RADIOHEAD - Amnesiac
Mehr über Radiohead
- Genre:
- Alternative / Electro
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Parlophone (EMI)
- Release:
- 01.06.2001
- Packt Like Sardines In A Crushd Tin Box
- Pyramid Song
- Pulk/pull Revolving Doors
- You And Whose Army?
- I Might Be Wrong
- Knives Out
- Amnesiac/Morning Bell
- Dollars & Cents
- Hunting Bears
- Like Spinning Plates
- Life In A Glass House
Sperrig ohne Ende.
RADIOHEAD hatten bis zur Veröffentlichung von "Amnesiac" einen langen Weg hinter sich. Angefangen beim typischen 90er Alternative Rock von "Pablo Honey" mit seinem (im RADIOHEAD-Kontext überbewerteten) Hit 'Creep', welchem das ruhigere und schon viel bessere "The Bends" folgte. Mit "OK Computer" erhielten die elektronischen Spielereien und die ganz eigene musikalische Vision der Band viel konkretere Züge. Unglaublich, welch Tiefgang in Songs wie 'Let Down', 'Exit Music (For A Film)' oder 'Karma Police' erzeugt wurde. Neben dem Nachfolger "Kid A" das beste Album der Band. Doch vorallem mit besagtem "Kid A" und dessen Bruder "Amnesiac" haben RADIOHEAD sich die Position erarbeitet, an der sie noch heute stehen: Als advangardistische Band, die sich einen Dreck um Trends und gängige Songstrukturen schert.
"Amnesiac" beginnt mit 'Pact Like Sardins In A Crushed Tin Box" so wie "Kid A" ein Jahr zuvor aufhörte. Elektronisch, kühl und sperrig. Man wirkt dennoch fast schon menschlich in einem Track wie 'Pyramid Song', der durch seine Detailverliebtheit und Spielereien mit Klavier, Geigen und Soundeffekten dennoch wieder in das typische "Kid A"-Muster verfällt. RADIOHEAD gelingt auf "Amnesiac" der perfekte Spagat zwischen Elektronik, Advangarde und etwas Jazz, der vor allem im Abschlusssong 'Life In A Glass House' zu hören ist. Natürlich wird hier der Jazz in einem RADIOHEAD-Korsett schick verpackt. Die Bläser in diesem Lied sind sicherlich ein sehr eigenwilliges Stück Musik, aber auch eines der Highlights der Platte. 'I Might Be Wrong' oder 'Knives Out' springen einem da quasi ins Gesicht. Das Adjektiv 'eingängig' ist in dieser Phase der Band dennoch ein Fremdwort. Zudem lässt man in besagtem 'I Might Be Wrong' schon erahnen, wo die Reise mit "Hail To The Thief" zwei Jahre später hinführen würde.
Die Briten bestechen auf ihrem fünften Album durch ein großartiges Gesamtkunstwerk. Es gibt nur wenige Bands, die so konsequent ihr eigenes Ding durchziehen wie Thom Yorke und seine Jungs. Damals schien es für viele Autoren fast unmöglich etwas zu diesem Meisterwerk zu schreiben, da "Amnesiac" sich nicht gerade einfach dem Hörer erschließt. Dem Hörer werden viele aufmerksame Durchgänge abverlangt, bevor sich die ganze Klasse entfaltet. Doch man möchte durchhalten, hat man bereits vom ersten Hören an das Gefühl es hier mit etwas ganz Großem zu tun zu haben. Genau dies ist der Vorteil von RADIOHEAD. Während ich bei Bands wie TOOL oder MASTODON relativ schnell die Lust verliere mich wirklich in das Album reinzuhören, wird hier schon direkt der Wille erzeugt die lange Strecke bis zur vollen Entfaltung durchzuhalten. Die Songs geben dem Hörer etwas Unnahbares, aber irgendwie auch sofort Anziehendes.
"Kid A" und "Amnesiac" sind beide sperrig, irgendwo gleich und doch anders. Für viele Fans gehören beide Alben zusammen, was auch daran liegt, dass die Stücke aus der gleichen Session stammen. Die Band teilte sie perfekt auf zwei Alben auf. Die elektronischeren auf "Kid A" und die eigenwilligeren und "roheren" Stücke auf "Amnesiac". Sänger und Mastermind Thom Yorke verglich die beiden Alben einst mit einem Feuer. Bei "Kid A" bestaune man das Brennen von weiter Entfernung, bei seinem Nachfolger stehe man mittendrin. Irgendwie wahr diese Metapher, klingt man hier wirklich nicht so kühl wie auf der 2000 erschienenen Platte.
Fans sind sich uneinig, welche der beiden Platte besser ist. Für mich ist es "Kid A", doch Fakt ist, dass das hier vorliegende "Amnesiac" einfach ein Meisterwerk ist. Die Kritikerlieblinge RADIOHEAD haben eine nahezu perfekte Platte aufgenommen, die zurecht das (für mich) beste Album aus dem Jahr 2001 ist und auch weit vorne in der ganzen Dekade steht.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Sebastian Berning