POWERWOLF - Preachers Of The Night
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2013
Mehr über Powerwolf
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 19.07.2013
- Amen & Attack
- Secrets Of The Sacristy
- Coleus Sanctus
- Sacred & Wild
- Kreuzfeuer
- Cardinal Sin
- In The Name Of God (Deus Vult)
- Nochnoi Dozor
- Lust For Blood
- Extatum Et Oratum
- Last Of The Living Dead
Hat jemand Kleingeld für das Phrasenschwein?
"The next big thing in Heavy-Metal"? Zumindest ist dies die jahrelange Devise diverser Plattenfirmen, Festivalorganisatoren und Booking-Agenturen. Zugegeben, sie haben prägnante Markenzeichen, die sich von anderen Bands deutlich abheben, wodurch die Band seinerseits derart in die Höhe katapultiert wird wie VOLBEAT und SABATON vor nicht allzu geraumer Zeit. Nun kehren die Grauwölfe mit ihrem fünften Silberling zurück, um in der Finsternis den Mond anzuheulen. Mit Pathos, Epik, den stets zündenden Mitsing-Chören und einer gewissen Mythik, die die Kirchenthematik unweigerlich mit sich bringt, hat POWERWOLF elf neue Stücke unter dem Banner "Preachers Of The Night" versammelt.
Die bisherigen vier Alben jedenfalls hatten einen Bärenanteil am jetzigen Status des Kraftquintetts: Sie füllen die Hallen, ziehen die Massen an, holen jene in die ersten Reihe jedes Festivals und legen mit der seit Jahren etablierten Ausrichtung passende, denkwürdige Auftritte hin. Dementsprechend wurde Album Nummer fünf in den vergangenen Wochen vor Veröffentlichung in den Himmel gelobt und als "Sternstunde 2013" glorifiziert. Heiliger Strohsack, denk ich mir, wenn der Schuss mal nicht nach hinten los geht und sich die Kirchenpforten schließen.
Nun gilt es jedenfalls in feinster Kleinarbeit herauszufiltern, ob "Preachers Of The Night" diesen Vorschusslorbeeren auch gerecht wird. Viel verändert hat POWERWOLF jedenfalls nicht: Der Pathos erklimmt jegliche Berge, die Kirchenorgel klimpert in bester Manier und Frontprediger Atilla Dorn gibt dem sakralen Unterfangen den letzten Rest. Gleich zu Beginn gibt es mit 'Amen & Attack' einen der stärksten Songs, die unsere Kraftwölfe jemals aus ihrem Fell zauberten. Ohne lange zu fackeln, stürmen die Gitarren und Klimperklänge an die Spitze, der Refrain prägt sich ein, die Strophen regen zum Mitgrölen an und der Opener strotzt vor Power und Ausdauer. Dann folgt mit 'Secrets Of The Sacristy' eine faustdicke Überraschung: In bester HELLOGAMMACALL-Tradition hat sich an die zweite Stelle ein astreiner Happy-Metal-Song geschlichen, der die Massen zum Kochen und Grinsen bringt (was ein krasser Gegensatz zur ernsten Ausrichtung der Band - NM). Ein bärenstarker Ohrwurm und Highlight jeder kommenden Show. Das folgende 'Coleus Sanctus' gibt dem eh schon geheimnisvollen Image noch einen zusätzlichen Schub und lässt Attilas Kehlchen in voller Pracht ertönen. Auch das anmutige 'Sacred And Wild', das epische 'Kreuzfeuer' und das durch Tempowechsel geglückte 'Nochnoi Dozor' punkten abermals mit einfräsenden Refrains. Das funktioniert auf Englisch, Deutsch und natürlich auch auf Latein. Das flottere 'Cardinal Sin', sowie 'Lust For Blood' lockern die elfteilige Predigt zwischenzeitlich gekonnt auf, auch wenn die hier nicht erwähnten Stücke den hohen Standard des restlichen Albums nur bedingt halten können.
Doch selbst als kritischer Betrachter des aufkeimenden Bandhypes kann ich mich nicht dagegen wehren, aber POWERWOLF hat, bis auf einige Schönheitsflecke, ein ungeheuer ausdrucksstarkes und erhabenes Album auf der Habenseite. Die Schattenseiten jedenfalls liegen in der Tatsache, dass speziell in der zweiten Plattenhälfte die sich stets wiederholende Thematik ein wenig ermüdet, sowie in der Frage, warum man nach dem abschließenden 'Last Of The Living Dead' vier Minuten lang, im wahrsten Sinne des Wortes, im Regen stehen gelassen wird. Doch in Anbetracht des tollen Beginns lassen sich jene Punkte locker verkraften.
Wir haben es hier mit dem bis dato besten Album POWERWOLFs zu tun, daran wird es keinen Zweifel geben. Anhänger und Gesandte der Wölfe werden Freudentränen ausschenken und "Preachers Of The Night" in den Nachthimmel loben. Selbst ich, der dieser Sparte vor einigen Jahren eigentlich den Rücken gekehrt hat und nur bei damaligen Lieblingen zurückblickt, bin positiv überrascht. Dennoch sollte man, meiner Ansicht nach, die Kirche im Dorf lassen und den Tag nicht vor dem Abend loben. Zum Glück wurde über eine Phrasenschwein-Anschaffung noch nicht nachgedacht, mein Geldbeutel wäre nach dieser Rezension ziemlich leer.
Anspieltipps: Amen & Attack, Secrets Of The Sacristy, Sacred And Wild, Lust For Blood
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp