POSSESSED - Revelations Of Oblivion
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2019
Mehr über Possessed
- Genre:
- Death/ Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 10.05.2019
- Chant Of Oblivion
- No More Room In Hell
- Dominion
- Damned
- Demon
- Abandoned
- Shadowcult
- Omen
- Ritual
- The Word
- Graven
- Temple Of Samael
30 Jahre des Wartens...doch hat sich dieses Warten gelohnt?
Hallelujah, es ist geschafft! Nachdem man sich über 30 Jahre mit einem neuen Longplayer Zeit gelassen hat, kehrt der Name POSSESSED samt neuem Album zurück ins Licht der Öffentlichkeit. Wohl nicht viele hätten damit gerechnet, dass das einzige Urmitglied Jeff Becerra mit neuer Mannschaft eine neue Platte veröffentlichen würde. Doch genau dies ist nun passiert, und ich sehe sie schon alle unter den Steinen hervorkriechen, sich beschwerend darüber, dass "Revelations Of Oblivion" in einen zeitgemäßen Sound gekleidet ist, die Songs für POSSESSED-Verhältnisse zu sauber und technisch sind und man ja eh ganz anders klingt als zu "Seven Churches"-Zeiten (also 1985). Und außerdem ist es ja auch eine Frechheit, dass Jeff Becerra einer "Coverband" den alten Namen gegeben hat.
Aber genau an letzterem fällt auf, wieviel Einfluss Jeff auf das Songwriting gehabt haben muss, klingt das Album doch in jeder Sekunde nach der alten Band. Klar, das Songwriting und die Strukturen sind heutzutage technischer und besser ausgearbeitet. Aber Hand aufs Herz, hätte wirklich jemand gedacht, dass nach 34 Jahren ein Werk erscheint, das exakt so klingt wie der Debüt-Klassiker? Die Band wusste damals in jungen Jahren wohl selbst nicht so genau, was sie genau tut und hat einfach mit unbändiger Wildheit ihre Songs rausgerotzt und mal eben kurz Geschichte geschrieben. Ich will nun auch niemand auf die Folter spannen und sage, dass "Seven Churches" auch mit Album Nummer 3 unerreicht bleibt. Anders sieht es mit dem ("nur" sehr geilen) Zweitwerk "Beyond The Gates" aus, das zwar qualitativ ebenfalls nicht getoppt wird, mit dem man aber genau auf Augenhöhe ist.
Nach einem kurzen Intro ('Chant Of Oblivion') geht es gleich in die Vollen, und das bereits als Vorabsong veröffentlichte 'No More Room In Hell' zertrampelt alles im Weg befindliche. Wie oben bereits erwähnt, fehlt natürlich diese unbändige Wildheit der Anfangstage, die Power und Durchschlagskraft wurde allerdings scheinbar mühelos konserviert und ins Jahr 2019 transportiert. Das merkt man vor allem an Songs wie dem Überkracher 'Shadowcult', der in einer grandiosen Leichtigkeit wie ein Orkan über die Fläche fegt. Oder aber dem folgenden, mit entsprechend atmosphärischem Intro eingeleiteten 'Omen', das eher in mittlerer Drehzahl zu begeistern weiß. Dieses Doppel zählt für mich zum absoluten Höhepunkt und bündelt perfekt alles, wofür POSSESSED heutzutage zu stehen scheint: man agiert immer abwechslungsreich und ist oldschool bis zur Grasnabe, ohne aber in den Achzigern stecken geblieben zu sein. Dazu scheint auch Jeff über all die Jahre nichts verlernt zu haben, sein Geshoute ist noch immer kraftvoll (auch wenn ich da bereits andere Meinungen gehört habe) und einzigartig.
Abschließend sei zu sagen. Wer POSSESSED bisher zu seinen Faves zählte, macht meiner Meinung nach mit einem Blindkauf nichts falsch, sofern man nicht vor 30 Jahren stehen geblieben ist. "Revelations Of Oblivion" ist vollgepackt mit grandiosem Material und lässt zu keiner Zeit wirkliche Schwächen erkennen. Gäbe es ein Debüt namens "Seven Churches" nicht, wäre die Endnote sogar um mindestens einen halben Punkt höher ausgefallen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Michael Meyer