PROFILER - A Digital Nowhere
Mehr über Profiler
- Genre:
- Nu Metal / Metalcore
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- SharpTone Records
- Release:
- 16.02.2024
- All In Forever
- Artifice
- Delay
- Animo
- To Utopia
- Zero
- Operator
- Consumed
- The Living Receiver
- Sequence
Wunderbarer Nu-Metal-Throwback mit genügend Eigenständigkeit und Hits!
Hinter dem Namen PROFILER verbirgt sich eine brandneue Band aus dem Vereinigten Königreich, die 2020 gegründet wurde und im Juni 2022 ihr Debüt mit der EP "Profiler" für Sharptone Records gab. Knapp eineinhalb Jahre später hat das Trio, das aus Mike Evans (Gitarre, Gesang), Joe Johnson (Bass) and Oscar Hocking (Schlagzeug) besteht, nun zehn frische Songs eingezimmert, die uns unter dem spannenden Titel "A Digital Nowhere" und von einem recht abstrakten, doch trotzdem spannenden Artwork verziert serviert werden.
Wer angesichts der Besetzung und des optischen Erscheinungsbilds ein wenig an die Grunge-Welle der Neunziger denken muss, der erlebt musikalisch direkt beim Opener 'All In Forever' eine faustdicke Überraschung. Die durchaus packende Komposition reist zwar auch in die Neunziger, schielt aber ganz auf das Ende jener Dekade und den Anfang des neuen Jahrtausends und serviert uns ein buntes Potpourri aus allem, was den Nu Metal damals so erfolgreich gemacht hat. Will heißen, dass der Track mit Sprechgesang, wüsten Shouts, groovigen Gitarren, poppigen Synthesizern und melancholischen Klargesängen aufwartet und damit in gerade einmal vier Minuten praktisch sämtliche Trademarks des Genres bedient. Gewürzt wird das Ganze mit einer Prise Metalcore, was natürlich perfekt zum übrigen musikalischen Gericht passt. Primär gibt Bandkopf Mike Evans auch LINKIN PARK und deren Debüt "Hybrid Theory" als Einfluss an, was sich definitiv musikalisch niederschlägt, auch wenn PROFILER insgesamt etwas dichter an den Genre-Begründern KORN und DEFTONES operiert, als es die Shootingstars der frühen Zweitausender taten.
Musikalisch steckt die Eröffnungsnummer dann durchaus recht gut ab, was uns in den folgenden Tracks erwartet. Mal gehen die Briten dabei etwas härter zu Werke und lehnen sich in 'Artifice' etwas mehr in Richtung DEFTONES, wobei Mike sogar gesanglich ziemlich dicht an Chino Moreno mit seinen eher emotionalen Vocals herankommt. Andererseits gibt es auch Tracks, wie das sehr poppig-melodische 'Delay', das sogar etwas mehr in spätere LINKIN PARK-Werke abtaucht und dort nach Inspiration sucht. Gemein sind dabei allen Songs die großen Hooklines und insgesamt sehr abwechslungsreichen Gesangsmelodien, die uns durch die Kompositionen führen und meist wirkliches Ohrwurmpotential haben. Neben den bereits erwähnten Tracks entpuppen sich mit etwas mehr Abstand vor allem das abgedrehte 'Zero' mit LIMP BIZKIT-Vibe, das episch-melancholische 'Consumed' und auch der Stakkato-Rocker 'To Utopia' als Höhepunkte einer Platte, deren qualitatives Niveau insgesamt überraschend hoch ist und die sich definitiv nicht vor der inzwischen doch etwas spärlichen Konkurrenz im Nu Metal verstecken muss.
Der großte Pluspunkt von PROFILER ist dabei insgesamt wahrscheinlich, dass das Trio munter sämtliche Trademarks des oftmals sträflich unterbewerteten Genres abhakt, ohne je zu dicht an eines der Vorbilder heranzugeraten, weshalb man nie Gefahr läuft, als reiner Retro-Tribut-Act wahrgenommen zu werden. Im Gegenteil, durch die dezente Portion Metalcore, die ebenfalls auf "A Digital Nowhere" eingestreut wird, hat PROFILER einen erfrischend zeitgemäßen Sound, der gleichzeitig aber auch die Sehnsucht nach den Nu-Metal-Hochzeiten bedient. Mitsamt der hitverdächtigen Refrains macht das den Silberling zu einem mehr als vielversprechenden Debüt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs