PORTRAIT - Crossroads
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2014
Mehr über Portrait
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Metal Blade (Sony)
- Release:
- 25.04.2014
- Liberation
- At The Ghost Gate
- We Were Not Alone
- In Time
- Black Easter
- Ageless Rites
- Our Roads Must Never Cross
- Lily
Hier scheiden sich die Geister ... nicht.
Das Quintett PORTRAIT zählt zu meinen Lieblingsnewcomern der letzten Jahre. Die beiden bisherigen Scheiben, wie auch das Demo rotieren häufig bei mir und wollen keinerlei Abnutzungserscheinungen zeigen. Ein eindeutiges Indiz für abwechslungsreiches Songwriting, welches auf der einen Seite einen hohen Wiedererkennungswert hat, auf der anderen Seite aber auch nach etlichen Durchläufen nicht langweilig wird. Deswegen war ich natürlich sehr gespannt auf "Crossroads", denn nicht selten heißt es ja, dass das dritte Album über den weiteren Erfolg einer Band entscheiden kann. Vielleicht eine veraltete Betrachtungsweise, aber bei mir hat sie sich eingebrannt. Entsprechend gierig sauge ich die ersten Umdrehungen von "Crossroads" in mich auf.
Der erste Eindruck: Die fünf Schweden haben nichts verlernt, agieren noch immer am Rande des gnadenreichen Schicksals herum und scheinen dieses Mal noch mehr Wert auf ausgefeilte Arrangements gelegt zu haben. Vor allem die Gitarrenharmonien zünden sofort und erfreuen das Herz. Allerdings habe ich auch den Eindruck als sei die Band reifer geworden. Ein Umstand, der das Material bisweilen etwas glatter klingen lässt. Die feurige Giftigkeit, die energische Boshaftigkeit, die ältere Kompositionen inne hatten, scheint einer länger durchdachten Version gewichen zu sein. So klingt 'We Were Not Alone' ungewohnt sanft und rund. Natürlich nur, wenn man den noch immer extremen Gesang von Per Karlsson außer acht lässt. Der gute Mann quiekt und sireniert nämlich nach wie vor in höchsten und allerhöchsten Tönen. Wunderbar!
Hört man "Crossroads" aber häufiger, so entdeckt man zum Beispiel im schaurig-schönen 'Ageless Rites' die lieb gewonnenen Bösartigkeiten vergangener Tage. Allein das knackige Riff, welches den Chorus unterlegt, rechtfertigt den Erwerb dieses Longplayers. Einem schallenden Glockenklang gleich, hallt er in den Gehörgängen des Zuhörers nach und kommt wie ein bedeutungsschwangeres Echo immer wieder zurück. Aber auch der neun Minuten lange Rausschmeißer 'Lily' entfaltet nach einer Eingewöhnungsphase seine gesamte Schaurigkeit. Hier legen die Jungs so viele Gitarrenschichten übereinander, mal akustisch, mal treibend-riffig, mal melodisch solierend, man weiß gar nicht, worauf man sich zuerst konzentrieren soll. So vergehen die neun Minuten wie im Fluge und man ist unweigerlich komplett gefesselt von der erstklassigen Musik der Schweden.
Bleibt mir abschließend nur noch festzustellen, dass "Crossroads" ein großartiges Album geworden ist, welches zwar ein wenig die Wildheit der vergangenen Tage vermissen lässt, dabei aber gleichzeitig deutlich aufzeigt, wohin die Reise zukünftig noch gehen kann. Viel versprechend, sehr viel versprechend.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae