POINT MORT - Le Point De Non-Retour
Mehr über Point Mort
- Genre:
- Progressive Extreme Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Almost Famous
- Release:
- 25.04.2025
- ॐ Ajar
- An Ungrateful Wreck of Our Ghost Bodies
- The Bent Lady Neck
- Skinned Teeth
- Le Point De Non-Retour
- Lecur
- Der
Ein musikalischer Schmelztiegel voller fordernder Kreativität!
Freunde, eines gleich vorweg: Ich bin überfordert. Diese Pariser Band weigert sich standhaft, mir eine Chance zur Kategorisierung zu geben. Denn das was nach einem Intro, das komplett digital und ohne Instrumente entstanden ist, auf mich einprasselt, ist ein angeschwärztes Progressive-Post-Metal-Core-Inferno. Man beginnt mit blackmetallischer Heftigkeit, Kreischgesang inklusive Blastbeats, mündet in einen klaren, melodischen Gesangspart mit Keifen im Hintergrund, um mit exaltiertem Gesang irgendwo zwischen Punk und Nina Hagen in Growls und Shouts zu münden, begleitet durch ein Break, wandelt wieder den Gesang, hoppelt mit dem Schlagzeug heftig durch die Weltgeschichte, während man ein Core-Break mit Doomsounds verbindet. Dann folgen ruhige Elektro-Sounds mit Gesang der Marke Singer-Songwriter, eine entrückte, schöne Melodie mit Chor, die wiederum in herausgesungene Verzweiflung führt, die bald mit Blastbeats unterlegt wird, von Gitarrengeschrammel aus der Garage begleitet. Es wird wieder heftig, schnell, hart, aber weiterhin auch dezent postmetallisch, um genau dahin zu führen und wieder mit Melodie die Kanten zu schleifen. Stoner-Rock darf auch mitmachen, dann wird es wieder düster und black und hart und heftig. Nein, das war nicht das ganz Album, das war der erste Song mit seinen zehneinhalb Minuten!
Ich vermag es kaum zu glauben, aber es scheint, als ob Sängerin Sam Pillay alle Gesänge erzeugt - man mag kaum glauben, dass eine einzelne Kehle so wandlungsfähig ist. Das beweist sie nochmal in 'The Bent Lady Neck', das eigentlich stilistisch genau da weitermacht, wo der Opener 'An Ungrateful Wreck Of Our Ghost Bodies' aufgehört hat. Als ob POINT MORT meint, es wäre Zeit, dem Hörer etwas Struktur zu bieten, kommt die Band in 'Skinned Teeth' erstaunlich direkt, zumindest für ihre Verhältnisse, auf den Punkt und bietet eine kondensierte Version ihre Stils mit hohem Energielevel.
Das beinahe normal erträgliche Titellied führt dann wieder in einen Prog-Metal-Mahlstrom namens 'Lecur' und mit 'Der', in dem Pop und Akustikgitarre, Growls und technische Eskapaden an den Saiten bis zum plötzlichen Albumende vermischt werden. Zurück bleibt ein auch nach mehreren Durchgängen ratloser Rezensent. Ist das cool? Ja. Originell? Ja. Allgemein verträglich? Nein. Anstrengend? Ja. Will ich das wieder hören? Ja. Häufig? Äh... Wahrscheinlich eher nein, dazu brauche ich schon den richtigen Moment. Das gilt aber auch für andere Bands. Und jetzt weiß ich auch, womit ich POINT MORT vergleichen kann: Mit den Kanadiern UNEXPECT und den Skandinaviern ATROX. Stellt euch vor, UNEXPECT und ATROX würden Black Metal und Post Rock in ihren Stil integrieren und das Ganze von Nina Hagen produzieren lassen. Klingt gut? Aber klar. Klingt das, als ob man damit jede Party beenden und den Nachbarn zur Weißglut bringen kann? Ebenfalls klar.
Und was mache ich damit jetzt? Hits hat die Scheibe keine, künstlerisch ist sie aber brillant. Dauernd auflegen kann man das nicht, aber es ist völlig faszinierend. Ich ziehe die musikalische Leistung heran als wichtigstes Attribut und gehe etwas höher, als unsere Skalendefinition gehen würde, und bitte dich, Leser, aber einmal in das Video zu 'An Ungrateful Wreck Of Our Ghost Bodies' reinzulauschen. Entweder du ziehst erschreckt von dannen oder bestellst dir dieses verrückte, mal großartige, mal nervtötende Album direkt. Das einzige, was "Le point de non-retour" nicht ist, ist egal.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger