PERSONA GRATA - Reaching Places High Above
Mehr über Persona Grata
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Just For Kicks
- Ace
- Edge Of Insanity
- Istanbul
- Orient Express
- Venice
- I Am You
Ich sehe die Musik, sie hat Fransen.
Mit "Reaching Places High Above" habe ich so meine Schwierigkeiten. Die fünf Slowaken hauen nämlich abwechselnd ins Mett und ins Fettnäpfchen. Soll heißen rocken heftig, frickeln dann wieder wild und leeren auch mal den Schmalztopf bis zum letzten Tropfen über ihren Liedern. Was sagt man denn dazu?
Vielleicht erst einmal, dass PERSONA GRATA auf jeden Fall schon mal exotisch ist, denn Progressive Rock aus der Slowakei ist mir neu. Und die Genrebezeichnung ist eindeutig und treffend, denn die ausufernden Kompositionen lassen allen Musikern Raum für Selbstverwirklichung, was auch den Gesang einschließt. So ist die einzige Konstante die Veränderung. Manchmal mag man Vergleiche heranziehen können und sagen "hey, das klingt wie DREAM THEATER", nur um sofort von einer Flöte genarrt zu werden und mit einer Flower Power Melodie in die Sphären entführt zu werden. Harte Landung per Progressive Metal. Weiterführung inklusive.
Nein, nach einigen Durchgängen kann ich bei "Reaching Places High Above" wahrhaftig keinen roten Faden finden. Zwischen Prog um des Progs Willen, großartigen Melodien, TULL-Flöten, mitreißenden Riffs und emotionalen Passagen pendelnd versagt sich das Album der Charakterisierung und schickt den Hörer in einem Song auf eine wilde Achterbahnfahrt. Ach so, vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich bislang ausschließlich über den Track 'Edge Of Insanity' gesprochen habe. Denn nach einem Durchhören blieb bei mir absolut nichts hängen außer dem Gefühl, etwas Großartiges nicht erfasst zu haben. So bin ich bei diesem Album völlig anders herangegangen. Ich habe mir die beiden Longtracks von über 12 und über 14 Minuten einzeln vorgenommen und mehrfach hintereinander gehört. So lange, bis ich erfahren durfte, dass die abrupten Unterbrechungen, die Stilwechsel mit dem Hackebeil, durchaus Sinn ergeben können. So lange, bis ich wusste, dass gleich wieder die Flöte tiriliert und danach die Gitarre sägt. Siehe da, das ist doch gar nicht so willkürlich.
Denn genau so erscheint das Debütalbum von PERSONA GRATA anfangs. Konfus. Zusammengewürfelt. Ist es aber gar nicht. Es ist nur wichtig, den Zugang zu finden. Für Progger möglicherweise eine Aufgabe, der sie gewachsen sind, auch wenn "Reaching Places High Above" sie dabei durchaus auf eine Probe stellt, aber für ungefrickelte Ohren mit Sicherheit eine unüberwindbare Hürde. Deswegen empfehle ich, erst einmal in die beiden weniger langen Stücke reinzulauschen. Nehmt euch 'Orient Express' zuerst vor. Danach 'Ace'. Gebt den beiden ein paar Runden. Und dann werdet ihr beginnen, die Slowaken zu verstehen. Sobald ihr an diesem Punkt seid, dürft ihr euch die beiden Longtracks vornehmen. Quasi als Belohnung. Und an diesem Punkt werdet ihr dies auch als solche empfinden. Vorher mag das Ganze eher in Richtung Bestrafung gehen. Ihr seid gewarnt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger