PARADISE LOST - Draconian Times
Mehr über Paradise Lost
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Rough Trade
- Release:
- 12.06.1995
- Enchantment
- Hallowed Land
- The Last Time
- Forever Failure
- Once Solemn
- Shadowkings
- Elusive Cure
- Yearn For Change
- Shades Of God
- Hands Of Reason
- I See Your Face
- Jaded
Wer etwas schwerfälligen Heavy Metal mag, diesen jedoch eher als konstant dräuenden und melodisch sägenden Rock denn als zähflüssig grollenden Doom verköstigen möchte, sollte sich dieses Meisterwerk unbedingt zulegen.
In 'Forever Failure' ziehen PARADISE LOST eisenharte Gitarren langsam durch die Hitze der Melancholie und hämmern wunderschöne Gravuren in die Melodie. Der Sänger mit seiner emotional ergreifenden Stimme ist mindestens ein Halbgott. Hier singt er mit edel aufgerauter, dunkler Stimme, doch anderswo lässt sich erahnen, dass er in grauer Vorzeit auch schon mal ordentlich zu growlen wusste.
Die aufstrebende Melodie von 'Shadow Kings' trägt das sonst eher finstere Stück wie einst St. Christopheros über einen Schicksalsstrom aus Gitarren voller Schwermut - äußerlich gebeugt zwar, doch innerlich stark. Die Harmonien dieses spröden, doch hochmelodischen Songs gehen weder aggressiv noch bösartig zu Werke, sind beinahe schon popverträglich - der Death-Metal-Vergangenheit von PARADISE LOST zum Trotz.
Unglaublich trocken und hart (keinesfalls zu verwechseln mit aggressiv oder schnell) klingt dagegen 'Elusive Cure', sodass man jederzeit meinen könnte, sein massives Songkonstrukt drohe zu zerbröseln wie ein Betonbunker in nuklearer Sonnenhitze und der Sänger würde sich sogleich spontan entzünden.
Mit 'Yearn for Change' aber haben PARADISE LOST auch atmosphärisch anspruchsvollen Progressiverock am Start, welcher eine einzigartige Stimmung und eine akustische Welt jenseits aller plumpen Vergleiche heraufbeschwört. Wie schon Milton schrieb: "The mind is its own place, and in itself can make heaven of Hell, and a hell of Heaven." Das Stück steht für sich.
Doch auch ein düsterer, wuchtiger und umwälzender Heavy-Metal-Song wie 'Shades of God' weiß auf ganzer Linie zu überzeugen, auch wenn er in seiner Schwermut wie eine einzige, große, instrumentale Gehirnschwellung klingt.
'Hands of Reason' könnte fast schon die harte, aber ebenso atmosphärische Metalversion eines SISTER OF MERCY-Stücks sein: Denkt man sich die Sisters als polierte Bronze, so sind PARADISE LOST schmutziges Plutonium. Ähnliches ließe sich auch zu 'I See Your Face' konstatieren, wobei dieses Stücke jedoch eher an THE CULT erinnert - mithin also rauher, simpler und härter rüberkommt.
Das mindestens göttliche 'Jaded' aber ließe sich getrost in eine Reihe mit dem Übersong 'Forever Failure' stellen und bietet als todesbleierne Gothicballade noch einmal gediegenen PARADISE LOST-Stil vom Feinsten.
Fazit: Für mich ist "Draconian Times" ganz klar der unübertreffliche große Wurf der Band. Leute mit Sinn für dunkle Romantik, klassischen Rock und schweres Metall können unbesorgt zugreifen und genießen. Die Scheibe wird allenfalls noch durch TIAMATs "Wildhoney" übertroffen.
Anspieltipps: Forever Failure, Jaded
- Redakteur:
- Eike Schmitz