PENDRAGON - Pure
Mehr über Pendragon
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Toff Records / InsideOut Music / SPV
- Release:
- 27.02.2009
- Indigo
- Eraserhead
- Comatose
- The Freak Show
- It's Only Me
<p>Die reine, klassische Prog-Rock-Lehre verteidigen PENDRAGON auf "Pure" nicht gerade. Um ein faszinierendes, bewegendes Album handelt es sich trotzdem.</p>
Recht schräg ist es schon, wenn eine Band wie PENDRAGON, die nun bereits seit 30 Jahren dabei ist, in den einschlägigen Fachpublikationen immer noch oft als Neo-Prog-Formation tituliert wird. Allerdings geben sich die Herren auf ihrem jüngsten Output namens "Pure" auch alle Mühe, zeitgemäß, relaxt und irgendwie hip zu klingen. Aber dazu später mehr. Mit PENDRAGON verbindet der musikalische Gourmet vor allem die Namen Rick Barrett (Gitarre, Gesang) und Clive Nolan (Keyboards). Meine persönlichen Berührungspunkte mit dieser Band waren am intensivsten in der ersten Hälfte der Neunziger Jahre mit Alben wie "The Window Of Life" (1993), auf dem der geniale Song 'Nostradamus (Stargazing)' verewigt ist, oder "The Masquerade Overture" (1996). Danach verlor ich PENDRAGON ein wenig aus den Augen. Das lag einerseits daran, dass es bis zum folgende Studio-Werk ganze fünf Jahre dauerte. Andrerseits befand sich Progressive Rock auf meinen sinusförmigen Geschmackskurven gerade sowieso in einem tiefen Tal. Doch auf Täler folgen Höhen und nun war ich äußerst neugierig auf "Pure".
Zunächst einmal bestätigt sich mit dieser CD mein fester Glaube, dass von diversen Musen täglich geküsste Feingeister wie Barrett und Nolan gar keine schlechte Platte machen können - wie auch immer man zur aktuellen stilistischen Ausrichtung steht. Dem Material auf "Pure" hört man noch deutlich die musikalischen Wurzeln von PENDRAGON an, die in unmittelbarer Nähe von PINK FLOYD, GENESIS und MARILLION liegen. Auf meinen erwähnten Lieblingsplatten widmete sich die Band einer härter, symphonischeren Variante dieses Stils. In Sachen Gitarrenarbeit, Sound und Atmosphäre wagt sich "Pure" aber auffallend weit an dieser Tage mächtig abgefeierte, neuzeitliche Acts wie PORCUPINE TREE heran. Es ist diese melancholische Verträumheit in Verbindung mit den hypnotischen Gitarren und dem warmen, an gemäßigten Alternative Rock erinnernden Gesamtklang, die den bitteren Beigeschmack von "Fahne-nach-dem-Wind-gehängt" hinterlassen. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass es vielmehr Acts wie eben PENDRAGON oder auch TWELFTH NIGHT und LANDMARQ waren, die den kreativen Boden bereitet haben für die späteren Generationen.
Zudem stehen PENDRAGON die neue Nachdenklichkeit und dezente Schrammeligkeit wirklich gut zu Gesicht. "Pure" wirkt reif und zugleich frisch, entspannt und zugleich lebendig. Aus dieser Symbiose von Vergangenheit und Gegenwart entstehen so großartige Songs wie der trotz Überlänge hitverdächtige Opener 'Indigo' oder die ungemein vielschichtige, farbenfrohe Trilogie 'Comatose', deren erster Teil 'View From The Seashore' zum Ergreifendsten gehört, was mir in den letzten Monaten zu Ohren gekommen ist. Leider gibt es zum Beispiel in 'Eraserhead' oder 'The Freak Show' auch einige Passagen, die ein wenig in sich selbst verloren am Hörer vorbei plätschern. Unterm Strich überwiegen aber in der knappen Stunde, die "Pure" die Seele wärmt, ganz klar die fesselnden und emotional wirklich berührenden Momente. Ich gebe zu, dass ich mich manchmal ein bisschen nach den großen dramatischen Gesten der früheren Tage zurücksehne. Doch "Pure" wirkt sehr authentisch und ehrlich, so dass ich den Musikern zweifelsfrei abnehme, dass dieses Album genau so wie es geworden ist, PENDRAGON anno 2009 perfekt repräsentiert. Und das ist besser und wichtiger als meine kindischen Erwartungen. Freunde zeitgemäß zeitloser, anspruchsvoller Rock-Musik sollten "Pure" auf keinen Fall ungehört im Regal stehen lassen.
Anspieltipps: Indigo, Comatose
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Martin van der Laan