POWERWOLF - Call Of The Wild
Mehr über Powerwolf
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 7.75
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 16.07.2021
- Faster Than The Flame
- Beast Of Gévaudan
- Dancing With The Dead
- Varcolac
- Alive Or Undead
- Blood For Blood (Faoladh)
- Glaubenskraft
- Call Of The Wild
- Sermon Of Swords
- Undress To Confess
- Reverent Of Rats
Gute Erziehung ist die halbe Miete
Wenn vom steilen Anstieg die Rede ist, können die nimmermüden Kraftwölfe ein ordentliches Wörtchen mitreden. In beinah jedem Jahr seit Bandgründung 2004 wurde es laut und speziell nach dem vergangenen "The Sacrament Of Sin"-Volltreffer überschlugen sich die Veröffentlichungsereignisse. Coveralbum, Symphonic-Ausflug, Best-Of-Compilation der besonderen Art und auch unmittelbar vor dem neuesten Ohrwurm-Overkill rührte POWERWOLF für sich und den achten Albumausflug kräftig die Werbetrommel. Bereits nach den beiden sehr geschmackvollen Singles zu 'Dancing With The Dead, einem Ohrwurm par excellence, sowie zum mystischen 'Beast Of Gévaudan' verwundert es kaum, dass sich Fans den Veröffentlichungstag von "Call Of The Wild" rot im Kalender ankreuzten.
Nun liegt es uns also vor, ein einerseits von den typischen POWERWOLF-Trademarks bespicktes, andererseits im direkten Vergleich zum 2018er Vorgänger doch angriffslustigeres und bisweilen sogar abwechslungsreicheres Album. Doch trotz der hauchzart bissigeren Herangehensweise steht fest, dass der hiesigen Anhängerschar einmal mehr ein buntes Potpourri aus feinsten Melodien und voller Inbrunst vorgetragenen Refrains vor den Latz geknallt wird. Richtig, die Wölfe heulen wieder und streben den Europafeldzug an. In Frankreich wurde die wuchtige und rhythmische Bestie bereits seitens der Fans abgesegnet, dürfte also in keiner vernünftigen, künftigen Setlist fehlen. Auch in Richtung rumänischer Sagen, hier sprechen wir von 'Varcolac', macht POWERWOLF eine erfrischende, da düstere und mehr in die Frühphase blickende Figur, der wenig später eine grünere Farbe allerdings auch gut steht. 'Blood For Blood (Faoladh)' hat dank des kräftigen Folklore-Charmes einen schunkelnden sowie geselligen Charakter und bildet mit der romantisch-finsteren Power-Ballade 'Alive Or Undead' und 'Glaubenskraft', einem deutschsprachigen Stück, bei dem vor allem der Männerchor und die Dramatik im Vordergrund steht, das Dreigestirn illustrer Aha—Erlebnisse.
Doch keine Angst, noch immer stehen ein warmer Orgel-Sound, Attilas kräftiger Gesang und eine gehörige Portion Catchiness an erster Stelle. Am deutlichsten, dass POWERWOLF schon immer POWERWOLF war, ist und immer POWERWOLF sein wird, wird es bei der dynamischen Eröffnungshymne 'Faster Than The Flame', die von Beginn an deutlich macht, auf welchem Terrain die Wölfe nach wie vor wildern, sowie beim Bilderbuch-Power-Metal-Titeltrack, dem erhabenen und durchaus mitreißenden 'Sermon Of Swords' und dem Gute-Laune-Kopfnicker 'Undress To Confess' – ein Hoch auf die Alliterationen der Jungs. Und 'Reverant Of Rats' macht anschließend den Deckel drauf, stellvertretender hätte "Call Of The Wild" nicht beendet werden können.
Also alles beim Alten bei POWERWOLF? Streng genommen ja, denn alle Band-Grundpfeiler, die 2005 geboren wurden, 2011 auf die Grundschule gingen, zu "Blessed & Possessed" das Gymnasium besuchten und zu "The Sacrament Of Sin" die erste Freundin mit nach Hause brachten, sind auch 2021 nach wie vor fest im Bandsound verankert. Doch nun – um weiterhin in der Metapher des Erwachsenwerdens zu sprechen – kristallisiert sich allmählich ein Hauch von Pubertät und Aufmüpfigkeit in Form der ansteigenden Angriffslust und Experimentierfreudigkeit heraus.
Die Band blickt in andere Kulturen, lernt neue Geschichten kennen und brennt darauf diese der Fan-Horde auch entsprechend authentisch zu erzählen, ohne hierbei jedoch die gute Erziehung zu vergessen. Und ein hohes Maß an symphonischen Elementen, die eingängigen Hymnen, die man tagelang nicht aus der Rübe bekommt, eine gelungene Geschwindigkeitsvariation sowie die entsprechende (Wer)Wolfsthematik vergisst ein POWERWOLF einfach nicht.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp