PAIN - I Am
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/24
Mehr über Pain
- Genre:
- Industrial / Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast Records
- Release:
- 17.05.2024
- I Just Dropped By (To Say Goodbye)
- Don't Wake The Dead
- Go With The Flow
- Not For Sale
- Party In My Head
- I Am
- Push The Pusher
- The New Norm
- Revolution
- My Angel
- Fair Game
Gewohnt tanzbare, aber auch deftige Industrial-Hit-Abreibung.
Was einst als elektronische Spielwiese für HYPOCRISY-Mastermind Peter Tägtgren begann, hat zwischenzeitlich die Hauptaufmerksamkeit des schwedischen Songwriters, Sängers, Gitarristen und Produzenten übernommen und dank konstant toller Alben eine immer größere Fangemeinde eingesammelt. Dennoch mussten PAIN-Fans seit dem letzten Langdreher "Coming Home", auch durch eine HYPOCRISY-Album-Tour-Runde, satte acht Jahre warten, bis uns "I Am" nun insgesamt elf neue Gassenhauer mit tanzbarem Groove und unheimlich eingängigen Refrains serviert.
Musikalisch dürfte dabei wohl niemand große Überraschungen erwarten, denn immerhin hat sich das PAIN-Erfolgsrezept, das sich irgendwo zwischen NINE INCH NAILS, stampfenden Neue-Deutsche-Härte-Riffs und tanzbarer Achtzigermucke einsortiert, inzwischen als Erfolgsformel etabliert. So ist dann auch der Opener 'I Just Dropped By (To Say Goodbye)' direkt eine fröhliche Up-Tempo-Nummer, zu der man mit Sicherheit in der entsprechenden Goth-Disko munter das Tanzbein schwingen oder sie eben lauthals mitsingen kann, wenn man - so wie ich selbst - mit zwei linken Füßen gesegnet ist. Gleiches gilt auch für die bereits seit zwei Jahren bekannten Single 'Party In My Head', die passend zum Titel durchaus Partystimmung verbreitet, auch wenn der kritische Text eher einen - zugegeben etwas mit Plattitüden überladenen - Blick auf die dunklen Seiten unserer heutigen Gesellschaft wirft. Beide Tracks werden mit Sicherheit wieder die Hits sein, an denen zumindest die beiläufigen Musik-Konsumenten ihr Interesse an der Scheibe festmachen werden.
Gewohnt sind es für mich aber nicht die klassischen Hit-Kandidaten, die "I Am" so hörenswert machen, sondern die melancholischen oder teils auch fürchterlich wütenden Momente, in denen Tägtgren und Co. Abstand von der Tanzfläche nehmen und in eher klassische NIN-Gefilde eintauchen. 'Don't Wake The Dead' etwa ist eine herrlich getragene Nummer, deren Orchestrationen mächtig Gänsehaut verbreiten und deren Melodien einen so schnell einfach nicht mehr loslassen. 'Go With The Flow' ist mit stampfenden Synthesizern dagegen zwar eher in den Achtzigern beheimatet, ist aber ebenfalls eine herrlich sperrige und dennoch eingängige Nummer, die mich an DEPECHE MODE in metallischem Gewand denken lässt. 'Push The Pusher' und 'Revolution' bedienen im Gegensatz dazu das Bedürfnis aller Hörer und Hörerinnen, die eine deutlich härtere Gangart bevorzugen, wobei vor allem der letztgenannte Track mit mächtigen Riff-Attacken überzeugt. Schlussendlich gibt es mit dem Titeltrack und 'Fair Game' auch noch zwei sehr balladesk angehauchte Nummern, die trotz melancholischer Grundstimmung genügend Härte mitbringen, um nie auch nur annährend in irgendwelche Kitsch-Gefilde abzudriften. Dass die ganze Industrial-Abreibung auch noch mehr als amtlich produziert ist, dürfte wohl niemanden überraschen, wenn ein Meister wie Tägtgren selbst an den Reglern sitzt.
So bleibt dann am Ende auch gewohnt wenig zu kritisieren, denn einmal mehr hat PAIN anno 2024 zahlreiche Ohrwürmer und echte Hits im Gepäck, während man Ausfälle oder gar Durchhänger komplett vergebens sucht. Im direkten Vergleich hatte der direkte Vorgänger "Coming Home" vielleicht ein paar mehr Überhits im Gepäck, andererseits könnten sich selbige mit etwas mehr Geduld auch aus dem starken Material von "I Am" noch herausschälen. Und da die Scheibe in der richtigen Stimmung mit Sicherheit wieder häufig im meinen Player landen wird, muss ich folgerichtig neun Zähler vergeben und jedem Fan von PAIN zum Kauf des Silberlings raten.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs