RSO - Radio Free America
Mehr über RSO
- Genre:
- Rock / Pop
- ∅-Note:
- 6.25
- Label:
- BMG
- Release:
- 11.05.2018
- Making History
- We Are Magic
- Rise
- Take Me
- Masterpiece
- Walk With Me
- I Don't Wanna Have To Need You Now
- Truth
- Together On The Outside
- Good Times
- Forever All The Way
- I Got You Babe
Überraschend schwache Koproduktion von Richie Sambora und Orianthi
Da ist es also nun, das erste gemeinsame Album von Ex-BON JOVI-Gitarrero Richie Sambora und seiner aktuellen Lebensgefährtin Orianthi, die den meisten wohl durch ihre Anstellung bei Michael Jackson oder als erstes weibliches Mitglied in der Band von Alice Cooper bekannt sein dürfte. Angesichts der beiden Beteiligten sollte man hier also ein wahres Feuerwerk aus bluesigen Gitarren und feinen Soli erwarten, wobei die vorab veröffentlichte EP "Rise" in dieser Hinsicht doch noch einiges zu wünschen übrig ließ. Dementsprechend gering sind auch meine Erwartungen an den ersten Hördurchlauf des neuen Langeisens, das auf den Namen "Radio Free America" hört und mit satten 15 Tracks aufwartet.
Los geht es allerdings erst einmal recht vielversprechend mit dem Opener 'Making History', der sich als entspannter Stadionrocker mit ordentlicher Hookline und einigen durchaus interessanten Gitarren-Läufen präsentiert. Doch die Ernüchterung kommt spätestens beim folgenden 'We Are Magic', das zwar direkt mit dem vertrauten Talkbox-Sound eröffnet wird, den Sambora mit Hits wie 'It's My Life' oder 'Livin' On A Prayer' berühmt gemacht hat, nur um direkt danach in fürchterlich kitschige Pop-Gefilde abzudriften. Klar ist auch hier der Refrain ordentlich und auch das zur Gesichtswahrung eingestreute Gitarrensolo ist nett, doch alles in allem versinkt der Track doch in ungewohnt zahnlosen Mainstream-Gefilden.
Und leider zeichnet sich mit fortschreitender Spielzeit ab, dass gerade die poppigen Töne das sind, was Sambora und seine Partnerin aktuell wohl zu bevorzugen scheinen. Das Spektrum reicht dabei von total überproduzierten "Rocksongs" wie 'Rise' bis hin zu vollkommen belanglosem Kitsch wie 'Good Times' oder 'Masterpiece'. Mit "Radio Free America" sollten dann wohl auch die letzten Stimmen verstummen, die in den letzten Jahren konsequent behaupteten, Sambora habe BON JOVI hauptsächlich wegen der zuletzt zu poppigen Ausrichtung des Songwritings verlassen. Zugegeben, die erste BON JOVI-Scheibe "This House Is Not For Sale" nach dem Abgang des langjährigen Gitarristen geizt auch mit wirklich rockigen Gitarren, aber im direkten Vergleich zum Großteil des Materials auf dem hier vorliegenden Silberling ist der aktuelle Output von Jon Bon Jovi und seiner Truppe noch als echter Hard Rock einzustufen.
Glücklicherweise gibt es aber auch einige positive Ausreißer zu vermelden, die unter Beweis stellen, dass unter dem ganzen von Bob Rock produzierten Pop-Zuckerguss noch immer der gleiche geniale Musiker schlummert, der mit "Stranger In This Town" oder "Undiscovered Soul" als Solokünstler schon echte Klassiker abgeliefert hat. So ist beispielsweise 'Blues Won't Leave Me Alone' eine feiner Nummer geworden, die vor allem von der herrlichen Gitarrenarbeit Samboras lebt, während der epische Rausschmeißer 'Hellbound Train' sogar in wunderbar experimentellen Fuzz-Rock-Gefilden wildert. Ebenso beachtenswert ist auch die Kooperation mit Orianthis ehemaligem Arbeitgeber Alice Cooper auf dem schicken Rocker 'Together On The Outside', der sogar mit leicht orientalischen Tönen punktet. Absoluter Höhepunkt bleibt allerdings die Halbballade 'I Don't Want To Have To Need You Now', bei der Sambora endlich wieder alle seine Stärken präsentiert und prompt einen Song aus dem Ärmel zaubert, der auch auf BON JOVIs Bluesalbum "These Days" oder dem bereits erwähnten "Undiscovered Soul" eine wunderbare Figur gemacht hätte.
Unter dem Strich sind diese vier echten Glanzlichter aber viel zu wenig, um das erste Album von RSO zu retten. Vielleicht liegt es auch an meiner Erwartungshaltung, aber von zwei so begnadeten Gitarristen und Songwritern habe ich mir einfach mehr erhofft als einen über weite Stecken lahmen Abklatsch des Sounds, der einem vom modernen Mainstream-Radio am Fließband serviert wird. So sehr man Sambora sein privates Glück mit Orianthi auch wünscht, für die musikalische Zukunft muss man doch hoffen, dass sich Richie bald wieder alleine auf den Weg ins Studio macht oder vielleicht nach der temporären Reunion für die Rock'n'Roll Hall Of Fame doch wieder zu seiner Hauptband BON JOVI zurückfindet. Schade, da wäre so viel mehr drin gewesen!
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs