PET SLIMMERS OF THE YEAR - Fragments Of Uniforms
Mehr über Pet Slimmers Of The Year
- Genre:
- Post Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Candlelight
- Release:
- 14.04.2014
- Arterias
- Gathering Half the Deep and Full of Voices
- Tides
- Mare Imbrium
- Churning of the Sea of Milk
- Days Since I Disappeared
- Fragments
- La Tormenta
Unhipper Flug-Post-Rock
Was haben Post Rock und Thrash Metal gemeinsam? Nun, beides sind Genres, deren Blütezeiten der Innovation schon lange vorbei sind. Künstler aus beiden Genres haben damals die Grenzen ihres jeweiligen Territoriums eingerissen, sich aber nach einiger Zeit eigene, oftmals unüberwindliche Mauern aus Regelwerk aufgebaut. So beginnt der typische Post-Rock-Song meist langsam und bedächtig, um sich fortwährend zu steigern und in einem klanglichen Inferno zu gipfeln. Instrumentalsoli sind dort mindestens genauso verpönt wie menschlicher Gesang, doch ist der Stil eine Spielwiese für Erzeuger von Klangschichten und Gitarrenlasagnen. MOGWAI, LONG DISTANCE CALLING, 65DAYSOFSTATIC, EXPLOSIONS IN THE SKY, ja, es gibt eine ganze Reihe an Bands, die diesem Stil eine Menge Leben eingehaucht haben. Doch irgendwann ist das Potential dieses doch sehr speziellen musikalischen Themas einfach ausgereizt. Und wer sich heute noch dafür entscheidet, so etwas zu spielen, ergibt sich fast unausgesprochen in das Schicksal der höchstwahrscheinlichen Bedeutungslosigkeit. Im Thrash gibt es zwar immer wieder Leute, die auch den hunderttausendsten EXODUS-Klon wohlwollend in ihrer Bruderschaft aufnehmen. Aber im Post Rock? Wer hier auffallen will, muss anders sein, modern sein, djent sein, australisch sein, technisch beschlagen, künstlerisch hochwertig, am besten Multi-Instrumentalist, Retter des Prog oder sonst irgendwie hip. Yeah, that's cool, dudes, stimmt ihr mir zu? Gimme five!
Denkt ihr!
Jetzt kommt hier mit PET SLIMMERS OF THE YEAR ein Newcomer aus UK, heimst bei mir fette achtkommafünf Punkte ein und spielt dabei nur schnöden, langweiligen Uralt-Post-Rock. Wie bitteschön soll denn das gehen? Etwa klassisch langsam beginnend, mit Klingel-Klöngel-Gitarren, vorhersehbaren Breaks und Steigerungen, die dann - in mehreren Wellen zwar aber immer unweigerlich - im lauten Klangurknall gipfeln?
Ja, genau so machen die das! Denn PET SLIMMERS OF THE YEAR ist schlicht und ergreifend gut. So einfach ist das. Die Band hat das Gespür dafür, worauf es in ihrer Musik ankommt, sie beherrscht die Regeln aus dem Effeff und macht dadurch immer genau zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Wechsel, trifft die richtigen Töne und wählt die richtige Lautstärke. Und erreicht den Hörer damit genau dort, wo es beim Post Rock im ursprünglichen Sinne ankommt. Sie holt ihn ab und nimmt ihn mit auf eine Reise, während der er sich am äusserst voluminösen Klang erfreut und andächtig träumend unter dem Kopfhörer lauschend in der Musik versinkt. Das ist zwar nicht hip und auch nicht cool, erreicht aber genau das, was der Fan von seiner Musik verlangt. Der Thrasher will seine Rübe schütteln, der Briefkastenrocker sich in der Musik verlieren. Und so schön wie von PET SLIMMERS OF THE YEAR bin ich schon lange nicht mehr abgeholt worden. Unhipper Flug-Post-Rock sozusagen, der meines Erachtens das Potential hat, Fans aller oben genannten Bands, so unterschiedlich sie auch sein mögen, anzusprechen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker