RAGNAROK - Collectors Of The Kings
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2010
Mehr über Ragnarok
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Regain/Soulfood
- Release:
- 26.03.2010
- Resurrection
- Stabbed by the Horns
- Burning the Earth
- In Honour of Satan
- Collectors of the King
- Eternal Damnation
- The Ancient Crown of Glory
- May Madness Hunt You Down
- Wisdom of Perfection
- Maze of the Abyss (Vinyl-Bonus)
Eine der besten Bands der zweiten Norweger-Generation ist endlich zurück - mit neuem Line-up und gnadenlosem Album!
Eine recht wechselvolle Geschichte haben die norwegischen Schwarzmetaller von RAGNAROK hinter sich. Die Demos, sowie die ersten beiden Scheiben "Nattferd" (1995) und "Arising Realm" (1997) erschienen seinerzeit auf dem einheimischen Qualitätslabel Head Not Found, und waren aus meiner Sicht echte Lichtblicke der zweiten Generation der großen Norweger-Welle. Sehr melodischer, mystisch angehauchter Black Metal mit Fronter Thyme als charismatischem Shouter und wirklich vielen großartigen Songs. Leider gab es danach einen Knick in Sachen Produktivität und in den drei Jahren, die es dauern sollte, bis der Drittling "Diabolical Age" in die Regale kam, habe ich aus unerklärlichen Gründen das Interesse an der Band verloren. So sind mir die genannte 2000er-Scheibe, deren mit neuem Sänger eingespielter Nachfolger "In Nomine Satanas" und das von TAAKEs Hoest intonierte "Blackdoor Miracle" leider durch die Lappen gegangen. Letzteres Scheibchen liegt nun auch schon sechs Jahre zurück und es hat einmal mehr zünftig gerappelt im Karton. Der Sechstling "Collectors Of The King" markiert nicht nur den vierten Sängerwechsel in Serie, sondern auch den Austausch der kompletten restlichen Besetzung, so dass nunmehr mit Drummer Jontho nur noch ein Gründungsmitglied übrig geblieben ist. Komplettiert wird das neue Line-up von den beiden CARPTICON-Musikern Brigge und Deception, sowie vom neuen Frontmann HansFyrste, der sich mit SVARTTJERN erste Sporen verdient hat.
Die neuen Leute, allen voran der Sänger mit seinem kräftigen, gut verständlichen Organ, machen ihre Sache gut, werden sie vom unbarmherzig blastenden und die Doublebass malträtierenden Jontho doch auch gnadenlos zu Höchstleistungen angetrieben. Dabei verfällt die Truppe aus Sarpsborg niemals in unkontroliertes Geschrote, sondern sie zelebriert ihren schnellen, traditionellen Black Metal mit viel Dynamik, wuchtigem Drive, eingängigen Strukturen und hier und da sogar mit einer gewissen Rockigkeit. Die Songs gehen von A bis Z auf die Zwölf, sind nicht zu aufwändig arrangiert, erliegen aber auch keineswegs der Versuchung in zu viel Simplizität und unterproduziertem Sound zu versinken. Diese Stilelemente beherrschen nur ganz wenige Bands, und zu denen wollen RAGNAROK gar nicht gehören. Der Sound drückt dich wuchtig in den Sessel, und wenn hier und da mal der Groove um sich greifen darf, wie etwa genau in der Mitte von 'The Ancient Crown Of Glory', wenn inmitten eines flotten Smashers plötzlich ein kurzer Basslauf, ein "Uhhh..." und ein herrlich rockendes Riff eine kleine aber feine CELTIC-FROST-Verbeugung andeuten. Doch das sind nur die kleinen schwarzen Steinchen, die im fahlen Mondlicht funkeln und in das Klangbild der Band Spannungsmomente einbauen. Ansonsten zelebrieren die neuen RAGNAROK durch und durch das, was man von ihnen erwartet: Die hohe Schule der norwegischen Mittneunziger, in denen der harsche Minimalismus von DARKTHRONE und BURZUM ein wenig in den Hintergrund zu treten begann, und Abwechslungsreichtum und Melodien der Gitarren mehr Raum bekamen. Durchaus technisch, aber nicht übertechnisch, wie manch schwedischer Konkurrent, noch immer mit dem feinen Gespür für Atmosphäre und den unheiligen norwegischen Tritonus. Beim Opener 'Stabbed By The Horns' und beim abschließenden 'Wisdom Of Perfection' wird mir bisweilen etwas zu sehr geblastet und getrümmert, doch auch hier gibt es die melodischen Breaks, welche das Tempo etwas heraus nehmen und RAGNAROK strahlen lassen. Bei Songs wie dem mächtigen, phasenweise fast getragenen und dann wieder bedingungslos rasenden Titelstück funktioniert das auf ganzer Linie perfekt.
Ja, das sind meine guten alten RAGNAROK, die ich 1997 aus Augen und Ohren verloren habe, und die sich durchaus stark verändert haben, aber im Kern doch immer noch für das stehen, was ich einst so sehr an ihnen geschätzt habe. Daher unbedingt empfehlenswert, vor allem, wenn ihr bisher nur die berühmten Gründerbands und deren Klassiker beachtet habt. Auch dahinter und danach kam aus Norwegen viel hochklassiges schwarzes Metall, und an diese Zeiten erinnern RAGNAROK auf völlig unangestaubte Weise. Es sieht so aus, als müsste ich mich mal wieder mit Lückenschließen befassen. Ihr gönnt euch einstweilen die Hörproben bei MySpace.
Anspieltipps: The Ancient Crown Of Glory, Collectors Of The King
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle