PRESTIGE, THE - Black Mouths
Mehr über Prestige, The
- Genre:
- Mathcore / Postcore
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Tangled Talk / Basement Apes
- The Truth
- Burn Down Vegas
- Ballroom
- Crane Flies
- Pluie
- The Never Ending End
- Forward
- Backward
- A Thousand Trees In My Closet
- Hooks And Lips
Chaos-Ohrenkino.
Wenn das Genie tatsächlich das Chaos beherrscht, könnte man zu den intellektuellen Fähigkeiten der vier Franzosen von THE PRESTIGE ein paar grundlegende Aussagen treffen. Sofern man bei ihrer neuen Platte "Black Mouths" anmaßend genug ist, dass die Westeuropäer das Chaos, das hier sie teilweise fabrizieren, auch tatsächlich beherrschen. Nun, auf jeden Fall fährt das Quartett auf seinem aktuellen Longplayer "Black Mouths" einen sehr krassen Mathcore-Sound, der nicht nur von seinem Wust aus Kontrasten lebt, sondern auch von seiner eigenenartigen, gleichzeitig aber auch sehr interessanten Dynamik. Nur eine, und das ist die vielleicht alles entscheidende, Frage stellt sich noch: Inwieweit ist "Black Mouths" tatsächlich geplantes Ohrenkino? Oder anders formuliert: In welchen Phasen sind die Franzosen wirklich Herren ihrer musikalischen Sinne?
Die neue Scheibe stellt den Hörer zumindest im ersten Durchlauf vor mehrere Rätsel und entpuppt sich recht schnell als Herausforderung, die man im Vergleich zu vielen ähnlich ausgerichteten Kapellen jedoch gerne annehmen möchte. "Black Mouths" beherbergt ein paar reizvolle, aggressive Stellen im systematischen(?) Chaos, bleibt wütend und brachial, reizt gleichzeitig das gesamte Spektrum der gegensätzlichen Rhythmen aus, öffnet sich aber mit wachsender Geduld immer weiter und markiert ein paar Fixpunkte im zerfahrenen Etwas, das man noch im ersten Durchlauf wahrnimmt. Dabei sind Songs wie 'Ballroom', 'Crane Flies' und vor allem 'Backward' Gegner der kompositorischen Logik, zerstreuen das Grundarrangement immer wieder, finden aber dennoch einen gewissen Halt, der die Strukturen zusammenhält. In 'Crane Flies' sind es vor allem die fetten Grooves, an die man sich klammert, während es bei 'The Truth' und 'Burn Down Vegas' die Anbindung zu klassischen Hardcore-Schemen ist.
Doch "Black Mouths" steckt trotz allem immer wieder voller Überraschungen, spart sich das große Erstaunen jedoch bis in die letzten Minuten, in denen mit dem atmosphärischen 'A Thousand Trees In My Closet' und dem ebenfalls eher verhaltenen 'Hooks And Lips' zwei Nummern warten, die kaum einen größeren Kontrast zum vorher gehörten aufwerfen könnten.
Doch ob es nun Masche ist, bewusste Provokation oder einfach nur spontanes Jammen: Es funktioniert. Nach dem fetten Punch mit enormer Wechselwirkung folgt zum Schluss die Besinnung auf das Wesentliche. Es braucht zwar Zeit, um die echte Magie in dieser Vorgehensweise zu erkennen, geschweige denn all das einfach so zu schlucken, was THE PRESTIGE einem vorsetzen. Aber irgendwann ist das Eis gebrochen und einmal mehr dokumentiert, warum Mathcore alles andere als abstoßend-komplexe Kost sein muss. Aber die Geduld, die stellt den Interessenten dennoch auf eine ziemlich harte Probe, die sich schlussendlich jedoch zu bestehen lohnt.
Anspieltipps: Crane Flies, A Thousand Trees In My Closet, Forward
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes