PUDDLE OF MUDD - Life On Display
Mehr über Puddle Of Mudd
- Genre:
- Neo Grunge
- Label:
- Interscope(Universal
- Release:
- 24.11.2003
- Away From Me
- Heel Over Head
- Nothing To Lose
- Change My Mind
- Spin You Around
- Already Gone
- Think
- Cloud No.9
- Bottom
- Freak Of The World
- Sydney
- Time Flies
Kurt Cobain und Layne Staley haben es nicht leicht: Müssten die beiden doch ständig in ihren Gräbern rotieren wie zwei Helikopter, wenn sie wüssten, was heutzutage so alles im Namen ihres musikalischen Vermächtnisses auf den Markt geworfen wird.
Wir schreiben das Jahr 2003, NIRVANA sind seit fast 10 Jahren Geschichte, und die Hochzeiten von ALICE IN CHAINS liegen fast genauso lange zurück. Wir schalten MTV ein, und hören: NICKELBACK, unerträgliche Macho-Stadion-Rocker mit Mainstream-Appeal, die früher von sich behauptet haben, Grunge zu machen. Wir hören: STAIND, bei der letzten Platte noch grosse Hoffnungsträger, heute eher mittelmäßig-durchschnittliche Ich-heul-weils-mir-so-schlecht-geht-Combo, die ALICE IN CHAINS eher parodieren als imitieren. Sollten PUDDLE OF MUDD hier dieses mal die berühmte Ausnahme sein ?
Ja. Sind sie. Aber warum ? Aus mehreren einfachen Gründen: Weil die Akustikgitarren genau da sind, wo sie hingehören, weil es kracht, wo es krachen sollte, weil Cobain-Doppelgänger Wes Scantlin intuitiv genau die richtige Mischung aus gepflegtem Leiden, Langeweile und gemäßigter Wut in seinen Gesang legt, und vor allem: Weil die meisten Songs ohne konstruiert oder zwanghaft zu wirken, eben jenen Geiste der frühen 90er zumindest teilweise einfangen, der dieses Genre ausgemacht hat und den man bei den meisten anderen Neo-Grunge Truppen so schmerzhaft vermisst.
Schon die erste Single 'Away From Me', offensiv platziert am Anfang des Albums, macht klar, dass PUDDLE OF MUDD es dieses mal wirklich wissen wollen: Ein nicht ganz einfach greifbarer, mit verzerrten Moll-Akkorden ausgestatteter Grunge-Bastard, der nach ein paar Durchläufen auch schwer wieder loszuwerden ist. Danach gibt’s wechselnd Akustikgitarren zu melancholischen Songs ('Change My Mind' oder auch 'Think'), teilweise unkonventionell rockende Tracks ('Nothing Left To Loose' oder 'Already Gone') und solide Nummern, die das Rückgrat von "Life On Display" bilden (wie das unterschwellig rockende 'Heel Over Head' oder das etwas poppige 'Spin You Around'). Vor allem Songs wie das siebenminütige 'Time Flies' und das enorm emotional aufgeladene 'Cloud 9' sind des weiteren besonders bemerkenswert, weil sich hier zum einen die Vielfalt von PUDDLE OF MUDD zeigt und weil zum anderen klar wird, dass sie sich wirklich in all ihren verschiedenen Ausprägungen deutlich weiterentwickelt haben.
Eigentlich muss man PUDDLE OF MUDD hier für ihre bisherigen Verhältnisse einen Quantensprung bescheinigen. War "Come Clean" noch ein jugendlich-ungestümes Pop-Rock-Album mit ein paar Grunge-Anleihen, so ist "Life on Display" das emanzipierte, ehrliche, solide und erwachsene Zweitwerk, das bei einer richtigen Entwicklung folgen sollte. Ob die Band sich kommerziell mit dieser auch etwas düsteren Scheibe selber einen großen Gefallen tut, bleibt natürlich fraglich, trotzdem oder auch grade deswegen ist "Life On Display" eine Platte geworden, für die man sich auch als NIRVANA-Fan oder reiner Nostalgiker keineswegs schämen muss. Eigentlich ziemlich empfehlenswert, wenn auch nicht ohne Einschränkungen.
Anspieltipps: Away From Me; Think; Already Gone; Cloud 9;
- Redakteur:
- Sebastian Baumer