PAATOS - Timeloss
Mehr über Paatos
- Genre:
- Prog Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Inside Out/SPV
- Release:
- 15.10.2004
- Sensor
- Hypnotique
- Téa
- They Are Beautiful
- Quits
- Hypnotique (Videoclip)
Eine ungewöhnliche, zauberhafte Melange aus durchweg progressiven Softrock-, Songwriterpop- und Triphop-Elementen.
Bereits mit dem Debutalbum "Timeloss" zeigte die progressive Band PAATOS auf, dass es sich bei ihr um eine Gruppe von Ausnahmekünstlern mit einem ganz eigenen Stil handelt. Die Eintrittskarte in diesen Stil, 'Sensor', atmet Jazz und deutet gerade genügend Progrockmuskeln an, um sich als drahtig genug zu profilieren, um mit großen Fischen wie PORCUPINE TREE mitschwimmen zu können. Darüber hinaus schlägt sie aber auch (live eingetrommelte) Breakbeathaken - und geht somit jeglichen Genrefischern durchs Netz.
Auf sanfteren Wellen hingegen lässt sich 'Hypnotique' treiben: Begleitet von dahingetupften Rhythmen malen Gitarre, Flöte und Cello melodische Aquarelle, und Petronella Nettermalms Gesang, der schließlich hinzutritt, changiert zwischen den Klangfarben Skye Edwards (ehemals MORCHEEBA), Beth Gibbons (unter anderem PORTISHEAD) und BJÖRK. Ähnlich gediegen erklingt 'Téa', entfaltet jedoch - langsamst - seine eigene, idiosynkratische Dynamik zwischen Jazzballade, Folksong und Prozessionsmarsch mit Trauerflor aus dezenter TripHop-Spitze. Allerdings ist hier noch kein Synthesizer zu hören; lediglich elektrische Saiteninstrumente, Schlagzeug, Mellotron und ein Steinwayflügel kamen zum Einsatz. Ein von Tastenmusiker Johan Wallén bedienter Sampler hingegen ergänzt erstmals bei 'They Are Beautiful' das traditionellere Instrumentarium; doch klingt gerade dieses Stück äußerst organisch. Singende Säge und schließlich auch Klarinette fügen sich ebenfalls sehr unaufdringlich in diese wunderschöne Träumerei ein. "Timeloss" ist überhaupt ein Album zum Träumen und Sinnieren. Selbst der zur blauen Stunde tanzbare, bei tellerrandverachtenden DJs gar clubfähige Zwölfminüter 'Quits' verwebt die - hier vom Schlagzeuger Huxflux Nettermalm erstmals auch programmierten - Beats gekonnt mit den äußerst luxuriösen Chilloutklängen im für PAATOS typischen Progjazzstil. Das langsam vorbereitete Finale braucht den Vergleich mit MILES DAVIS'schen Hexengebräuen nicht zu scheuen.
"Timeloss" ist kein Album, das in überwältigenden Wellen der Begeisterung über den Hörer hereinbricht, sondern ein Werk von stiller Größe, das man geduldig wachsen und gedeihen lassen sollte, bis sich seine Schönheit zu voller Blüte entfaltet und offenbart. Sie wird dies dann auch tun. Das Re-Release des 2002 erstmals erschienenen Albums bei Inside Out Music bietet zudem als Bonustrack noch einen Videoclip zu 'Hypnotique' im Quicktime-Format, der allerdings auf meinem 2003 (und damit immerhin recht zeitnah) erworbenen Rechner unter Windows XP (bei zwar klarem Klang) leider als pixelverrauschte, ruckelige Standbildüberblendungsabfolge daherkommt. Ob das wirklich so gedacht war...?
Wer die Trias Progressive/Fusion/Postrock mag, sollte hier unbedingt einmal reinhorchen.
Anspieltipps: Sensor, Téa, Quits.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz