PRAYERS OF SANITY - Doctrine Of Misanthropy
Mehr über Prayers Of Sanity
- Genre:
- Bay Area Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Rastilho Records
- Release:
- 25.06.2021
- Doctrine Of Misanthropy
- Sons Of Royal Blood
- Hide Your Hate
- Abomination
- V
- We Are Built To Suffer
- Path Of Sin
- Destination Hell
Portugiesische Abrissbirne
Was für ein Thrash-Gewitter! Leider kein reinigendes, abkühlendes Gewitter bei diesen Temperaturen, sondern eher ein schweißtreibendes Naturschauspiel mit mächtig Druck zwischen den Ohren. Die Portugiesen PRAYERS OF SANITY holen auf ihrem vierten Album "Doctrine Of Misantrophy" knapp 37 Minuten lang den Knüppel aus dem Sack. Freunde von EXODUS und vor allem DEATH ANGEL sollten schon einmal Stift und Zettel bereitlegen.
Das Trio geht keine Kompromisse ein und präsentiert schnörkellosen Bay-Area-Thrash mit allerhand großartigem Riffing und ansteckender Geschwindigkeit. Die Produktion ist top, der Bass knarzt wunderbar und ist vor allem auch sehr dominant – inklusive etlicher Soli auf vier Saiten. Den Fuß vom Gaspedal nehmen die Jungs nur ganz selten, streuen diese Momente aber geschickt ins Gesamtbild mit ein. Auch das Akustikintermezzo samt Basssolo ('V') dient maximal als wirklich kurze Verschnaufpause und verkommt in der Endabrechnung nur zu einer Randnotiz. Viele Gitarrenharmonien oder ausufernde Soli finden sich auf dem Werk nicht unbedingt, hier regiert stattdessen die absolute Breitseite. Ein wenig stellt sich der "Reign In Blood"-Effekt ein: Es fühlt sich an, als ob man eine halbe Stunde vom Zug überrollt wird. Selbst wenn die Abwechslung ein wenig leidet, das Gesamtkunstwerk macht enorm Spaß und verfehlt seine Wirkung nicht. Einzig: Wenn man ein solch durchgehendes Thrashbrett ohne Pausen fährt, könnte das Geheimnis des Erfolges vielleicht in der Kürze der Songs liegen. In dieser Hinsicht sollten die Portugiesen an der einen oder anderen Stelle in Zukunft noch einmal die Schere ansetzen. Unabhängig davon verdient aber auch Sänger und Gitarrist Tiao ein Lob, der sich ohne Punkt und Komma die Seele aus dem Leib schreit und dabei eine mächtig amtliche Figur macht. Das erinnert stark an einen Mark Osegueda, was nicht die schlechteste Referenz für diese Musikrichtung ist.
"Doctrine Of Misanthropy" hat mich positiv überrascht. Normalerweise langweilen mich konstante Up-Tempo-Alben auf Dauer immer, aber PRAYERS OF SANITY hat irgendwie einen Nerv bei mir getroffen. Keine Ahnung inwieweit das für eine Aufstiegsfeier reicht, aber in einem der vielen Thrash-Live-Pakete sollten sie definitiv eine gute Figur abgeben. Antestpflicht für alle klassischen Thrashfans!
Anspieltipps: We Are Built To Suffer, Doctrine Of Misanthropy, Path Of Sin
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Chris Staubach