RPWL - The RPWL Experience
Mehr über RPWL
- Genre:
- Art Rock/Progressive Rock
- Label:
- InsideOut Music/SPV
- Release:
- 29.02.2008
- Silenced
- Breathe In, Breathe Out
- Where Can I Go
- Masters Of War
- This Is Not A Prog Song
- Watch Myself
- Stranger
- River
- Choose What You Want To Look At
- Turn Back The Clock
Wenn draußen bereits im Februar frühlingshaftes Wetter vorherrscht, dann spricht nichts dagegen, seine Hörgewohnheiten daran anzupassen und sich statt frostigem Black oder Gothic Metal eher relaxte und gediegene Klänge zu Gemüte zu führen. Bestens dafür geeignet ist der neue Output von RPWL. Was dieser Name nun genau zu bedeuten hat, kann ich zwar nicht mit letzter Sicherheit sagen, aber zumindest hat mich meine investigative Spürnase zu der Erkenntnis geleitet, dass das zu drei Vierteln die Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Bandmitglieder sind.
Wie auch immer, mit "The RPWL Experience" hat die Band ihr fünftes Studioalbum (neben einer Livescheibe und einer weiteren CD mit sowohl Live- als auch Studioaufnahmen) herausgebracht und macht grob gesagt entspannte Rockmusik im Spannungsfeld zwischen Progressive, Art und Classic Rock.
RPWL können durch die Eingängigkeit, Leichtigkeit und Melodiösität ihres Materials punkten, wobei das Album trotz der vorhandenen Vielfältigkeit für den Hörer einfach zu konsumieren ist. Die bayerische Formation hat eine sehr interessante Mischung am Start und verpackt ihre zumeist beschwingten und gefühlvollen Stücke in packenden Soundcollagen. RPWL können aber auch richtig rockig, als Beispiele seien 'Stranger' und 'Choose What You Want To Look At' angeführt. Eines der härteren Riffs der Scheibe wird zudem gleich in den ersten 30 Sekunden vom Stapel gelassen, doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen, die heftigen Ausbrüche sind trotz allem eher spärlich gesät.
Daneben stehen dann gleichberechtigt relaxte Pop-Rock-Songs wie die passenderweise 'This Is Not A Prog Song' betitelte Nummer, welche textlich eine ironische Abrechnung mit schlechten Kritiken darstellt. Die Lyrics vermitteln aber auch ernstere Botschaften, so setzt sich die Band in einigen Songs mit dem Thema Krieg oder negativen gesellschaftlichen Tendenzen auseinander. Im Gegensatz zur immer mal wieder durchscheinenden Nähe zum Pop findet man aber auch Stücke wie 'Stranger', ein typischer Prog-Rock-Song, der musikalisch eine gewisse Nähe zu DREAM THEATER aufweist. Die RPWL-Variante des BOB DYLAN-Songs 'Masters Of War' ist sehr atmosphärisch ausgefallen und klingt damit zwar ganz anders als das Original, aber richtig klasse. Das sehr einfühlsam wirkende Stück wird zudem langsamer gespielt und ist dadurch fast zwei Minuten länger ausgefallen als das Original. Nicht nur dieses Stück erinnert von der musikalischen Darbietung her ein bisschen an PINK FLOYD, auch wenn die Band diesen bereits in der Vergangenheit häufig bemühten Vergleich vermutlich schon gar nicht mehr hören kann.
Dass sich die Songs Zeit lassen und teilweise recht verspielt daherkommen, merkt man auch daran, dass die sich die Songlängen bis auf eine Ausnahme zwischen fünf und zehn Minuten einpendeln. Entspannte und relaxte Klangteppiche können ja auch schnell mal ein wenig langweilig werden, diese Gefahr besteht bei "The RPWL Experience" jedoch nicht, zu unterschiedlich sind die einzelnen Stücke und zu facettenreich das Album in seiner Gesamtheit. Dennoch ist der ein oder andere Song zumindest etwas langatmig geworden, in Stücken von sieben oder acht Minuten Länge sollte schon einiges passieren, da wird mir stellenweise ein paar Mal zu häufig das jeweilige Grundthema wiederholt. Der Opener 'Silenced' liefert aber das perfekte Gegenbeispiel, denn das Stück ist trotz der fast zehn Minuten Länge sehr abwechslungsreich und spannend geworden.
Insgesamt betrachtet gehen die Bayern zwar progressiv zu Werke, mixen das Ganze aber über große Strecken mit einer recht ruhigen und stellenweise fast poppigen Schlagseite. RPWL stellen in ihren Songs Vielfalt und Facettenreichtum zur Schau und loten viele Stilrichtungen der Rockmusik aus. "The RPWL Experience" kommt somit als sehr reifes Album daher, und auch wenn solch ein packender Song wie 'Roses' von der 2005er-Scheibe "World Through My Eyes" fehlt, bekommt man doch über weite Strecken gehobene Qualität und vor allem einen recht hohen Abwechslungsreichtum geboten.
Anspieltipps: Silenced, Masters Of War, Stranger
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer