POHLMANN, KRIS - Relentless
Mehr über Pohlmann, Kris
- Genre:
- Blues / Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Black Penny Records
- Release:
- 07.03.2025
- It's Only Love
- Same Old Lies
- Change Your Mind
- Don't Leave
- Done Somebody Wrong
- Unreal
- Feel Like The World's Got The Better Of Me
- Look At Me Now
- Never Said Goodbye
- Serenity
Toller Bluesrock aus heimischen Gefilden.
Sechs Jahre sind vergangen, seit KRIS POHLMANN für uns mit seinem letzten Studioalbum "Feel Like Going Home" den Blues zelebriert hat. Für den Briten mit Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen eine ungewöhnlich lange Wartzeit, die allerdings ihre Gründe hatte. So erlitt Kris einen doppelten Bandscheibenvorfall und verlor dadurch das Gefühl in zwei seiner Finger, was Gitarrespielen zwischenzeitlich unmöglich machte. Mit einer Operation und Physiotherapie kämpfte sich der Gitarrist, Songwriter und Sänger allerdings wieder zurück und scheint gestärkt aus diesen harten Prüfungen des Durchhaltevermögens hervorgegangen zu sein. Zumindest lassen das Bison auf dem Coverartwork, die rote Farbe und der Titel "Relentless" darauf hoffen, dass mit dem neuen Studioalbum die Zeichen im Hause Pohlmann auf Angriff stehen.
Auch wenn der Opener 'It's Only Love' an eine Ballade denken lässt, ist die Nummer meilenweit vom typisch schleppenden Blues mit Liebesthematik enfernt. Viel mehr verdeutlich der durchaus schwungvolle und von einem starken Refrain garnierte Track, dass der Brückenschlag zwischen Blues und Rockmusik vermehrt ein Thema auf "Relentless" sein wird. So richtig in Schwung kommt die Platte allerdings erst mit dem locker und beschwingt rockenden 'Same Old Lies', das sich mit seinem tollen Refrain schnell als erster Höhepunkt der Scheibe aufdrängt und wohl jeden Blues-Rock-Anhänger glücklich stimmen dürfte. Für mich persönlich hat trotzdem das direkt folgende 'Change Your Mind' minimal die Nase vorne, denn mit seinem wunderbar groovenden Riff bleibt bei dieser Nummer kein Nacken in Ruheposition. Mitnicken ist hier Pflicht. Übrigens räumt das herrlich charakterstarke Gitarrensolo im gleichen Atemzug auch jegliche Bedenken aus, dass die eingangs erwähnten gesundheitlichen Probleme den Bandleader und Gitarristen daherhauft behindern könnten. Hörbar ist das nicht der Fall.
Doch keine Sorge, auf "Relentless" wird nicht nur beschwingt und teils sogar kantig gerockt, auch die klassischeren Bluestöne haben weiterhin ihren Platz im Sound des Frontmanns, der heuer übrigens Unterstützung von Jonas Bareiter (Bass) und Schlagzeuger Roman Midleja erhält. Der Punktsieg geht in dieser Kategorie dabei an 'Don't Leave', das erneut mit unheimlich geschmackvollem Gitarrenspiel punktet, doch auch 'Never Said Goodbye' muss sich als Blues-Ballade keinesfalls verstecken. Gleiches gilt auch für die rockigeren Töne, die Kris und seine Mitstreiter in der Mitte des Albums in ungeahnt düstere und sperrige Gefilde führen. So ist 'Done Somebody Wrong' ein herrlich finsteres Groove-Monster, während 'Feel Like The World's Got The Better Of Me' wieder an der Sechsaitigen alle Register zieht und auf einem soliden Backbeat dahingaloppiert. Der wohl überraschendste und gleichzeitig spannendste Track ist allerdings 'Unreal'. Beginnt die Nummer mit cooler Slide-Gitarre und einem Drumloop, schleichen sich gerade zur Mitte hin auch orientalische Einflüsse und Instrumentierung ein, was dem Song gemeinsam mit den ungewohnten Gesangseinlagen ein unheimlich tolles und eigenständiges Flair verpasst.
Insgesamt hat sich das Warten dann auch wirklich gelohnt, denn schaue ich mir die bisherige Karrie von Kris Pohlmann an, dann könnte "Relentless" vielleicht das bisher beste Album des Blues-Rockers sein. Klar, natürlich rennt die Scheibe bei mir als Liebhaber der eher rockigen Töne offene Türen ein, doch auch ganz nüchtern betrachtet, sind die zehn Kompositionen unheimlich abwechslungsreich, vollgepackt mit kreativen Ideen und dennoch kurzweilig genug, um auch langfristig im Gedächtnis zu bleiben. Liebhaber des Genres riskieren hier also bitte unbedingt ein Ohr, denn Kris bleibt eines der spannendsten Bluesrock-Gewächse der hiesigen Szene.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs