alle musikalischen Dimensionen, in denen sich die "Ozrics" bewegen. Langsam beginnend mit jazzigen Drums und akustischen Gitarren, mischen sich immer mehr Akzente setzende Elektrikgitarren in den Grundrhythmus, variiert das Schlagzeug zunehmend, verdichtet sich der Sound bis zum ersten Break nach fünf Minuten. Jetzt bringt eine Sitar typisch indische Klänge ins Spiel, das Tempo steigert sich, Bass, Drums und Gitarren treiben zunehmend, die Klangwelt wird immer weiter und breiter, eine elektrisch getunte Flöte verbreitet ihren Schall wie in Wasser (also rund viermal so schnell wie in Luft), alle Instrumente fließen ineinander, immer schneller bis zum musikalischen Koitus, der sich schließlich in triumphierenden Midtempo-Riffs ergießt. Entspannung liefern nach dieser pulsatilen Entladung chillige Dubsounds, Flöten und Vogelzwitschern. Willkommen im Paradies! Und das war erst ein Song. Wer bis hierhin gehört hat, lässt die ganze CD durchlaufen. Einmal den psychedelischen Waves der "Ozric"-Musik anheim gefallen, gibt es eigentlich keinen Grund, einen ihrer Songs schlecht zu finden. Durch alle strömt dasselbe Feeling: spirituell, überirdisch, harmonisch, stimulierend. Genau richtig, um mal das Kamasutra auszuprobieren, sich total vergeistigten Zuständen hinzugeben oder einfach stundenlang darauf abzutanzen.
Einige Stücke wie zum Beispiel 'Wob Glass' kommen fast rein elektronisch daher, andere stellen wieder die Gitarren in den Vordergrund, so das 1999er 'Coily'. Der Titelsong 'Eternal Wheel' hat zwar keine greifbaren Hitqualitäten, wirkt dafür aber um so hypnotisierender, nimmt das ewige Rad der Zeit und des Schicksals doch jeden in sich auf, ihm kann sich niemand entziehen, der noch ans irdische Dasein gebunden ist. Höhen und Tiefen muss er durchwandern. In der indischen Lehre heißt es: Uneingeschränktes Glück findet erst, wer die Dreieinheit von Dharma, Artha und Kama erreicht, er wird sich loslösen vom ewig wiederkehrenden Kreis des Lebens und nicht mehr an das Rad des Schicksals gebunden sein. Ein weiter Weg ist's dahin. Die "Ozrics" drehen jedenfalls schon mal dran.
Rad...drehen...am Rad drehen - womit wir wieder bei sommerlichen Zuständen wären. So schließt sich der Kreis. Diese Best-of ist eine runde Sache und bietet zudem einen fantastisch ausladenden Sound, über den sich auch jene freuen können, denen die meisten Titel bereits bekannt sind. Wer noch unwissend ist und sich erst mal einen Eindruck verschaffen will, der schaut sich am besten das Video zu dem 88er 'Kick Muck' auf der Bonus-CD an: gefilmt bei einem Konzert im Jahr 2002 sieht man, wie die Musiker mit ihren Instrumenten und der Lichtshow verschmelzen, während ihr Schlagzeuger unter den Klangkapriolen seiner Kollegen schwitzt.
Wer hiernach noch mehr wünscht, der kann die bis 1988 nur auf Kassette erschienenen Werke nun auch auf CD erwerben. Eine Auflistung aller bisherigen Veröffentlichungen von OZRIC TENTACLES samt Coverdruck und ein Umriss der Bandhistorie finden sich im liebevoll gestalteten Booklet zum Digipack.
Anspieltipps: Jurassic Shift, Eternal Wheel, Sploosh!, Oolit Groove (am besten bei jedem Song mal Anfang un letztes Drittel vergleichen, dann wird die Steigerung darin am deutlichsten); bei Möglichkeit das Video anzusehen: Mick Muck!
- Redakteur:
- Wiebke Rost