PHIL CAMPBELL - Old Lions Still Roar
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2019
Mehr über Phil Campbell
- Genre:
- Heavy Metal/ Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 25.10.2019
- Rocking Chair feat. Leon Stanford
- Straight Up feat. Rob Halford
- Faith In Fire feat. Ben Ward
- Swing It feat. Alice Cooper
- Left For Dead feat. Nev MacDonald
- Walk The Talk feat. Nick Oliveri
- These Old Boots feat. Dee Snider
- Dancing Dogs (Love Survives) feat.Whitfield Crane
- Dead Roses feat. Benji Webbe
- Tears From A Glass Eye
Ein Strauss bunter Melodien.
Während Ex-MOTÖRHEAD-Schlagzeuger Mickey Dee bei den altgedienten SCORPIONS ein neues musikalisches Zuhause fand, schlug sein langjähriger Wegbegleiter Phil Campbell gänzlich andere Wege ein. Der 58-jährige Gitarrist begnügt sich nicht einfach nur damit, sich irgendeiner anderen namhaften Band anzuschließen, sondern gründete 2015 gemeinsam mit seinen drei Söhnen Todd (Gitarre), Tyla (Schlagzeug) und Dane (Schlagzeug) PHIL CAMPBELL AND HIS BASTARD SONS, die von Neil Starr am Gesang komplettiert wurden. Der Erfolg der ersten Albumveröffentlichung ließ dann auch nicht lange auf sich warten und "The Age Of Absurdity", so der Titel der Scheibe, stieg auf Platz 53 der britischen, Platz 36 der deutschen, Platz 60 der österreichischen und Platz 29 der schweizerischen Albumcharts ein. Doch damit scheint sich der alte Haudegen immer noch nicht zufrieden zu geben und so hievt er dieser Tage sein erstes Soloalbum mit dem Titel "Old Lions Still Roar" in die Regale und erfüllt sich damit einen lang gehegten Traum.
Wer hier allerdings ein Album im typischen MOTÖRHEAD-Style erwartet, irrt sich gewaltig. "Old Lions Still Roar" bietet vielmehr feinsten Hard Rock, welcher einen völlig losgelöst aufspielenden Gitarristen zeigt. Bewaffnet mit einer ganzen Armada von All-Stars begab sich der Waliser ans Werk, um seine musikalischen Ideen bestmöglich umzusetzen. Mit dem gechillten 'Rocking Chair', sorgt Phil sogleich für einen völlig überraschenden, weil sehr ruhigen Start in die nächsten gut 40 Minuten. Mit autobiografischen Lyrics über seinen bisherigen musikalischen Werdegang ausgestattet, wird der Titel von Leon Stanford erstklassig gesungen. Nicht weniger überraschend geht's direkt im Anschluss mit 'Straight Up' weiter, dessen Grundriff stark an die aus Hannover stammenden SCORPIONS erinnert und von keinem Geringeren als Metal God Rob Halford formidabel in Szene gesetzt wird. So, oder zumindest so ähnlich, würde es in etwa klingen, wenn Rob gemeinsam mit den Skorpionen musizieren würde. Cool! Das nenne ich dann doch mal einen Start nach Maß.
Ben Ward von ORANGE GOBLIN leiht anschließend dem hart groovenden 'Faith In Fire' seine Stimmbänder, bevor es bei 'Swing It' wortwörtlich swingt wie die Sau. Der "Prince Of Darkness" ALICE COOPER himself wertet diese beschwingte Nummer mit seinem charismatischen Gesang noch zusätzlich auf. Nev MacDonald, Sänger der britischen Hard-Rock-Band SKIN, sorgt direkt im Anschluss mit der Ballade 'Left For Dead' für ganz große Gefühle. Coolen Vintage Hard Rock der Marke späte Sechziger, frühe Siebziger bekommt der Zuhörer bei 'Walk The Talk' mit Nick Oliveri von MONDO GENERATOR geboten. 'These Old Boots' stellt dann meinen persönlichen Höhepunkt und Lieblingssong der Scheibe dar. Dies liegt zum einen daran, dass dieses Stück dem MOTÖRHEADschen Schaffen kompositorisch am nächsten kommt und zum anderen, weil ihm von Dee "Fucking" Snider und einem imposanten Gitarrensolo von Mick Mars (MÖTLEY CRÜE) die Krone aufgesetzt wird. 'Dancing Dogs (Love Survives)' hat es im direkten Anschluss daran naturgemäß schwer und fällt trotz eines Whitfield Crane am Gesang tatsächlich leider etwas ab. SKINDREDs Benji Webbe sorgt auf der Zielgeraden mit einer wahnsinnig einfühlsam vorgetragenen Performance bei 'Dead Roses' nochmals für jede Menge Herzschmerz und feuchte Augen. Das Instrumental 'Tears From A Glass Eye' mit Joe Satriani an der Klampfe, sorgt dann schlussendlich für einen würdigen und runden Abschluss dieser klasse Scheibe.
Ihr fragt euch nun vielleicht: Wieso zur Hölle erwähnt der Schreiberling in seinem Review eigentlich nichts explizit über das Gitarrenspiel unseres Hauptprotagonisten? Nun, der Grund dafür ist simpel. Der Maestro stellt sein Gitarrenspiel komplett in die Dienste der Songs und verzichtet dabei gänzlich auf unnötigen Firlefanz oder übertriebenes Rockstar-Gehabe. Vielmehr setzt er sich auf seinem Album keinerlei stilistische Grenzen, lässt seine Axt nur dann wirklich kreisen, wenn es der Song auch tatsächlich verlangt und hält sich ansonsten dezent im Hintergrund. "Old Lions Still Roar" ist somit ein überraschendes, unterhaltsames, vielschichtiges und zudem kurzweiliges Hörvergnügen für Freunde abwechslungsreicher, hart rockender Musik.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mahoni Ledl