OZZY OSBOURNE - Black Rain
Mehr über Ozzy Osbourne
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Epic Records
- Release:
- 18.05.2007
- Not Going Away
- I Don't Wanna Stop
- Black Rain
- Lay Your World On Me
- The Almighty Dollar
- 11 Silver
- Civilize The Universe
- Here For You
- Countdown's Begun
- Trap Door
Ex-Fledermaus-Kopfabbeißer OZZY OSBOURNE lässt nach geschlagenen sechs Jahren (!) endlich wieder ein neues Studioalbum namens "Black Rain" auf die Menschheit los. Immerhin hat er es doch einige Jahre länger im Rockbusiness ausgehalten, als er es Anfang der 1990er vorhatte. Denn damals wollte er sich mit der "No More Tours"-Tournee (1991/1992) und dem Livealbum "Live and Loud" (1993) in den Ruhestand verabschieden. Aber: Der Mann kann es auch im fortgeschrittenen Alter nicht lassen!
Hat sich das Warten auf das neue Album nun gelohnt? Ich muss das Fazit gleich vorweg nehmen. Die Antwort lautet: ja UND nein! Ja, weil Ozzy auf "Black Rain" einige wirklich gute Songs konserviert hat, die Laune machen. Nein, weil die vorliegende Scheibe insgesamt betrachtet lediglich das musikalische Niveau des nicht gerade berauschenden Vorgängeralbums "Down To Earth" (2001) hält, aber keinen draufsetzen kann.
Der Eröffnungstitel, das stampfende 'Not Going Away', bewegt sich ganz im Fahrwasser von 'Gets Me Through', dem Opener des letzten Studioalbums. Allerdings mit einem Unterschied: 'Gets Me Through' war einfach besser und prägnanter. 'Not Going Away' ist nichtsdestoweniger ein passabler Titel als Einstieg. 'I Don't Wanna Stop' ist eine groovebetonte Nummer, die unbeschwert aus der Hüfte kommt. Vom lockeren Feeling her klingt das Ganze jedoch fast etwas poppig. Ein etwas Ozzy-untypischer Titel, der aber dank fetter Riffs tierisch rockt. Anspieltipp! 'The Almighty Dollar' besitzt ein recht prägnantes, wuchtiges Grundriff und einen guten Refrain. Zwischendrin gibt es jedoch leicht verzerrte, regelrecht gesprochene Texte von Ozzy, die im langsamen Tempo von einem gemächlich pumpenden Bass und Schlagzeug unterlegt werden. Irgendwie finde ich das doch reichlich gewöhnungsbedürftig und etwas arg modern. Dennoch zählt 'The Almighty Dollar' dank des Grundriffs und des Refrains zu den interessantesten Tracks des Albums.
Auffallend ist, dass die Stimme von Ozzy auf "Black Rain" häufig verzerrt und klanglich modifiziert wird. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Der einstige Madman ist heute bei weitem nicht mehr so gut bei Stimme wie er es Ende der Achtziger oder noch Anfang der Neunziger war. Aber sind wir mal ehrlich: Welche aktiven Hard'n'Heavy-Sänger sind um die fünfzig Lenze oder sogar deutlich darüber, und mit geringfügigen Abstrichen noch so gut, wie sie vor zwanzig Jahren waren? Außer Bruce Dickinson und Ronnie James Dio fällt mir da kaum jemand ein. In textlicher Hinsicht kommt Ozzy auf "Black Rain" übrigens mit ziemlich düsteren Texten daher. Es geht um Umweltverschmutzung, Geldgier, Krieg und auch Zerstörung.
Mit '11 Silver' folgt für mich nun eine echte Überraschung. Ein für heutige Ozzy-Verhältnisse überraschend wilder und knackiger Track, den ich dem Herrn gar nicht mehr zugetraut hätte. Recht schnell und treibend prescht dieser Titel nach vorn und man fühlt sich mit Abstrichen fast in die Zeit des gitarrenlastigen (und leider unterbewerteten) "No Rest For The Wicked"-Albums (1988) versetzt, auf dem dieser Titel auch hätte bestehen können. Zakk Wylde lässt hier mal richtig coole Solos vom Stapel. Endlich! '11 Silver' ist der für mich beste Titel dieser Scheibe! Warum Gitarren-Ass Zakk Wylde auf 'Black Rain' eine regelrecht stiefmütterliche, eher zurückhaltende Rolle einnimmt (gerade in Bezug auf die dünn gesäten Gitarensoli), ist mir schleierhaft. Schade, schade!
Auch zwei Balladen haben es (erwartungsgemäß) auf "Black Rain" geschafft. 'Lay Your World On Me' scheint eine Liebeserklärung von Ozzy an seine Frau Sharon zu sein. Eine schöne, einfach gehaltene Ballade mit gelegentlichen Klaviertupfern und gutem Refrain. 'Here For You' springt ganz auf den Zug der Erfolgsballade 'Dreamer' auf. Auch Streicher sind zu hören. Eine schöne, etwas süßliche Ballade, die kommerziell sicherlich an den Erfolg der Hitsingle 'Dreamer' anknüpfen wird. Mit dem unspektakulären 'Countdown's Begun' sowie dem bis auf den tollen Refrain blassen 'Civilize The Universe' gibt es jedoch auch zwei Durchhänger zu vermelden.
Mit dem wuchtigen 'Trap Door', einem der besten Songs dieser Scheibe endet eine insgesamt passable stellenweise auch ziemlich gute, aber nicht gerade hochklassige Ozzy-Scheibe, die teilweise recht modern klingt. Ein Kracher ist "Black Rain" aus meiner persönlichen Sicht allerdings nicht. Das halte ich als Fan fest, der seit fast fünfzehn Jahren das Schaffen von John Michael Osbourne (wie Ozzy mit bürgerlichem Namen heißt) aufmerksam verfolgt. Zur Produktion ist folgendes zu sagen: Sie ist ausgesprochen gelungen und sehr fett! Verantwortlich für den Sound waren Kevin Churko und Ozzy selbst. Er übernahm die Co-Produktion der Scheibe. Auch das CD-Cover geht, insbesondere im Vergleich zu "Down To Earth", in Ordnung. Das ist aber keine Kunst, da dieses Albumcover wirklich potthässlich aussah!
Ozzy-Fans können bei "Black Rain" zugreifen und werden sicherlich auch Spaß haben. Wer sich nur mit den Veröffentlichungen des Meisters bis einschließlich "No More Tears" (1991) anfreunden kann, sollte unbedingt vorher in diese Scheibe reinhören, um eventuellen Enttäuschungen vorzubeugen. Anyway: Ich freue mich, dass Ozzy weiterhin musikalisch aktiv ist und hoffentlich auch in Zukunft aktiv sein wird!
Anspieltipps: I Don't Wanna Stop, 11 Silver, Here For You
- Redakteur:
- Martin Loga