PRESTIGE - Reveal The Ravage
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2021
Mehr über Prestige
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Massacre (Soulfood)
- Release:
- 13.08.2021
- Innocent
- Burn My Eyes
- Blessed Be
- Pick Your Poison
- Exit
- You Weep
- In Remains
- Ready?
- Self Destruct
- Prime Time
Never change a winning sound?
Ob man mit dem Namen PRESTIGE etwas anfangen kann, dürfte eine Generationsfrage sein. Die älteren Leser von POWERMETAL.de erinnern sich vielleicht an die vor über 30 Jahren entstandene Thrash-Metal-Band aus Finnland, die jüngeren haben den Namen vermutlich noch nie gehört, zumal das letzte Studioalbum des Quartetts schon 20 Jährchen auf dem Buckel hat. Aber jetzt meldet sich die Truppe mit ihrem neuen Langspieler "Reveal The Ravage" zurück.
PRESTIGE ballert sich auf dem neuen Album kraftvoll durch die Trackliste. Riffs und Double-Bass-Gewitter prasseln auf den Hörer nieder. Die wütende Frontstimme tendiert gelegentlich zum Sprechgesang. Eine Besonderheit der Gruppe sind die bei jedem Stück vorkommenden Gang Vocals, die Fans vor den Boxen und irgendwann wieder im Konzert zum Mitsingen animieren. Textlich folgt die Band den Klischees ihrer Gründungsepoche: überall Tod, Zerstörung und Verderben. In einer Zeit, als noch ein Atomkrieg möglich war und im Osten kommunistische Diktaturen die Menschen tyrannisierten, hatten solche Texte sicher ihre Berechtigung, heute wirken sie - besonders in dieser Dichte - unfreiwillig komisch. Aber wen interessieren Texte, wenn die Musik stimmt?
Musikalisch mangelt es bei aller Stärke jedoch an Abwechslung. Wirklich originell ist nur der sechsminütige Schlußstein 'Prime Time', der durch ein akustisches Intro eingeleitet wird, das sich allmählich elektrifiziert, bevor sich thrashige Attacken mit melodischen Zwischenspielen abwechseln. Alle anderen Stücke sind ähnlich strukturiert, dauern zwischen dreieinhalb und fünf Minuten und ergehen sich in ihrem typischen Geballer. Individualität gewinnen die Nummern höchstens durch Intros (etwa die melodischen Einstiege in 'Pick Your Poison' und 'Exit') und Leadbreaks (vor allem 'Burn My Eyes' und 'You Weep'), dann geht es im gewohnten Trott weiter. Die gesangliche Limitiertheit des Sängers verstärkt diesen Eindruck. Man hört sich das Album gerne an, aber nachdem es verklungen ist, bleibt nicht viel hängen.
"Reveal The Ravage" ist eine ordentliche Scheibe, die keinen Freund dieser Stilrichtung enttäuschen sollte. Aber zehn gute Lieder machen noch kein gutes Album, wenn fast immer dieselbe Formel abgespult wird. Dazu ist heutzutage die Konkurrenz zu zahlreich.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser