PINEAPPLE THIEF, THE - It Leads To This
Mehr über Pineapple Thief, The
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- KScope / Edel
- Release:
- 09.02.2024
- Put It Right
- Rubicon
- It Leads To This
- The Frost
- All That's left
- Now It's Yours
- Every Trace Of Us
- To Forget
Eine fortschreitende Entwicklung zu mehr Massenkompatibilität? Na und?
In den vergangenen Jahren haben sich die Mannen von THE PINEAPPLE THIEF schon häufiger mit den Kollegen von PORCUPINE TREE vergleichen lassen müssen - und das nicht erst seit dem Einstieg von Schlagwerker Gavin Harrison, der die Truppe von Bruce Soord definitiv noch einmal verstärkt hat. Der Mastermind und sein kreatives Gegenüber Steven Wilson haben den Kurs ihrer jeweiligen Bands in der letzten Dekade Stück für Stück verändert, dabei aber ein sehr unterschiedliches Arbeitstempo hingelegt. Während Soord nämlich neben seiner eigentlichen Kapelle auch noch seine Solokarriere voranbringen konnte, tanzt Wilson auf allen möglichen Hochzeiten, zuletzt aber immer seltener auf seiner eigenen. Und dennoch stehen sich diese beiden gottgleichen Sänger musikalisch derzeit näher denn je - und daran hat auch "It Leads To This" einen entscheidenen Anteil.
THE PINEAPPLE THIEF hat sich in der jüngeren Vergangenheit immer deutlicher vom klassischen Prog Rock der Anfangstage verabschiedet und mit der Zeit immer mehr Nuancen aus der Populärmusik adaptiert. Während dieses inhaltliche Fortschreiten üblicherweise zu einer Spaltung der Fanlager führt, haben die Briten ihren Werdegang jedoch geschickt angepasst und die besinnliche Atmosphäre, die als Konstante das Gesamtwerk ziert, nach wie vor beibehalten können. Und so passt es auch gut ins Bild, dass auf der neuen Scheibe der Gesang sehr weit im Vordergrund steht und der Grunton eher ein sehr stiller ist. THE PINAEPPLE THIEF geht heuer vorwiegend balladesk zu Werke, kreuzt immer mal wieder gerne den Mainstream und hat die bandeigene Vergangenheit zu großen Teilen hinter sich gelassen, ohne dabei den eigentlichen Anspruch aufgeben zu müssen. Immer noch ist Soords Stimme ergreifend genug, um die Hörerschaft mitzureißen, nach wie vor sind die Harmonien der Briten einfach nur einzigartig schön, und immer noch holt THE PINEAPPLE THIEF seine Fans spätestens dort ab, wo mehrstimmige Gesänge in wunderschöne Chorus-Passagen führen. Doch wie lange kann das noch so weitergehen?
Diese wichtige Frage taucht bei jedem weiteren Release der Truppe wieder auf und führt zu Gedankenspielen ob eines möglichen weiteren Entwicklungsschrittes, den man aber eigentlich gar nicht mehr anvisieren muss, da THE PINEAPPLE THIEF inzwischen an einem Punkt angekommen ist, wo alleine schon die tolle Rhythmusarbeit und die betont minimalistische Experimentierfreude leichte Facetten verändern, die für ausreichend frischen Wind sorgen. Selbst in vergleichsweise unspektakulären Nummern wie 'All That's Left' und 'Every Trace Of Us' bekommt man diese besondere Gefühl, etwas wirklich Spezielles zu hören, und sei es eben auch einfach nur die gewaltige Stimme des Vorturners Soord.
Natürlich muss man insofern auch Abstriche machen, dass man sich die neue Scheibe nicht mehr bewusst erarbeiten muss, sondern diese schon auf Anhieb große Teile ihrer eigentlichen Pracht offenbart. Aber ist dies ein Grund, die Sache kritisch zu betrachten? Meines Erachtens nach ist es das jedenfalls nicht. Ich liebe THE PINAPPLE THIEF und besonders den älteren Stoff, aber ich finde auch Gefallen an den leichter zugänglichen Nummern von "It Leads To This", weil es nur wenige Bands hinbekommen, immer wieder eine solch bezaubernde Atmosphäre in ihrer Musik zu kreieren wie THE PINEAPPLE THIEF. Und daran hat sich auch trotz der weiteren Annäherung an den Mainstream absolut nichts geändert!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes