PARADOX - Silently Screaming
Mehr über Paradox
- Genre:
- Alternative Rock
- Label:
- Thunderdome
- Release:
- 30.05.2005
- Free Spirit
- Twisted
- Down And Out
- Cry Again
- Under The Influence
- What's Up?
- Life In A Box
- Dirty Night
- Breath
- Patience Of A Saint
- Kiss
- Crazy Second
- Sweet Sheree
Wer jetzt hofft, dass es sich bei PARADOX um die exzellenten deutschen Thrasher handelt, die mit "Collision Course" und "Heresy" wirklich ausgezeichnete Alben ablieferten, der wird nun enttäuscht. Die vier recht jungen Briten von PARADOX spielen Alternative Rock mit deutlichem Punk- und Emo-Einschlag. Dabei macht das Quartett zwar eine Menge richtig, aber auch mindestens ebenso viel falsch. Positiv herauszustellen ist hier sicherlich die wirklich gute, Emotionen ungefiltert transportierende Stimme von Sänger Iain, der in ruhigen Passagen die ganze Stärke seiner Stimmbänder entfaltet. Zwar wird die Luft auch für ihn in den höheren und intensiveren Passagen etwas dünn, am guten Gesamteindruck ändert dies allerdings nur wenig. Die Probleme der Band liegen hier deutlich auf der musikalischen Seite, will sagen: Man sollte doch noch einmal die Ausrichtung überdenken. Etwas mehr Rock und dafür weniger schnulzige, mit tausend Klischees behaftete Songs würden dem Album sicher besser zu Gesicht stehen. Dabei sind die Ansätze durchaus gut. Ein Gespür für gute Refrains hat man allemal. Diese glänzen zwar nicht durch progressive oder gar neue Melodiebögen, gehen aber dennoch ganz gut ins Ohr ('Free Spirit', 'Cry Again'). Jeder Song hat allerdings irgendwo immer ein und dasselbe Problem: Alle miteinander sind sie für die derzeitigen musikalischen und kompositorischen Fähigkeiten der Briten zu lang. Es hat keinen dramaturgischen Sinn, einen zugegebenermaßen guten Refrain nach fast sechs Minuten ein weiteres, viertes Mal unverändert vorzutragen, was nicht nur bei einem Track passiert.
Interessante Ideen kann man Bassist Bex bescheinigen, der immer mal wieder variierte Basslinien einstreut. Diese hingegen beißen sich ab und an mit Gitarre und Drums. Gitarrist Phil strotzt auch nicht gerade vor Einfallsreichtum und Malmsteen'schen Technik-Einlagen. Dünne Leads wie am Ende von 'Free Spirit' legen nicht gerade Zeugnis ab von profunder Instrumentalkunst. Aufgefüllt wird der Silberling durch einige belanglose Akustik- und Halbakustikballaden, die mich auch nicht vom Hocker reißen.
Abschließend bleibt ein Album, das musikalischen und kompositorischen Durchschnitt bietet, der mit vorhersehbaren Strukturen daherkommt und vom Gesang und den Refrains lebt. Die Songs sind im Ganzen zu lang geraten. Diese Einschätzung lässt sich vor allem durch das unterirdische 4 NON BLONDES-Cover 'What’s Up' untermauern. PARADOX schaffen es, dieses poppige Liedchen ohne große Variationen auf sechseinhalb Minuten zu strecken. Hat den Jungs mal jemand gesagt, dass man die Spielzeit nicht auf Gedeih und Verderb ausreizen muss? Das Quartett bietet freilich einige kommerzielle Ansätze, die eigenständige Substanz geht ihm jedoch in großem Maße ab. Nach 66 nur wenig teuflischen Minuten ziehe ich mich "Silently Screaming" zurück und vergesse einfach mal, dass es einen ähnlichen Titel doch schon einmal von Slayer gab.
Anspieltipps: Free Spirit, Cry Again
- Redakteur:
- Patrick Gödde