PORTA NIGRA - Fin de Siècle
Mehr über Porta Nigra
- Genre:
- Avantgarde Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Debemur Morti Productions
- Release:
- 16.11.2012
- Dekadente Nächte
- Megalomaniac
- Der Spiegel
- Absinthfee
- Aas der Meere
- Fin de Siècle
- Tod meiner Lust
Mètal Noir L'avant-garde
Wer glaubt, dass Black Metal nur dumpfes Gerumpel mit keifender Kreissägenstimme ist, das sich ausschließlich mit den Wegen des Gehörnten beschäftigt, hat wohl lange kein neues Album des Genres mehr begutachtet. Denn gerade in den letzten Jahren gab es eine Schwemme an schwarzmetallischen Avantgardisten, die intelligente Texte, Art-Rock-Einflüsse und progressive Elemente in das Genre eingebracht haben. ALCEST, AMESOEURS oder auch CELESTE sind da nur die Spitze des Eisberges, dieser vornehmlich französischen Bewegung.
Allerdings bietet auch die Bundesrepublik gute Bands aus diesem Genre. Das beweist unter anderem das Debütalbum "Fin De Siècle" der Rheinland-Pfälzer PORTA NIGRA, das dieser Tage bei Debemur Mortis Productions erscheint. Ganz bewusst gibt man sich ein Image, das an die Belle Époque angelehnt ist. Ein französischer Albumtitel, Songtitel wie 'Dekadente Nächte' und 'Absinthfee' unterstreichen dieses Konzept sehr gut und versetzen den Hörer in eine Zeit zurück als vor etwa 100 Jahren in Frankreich Schriftsteller, Komponisten und Künstler in einem Pariser Salon über Gott und die Welt philosophiert haben.
Die Songs sind sehr ausladend und sprengen bis auf zwei Ausnahmen stets die Sieben-Minute-Grenze. Die Texte sind fast ausschließlich in Deutsch gehalten und sind auch meist ganz gut zu verstehen. Auch die Geschwindigkeit ist hauptsächlich im Mid-Tempo angesiedelt. Der Gesang wechselt zwischen Screams, cleanen Vocals und verzweifelten Schreien, wobei ab und zu auch mal sanfter Frauengesang verwendet wird. Alles in allem klingen diese Eckdaten sehr nach LANTLOS. Jedoch sind die Parallelen nicht so frappierend wie man meinen mag.
Besonders die kalten, schwarzen Klangteppiche zeugen viel mehr vom skandinavischen Einfluss, während die Lyrics eher Querverweise zu NOCTE OBDUCTA oder AGRYPNIE zulassen (gut zu hören in 'Aas der Meere'). Etwas aus diesem Raster fällt der Track 'Der Spiegel', der sich durch eine sehr rhythmus-betonte Gitarrenführung und einen heftigen groovenden Beat auszeichnet. Der Text ist mit so Zeilen wie "Spieglein, Spieglein an der Wand" etwas seltsam und rückt das ganze Konzept bedrohlich in die Nähe von CORPSEPAINs Schneewitchen-Songs. Zum Glück schwenkt man in der Mitte um und macht aus dem Dark-Metal-Schocker ein sehr morbides Stück schwarzer Klangkunst, indem man sich auf die herrlich düstere Melodieführung besinnt, die sich wie ein roter Faden durch das Album zieht.
Der eindeutig beste Track der Platte ist 'Megalomaniac', zu dem es auch ein sehr, sehr sehenswertes Video gibt. Der klare Refrain ist unglaublich ohrwurm-verdächtig. Persönlich ist dieser Titel einer der besten Tracks, die 2012 überhaupt raus gekommen sind. Episch, kraftvoll und erhaben ist dieses Sieben-Minuten-Opus. Kurzum: einfach perfekt.
Der letzte ist gleichzeitig der längste Song. 'Tod meiner Lust' ist ein sehr atmosphärisches Stück, das mit verwaschenen Riff-Schwaden und sirenenhaften Back-Up-Vocals eine geradezu romantische Atmosphäre erzeugt. Besonders Highlight ist das singende Gitarrensolo von OBSCURE INFINITYs Stefan, das wie alle Soli auf diesem Longplayer technisch hervorragend dargeboten wird.
Alles in Allem ist der Erstling "Fin De Siècle" von PORTA NIGRA ein starker erster Release, bleibt aber doch ein stückweit hinter den Erwartungen zurück, die die Vorab-Single 'Megalomaniac' geschürt hatte. Das kann aber auch daran liegen, dass dieser Song so übermächtig ist, dass es schwer ist gegen ihn anzukommen.
Nichtsdestotrotz ist es der Band zu wünschen, dass sie es auf folgenden Releases nicht zu sehr mit der Extravaganz übertreibt. So semi-gotische Ausflüge wie die erste Hälfte von 'Der Spiegel' sind dann doch etwas zu schrill und stören etwas den Hörfluss einer insgesamt sehr anständigen Platte. Musikliebhaber, die von Raw und War Black Metal gelangweilt sind, werden mit PORTA NIGRA ihre helle Freude haben.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Adrian Wagner