PITPONY - Greetings, Changeling!
Mehr über Pitpony
- Genre:
- Indie Rock / Alternative Rock / Post-Hardcore / Post-Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- FinestNoiseReleases / Radar
- Release:
- 04.11.2011
- Greetings, Changeling!
- A Thought For Sore Minds
- Hit And Run
- Hollow Days, Precious Nights
- Average
- Shotgun Love Song
- Reign Over The Sea
- In Disguise Part I
- In Disguise Part II
- A Reasonable Dance
- Take A Left Turn For The Right
- When It Rains, It Pours
Wer anderen ein Grubenpony schenkt, bekommt selbst ins Maul geschaut. <br />
Verwirrt? Ja, so läuft das hier!
Das Grubenpony spielt mit Erwartungen, schüttelt die Scheuklappen ab, läuft dennoch stur in der Spur, und macht sich dabei ziemlich schmutzig. Des Öfteren erinnert der kräftige, gedrungene, zähe Sound von PITPONY an die irischen Rhythmusheroen von THERAPY? zu deren dreckigster Phase ("Shameless"), und auch die schwere doch dynamische Heavy/Punk-Rockqualität amerikanischer Alt-Rock-Bands wie der TOADIES scheint da miteingekreuzt zu sein. Zwischendurch blinzelt einem aus dem ratternden Dunkel der Grooves noch ein wenig rudimentär angepsychter, erlösungsuchender Funksoulbluesrock vom Stamme MOTHER TONGUE zu. So ergibt sich ein muskulöser Sound, der bemerkenswert sehnig und drahtig daherkommt und bei aller Bodenständigkeit ein gewisses rebellisches Feuer nicht verleugnen kann.
Bezeichnend für die dynamische Wandlungsfähigkeit im Rockzaum ist ein Stück wie 'A Thought For Sore Minds', wo sich aus dem gnadenlosen chugga-chugga ein seelensuchender Song herausschält, um danach von einer geschirrklappernden Rhythmusvorgabe weggedrückt zu werden. Doch auch der fahrerflüchtige Crashkurs von 'Hit And Run' ist typisch für den markigen PITPONY-Sound. Mit limitierten Mitteln progressiv ertönt die psychotische Psychedelikrocksuite 'Hollow Days, Precious Nights' und macht deutlich, dass in Sachen (Post-)Grunge das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, sondern es immer noch von der oft verpönten Spätachtziger-/Frühneunzigerjahreströmung beeinflusste Bands gibt, die sich nicht der vorhersehbaren Radiotunesfließbandproduktion verschrieben haben, sondern die Möglichkeiten des Genres in voller Tiefe ausloten und seine bisher gesteckten Grenzen mutig überschreiten.
Auch verhältnismäßig simple Rocker wie 'Greetings, Changeling!', 'Average', 'A Reasonable Dance' und der leicht angebleichte 'Shotgun Love Song' erhalten auf "Greetings, Changeling!" eine gefährliche, bissig grungige Note.
Schwebender, fast schon stonermäßig, da dennoch heavy, gleitet 'Reign Over The Sea' durch den Äther, ein für eine zumeist schroff agierende Kapelle wie PITPONY relativ ruhiges Stück mit verblüffend soften Passagen. An diese knüpft auch der balladeske Song 'In Disguise Part I' an, welcher für eine Kuschelrockkompilationzweitverwertung freilich immer noch zu viel Kante zeigt. 'In Disguise Part II' schließlich erinnert an selige "Nevermind"-Zeiten, funkt, rockt und treibt diesen Sound allerdings noch fesselnder voran als die Originale. Die Kunst der langsamen Steigerung führt PITPONY gen Ende von "Greetings, Changeling!" mit dem an SEND NØ FLOWERS gemahnenden 'Take A Left Turn For The Right' vor. Nur das etwas verkatert wirkende 'When It Rains, It Pours' kommt nicht so recht aus den Puschen.
Die von Kollege Kubaschk auf dem '09er-Output "A Small But Angry Creature" noch als störend ausgemachten noisigen Elemente hat die Band, wie's scheint, deutlich zurückgefahren um geradliniger zu rocken. Wir haben es hier also mit einem anhörlichen Album zu tun, das die gute, manchmal auch aufregende Seite des Grungerock zeigt, ohne sich in vorgekauten Formeln zu ergehen. Wer es schmutzig rockend mag und dabei auch eine kleine Prise Psychedelik verträgt, sollte PITPONY eine Chance geben. Das hübsche Digipak mit kunstvollem, textreichem Booklet bietet auch etwas für's Auge.
Anspieltipps: A Thought For Sore Minds; Hollow Days, Precious Nights; Shotgun Love Song; In Disguise Part I; Take A Left Turn For The Right
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz