PHANTOM CORPORATION - Time And Tide
Mehr über Phantom Corporation
- Genre:
- Death Metal / Crust
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Surpreme Chaos Records
- Release:
- 12.12.2025
- Frantic Disruption
- Dead Of Night
- Crished
- Krokodil
- Pound Of Flesh
- To The Hilt
- Time And Tide
- Sorcerer
- For All The Wrong Reasons
- Crisis
- Western Apocalypse
Der heiß ersehnte, zweite Streich der Crust-Brigarde aus Morgentauenland!
Ja, ich weiß, diese Art der eruptiv-akustischen Wutklumpen-Beschallung ist nicht so ganz mein Metier. Aber man hört ja immer auch mit einem emotionalen Ohr. Dieses ist bei diesem Wonneproppen-Lineup natürlich ganz besonders weit offen, so dass ich bereits den Vorgänger mit flauschigen 8,5 Punkten versehen habe. Nachdem ich die Jungs – oder sollte ich in Anbetracht des Alters hier schon Herren schreiben? – nun auch live genießen durfte, ist meine Begeisterung noch größer als zuvor schon.
"Time And Tide", der Nachfolger zum superben "Fallout" aus dem letzten Jahr setzt dort an, wo man vor gut 12 Monaten den kreisenden Vorschlaghammer gestoppt hat. 'Frantic Disruption' bietet gleich genau das, was der Titel erhoffen lässt. Crustiges Riffing und nach einer fluffigen Eingroove-Phase dann die komplette Kauleisten-Zerstörung. Leif Jensen scheint beim Einsingen einen besonders dicken Hals gehabt zu haben, denn die Emotionen fliegen wie mittelgroßen Handgranaten aus meinem Kopfhörer. Hat die Hauskatze etwa die Tori-Amos-Vinyle zum Spielen entdeckt?
Aber dieser Einstieg ist bei Weitem nicht die grantigste Darbietung auf "Time And Tide". So rasiert mir 'To The Hilt' mit seinem messerscharfen Riffing die Haare im bärtigen Ohr und beim extrem wüsten, mehrstimmigen Gangshout-Gebrülle wird wohl jede normal-gepolte Faust geballt gen Clubdecke wandern. Was für eine Hymne! Doppelt toll, weil der Übergang in dieses Bratbart-Geschütz klamm und heimlich im direkten Anschluss an 'Pound Of Flesh' in die Lauscher kracht. Diese Heimlichkeit der Songübergänge ist wirklich meisterhaft und ich hoffe, dass man dies live genauso spielen wird. Total großartig!
Aber auch 'Crushed' mit seinem SLAYER-Gedenk-Anfang bietet die totale, musikalische Zerstörung. Besonders faszinierend ist die Kunst von beinahe altmodischem 80er-Thrash immer wieder flüssig ins noisige Inferno zu wechseln, ohne so eine Weichbirne wie mich dabei zu verlieren. 'Crushed' ist dazu das perfekte Beispiel. Einfach mächtig, wenn dann völlig unverhofft sogar eine Gitarrenmelodie um die Ecke geschossen kommt.
Ebenso faszinierend ist die Crust-Keule 'Crisis', die ihrem Namen alle Ehre macht. Hier regiert in knappen 140 Sekunden die musikalische Apokalypse, denn trotz der relativ kurzen Spielzeit der Nummer passiert hier unheimlich viel. Abwechselnder Gesang, Rhythmuswechsel zwischen dem sechsten und achten Gang mit ein paar kurzen Verschnaufpausen in der doomigen Talfahrt ins akustische Chaoszentrum. Und wo wir gerade schon von der Apokalypse schreiben, schließt sich hieran auch gleich ein ebenso betitelter Rausschmeißer an: 'Western Apocalypse' ist dann neben 'Sorcerer' der Ohrwurm für unvercrustete Ohren und somit selbstmurmelnd ein Highlight in hiesigen Kuschelkabinett. Die Riffattacken in dieser unfassbar intensiven Nummer erinnern mal wieder an angepisste Hornissen-Schwärme im Amokflug. Samurai-Hornissen? Ob es diese Spezies gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Sollte es so sein, würden sie diesen Song als Untermalung wählen.
Groß und unartig!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae


