PAATOS - V
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2012
Mehr über Paatos
- Genre:
- Progressive Post Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Glassville / Alive
- Release:
- 02.11.2012
- Feel
- Desire
- Cold War
- Into The Flames
- Tea
- In Time
- Precious
- Your Misery
Vier neue Songs und vier alte Songs in neuem Gewand.
PAATOS mit ihrer wunderbaren Sängerin Petronella Nettermalm sind ein leuchtender Stern am schwedischen Art-Rock-Himmel. Mit ihren eingängigen aber immer leicht verspulten Songs verbrücken sie alte schwedische Prog-Rock-Kunst der Marke LANDBERK mit dem elegischen Trip-Rock à la THE GATHERING und trafen mir damit bislang vier Mal voll ins Herz.
Nun steht die neue, fünfte CD, schlicht "V" betitelt ins Haus und türmt natürlich Erwartungen auf. Aber Vorsicht! Denn "V" würde ich nicht als ein vollwertiges neues Album verstehen, sondern eher als eine Art hochwertige EP. Es gibt hier zwar acht Songs zu hören, wobei aber nur die ersten vier echte neue Songs sind. Die letzten vier Songs sind Neueinspielungen alter Songs, die hier jedoch in einem gänzlich neuen Gewand erscheinen.
Doch zunächst zu den neuen Songs. Wir hören hier wieder PAATOS-typischen Schwärmer-Rock, doch in leicht verändertem Soundgewand. Es fällt auf, dass die Gitarren deutlich erdiger und dominanter tönen, wohingegen die spärischen Synthie- und Mellotron-Sounds zurückgefahren werden. Ist das etwas ein kleiner Schwung in Richtung der momentan schwer angesagten Retro-Hardrock-Kapellen? So kommt der Opener 'Feel' für PAATOS-Verhältnisse geradezu hardrockig daher und ist mit einem langen und sehr pfeffrigen Gitarrensolo angereichert, und das folgende 'Desire' trägt ein beinahe doomig-schweres Riff. Dennoch verträgt sich der Sound vortrefflich mit der zarten Stimme von Petronella, die der Band natürlich nach wie vor ihren Stempel aufdrückt. Mit 'Cold War' folgt dann ein blumiger Poprock-Song mit Zuckermelodie, wo man sich mal wieder in Petronella verlieben könnte, bevor es mit dem an neuere ANEKDOTEN erinnernde 'Into The Flames' etwas sperriger wird.
Der zweiten Teil der CD wird mit einer sehr ergreifenden Akustikversion von 'Tea' (zu finden auf dem Debut "Timeloss") eröffnet. Ich liebe diesen Song sehr - auch in dieser reduzierten Fassung - und Gott sei Dank bleibt Petronella bei ihren schwedischen Lyrics. Sehr sexy. Wieso macht sie das nicht öfter? Auch das getragene 'In Time' (von "Kallocain") kommt nur mit Akustikgitarre und Stimme plus zusätzlicher minimalistischer Farbtupfer aus und ist in dieser Version natürlich auch sehr schön. Auch 'Precious' (von "Breathing") ist ein eher langsamer Song. Diesen arbeiten PAATOS jedoch nicht im akustischen Gewand auf, sondern im synthetisch-elektronischen. Künstlicher Beat und jede Menge schöne Konserven-Sounds begleiten Petronella auf ihrer Suche nach dem Schatz. Die interessanteste Neueinspielung ist die von 'Your Misery' ("Silence Of Another Kind"). Wie bei 'Precious' dominiert hier ein elektronischer Beat, diesmal aber schweißtreibend-tanzbar ganz im Stile der Briten ARCHIVE. Dieser ist mit psychedelischen Spielereien unterlegt und die verhallte Stimme wirkt hier auf einmal unheimlich. "What have you been doing to yourself?" fragt Petronella. Nix Gutes, mag man denken.
Obwohl alles ich auf "V" sehr positiv aufnehme, fällt es mir etwas schwer, ein Fazit zu ziehen. Denn irgendwie wirkt "V" auf mich ein wenig unrund. Nachdem die vier guten neuen Songs mit einem rockigeren Soundgewand aufwarten, zeigen PAATOS zwei alte Songs im reinen Akustiggewand und zwei weitere alte Songs werden elektonisch verfremdet. Wir erleben PAATOS also in drei sehr unterschiedlichen Facetten, die auf "V" hintereinander gestellt werden. Für das nächste Album wünsche ich mir, daß sie dies miteinander verweben. Alles wird in PAATOS-Manier natürlich sehr toll umgesetzt und der Fan hört sehr interessiert zu, wie die alten Tracks sich im neuen Kleid präsentieren. Abgesehen von 'Your Misery' würde ich persönlich aber den ursprünglichen Versionen den Vorzug geben. PAATOS-Neueinsteiger können sich auf "V" ein ganz gutes Bild machen, wie vielseitig diese Band ist. Nur, wo geht die Reise jetzt hin?
Mehr zu diesem Album:
Soundcheck 11 / 2012
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker