RAGNAROK - Malediction
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2012
Mehr über Ragnarok
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Agonia / Soulfood
- Release:
- 02.11.2012
- Blood Of Saints
- Demon In My View
- Necromantic Summoning Ritual
- Divide Et Impera
- (Dolce Et Decorum Est) Pro Patria Mori
- Dystocratic
- Iron Cross - Posthumous
- The Elevenfold Seal
- Fade Into Obscurity
- Sword Of Damocles
Die Band bestätigt ihre Form mit kompromisslosem 90er-Norge-BM.
Mit dem 2010er-Album "Collectors Of The King" scheint mir die alte Norweger-Kapelle RAGNAROK wieder ins Gleis gefunden zu haben. Jedenfalls hat es dieses Mal nur zwei Jahre gedauert, bis der Nachfolger unters Volk gebracht werden konnte, und außerdem hat Bandgründer Jontho immerhin drei Viertel des Line-ups vom Vorgänger auf die neue Scheibe "Malediction" gerettet. Lediglich in die Sechssaitige greift nunmehr ein Herr Bolverk an Stelle des Herrn Brigge. Stilistisch bleibt alles beim Alten, und das ist natürlich für eine Band aus diesem Genre ein ziemlich gutes Zeichen, und, wenn man sich richtig umsieht, fast schon ein Alleinstellungsmerkmal. Denn mal ehrlich, wie viele Bands aus der alten schwarzen Garde Norwegens sind ihrem ursprünglichen Klangbild denn bis heute treu geblieben? Eben, das sind nicht allzu viele, und RAGNAROK ist eine der Ausnahmen.
Hier freut sich der Traditionalist über schwarze Klänge, die sich gewaschen haben: Ein kurzes, orchestrales Gruselintro wird von schweren, massiven Gitarrenakkorden abgelöst, bevor nach einer Minute das Inferno losbricht. Die Trommeln rattern in durchaus massivem Soundgewand los und werden von thrashigen Riffs begleitet, kehliges Keifen und diverse Blastparts reichen sich die Hand, und immer wieder blitzt ein königlich schimmerndes, frostiges Gitarrenlead am Nordhimmel auf. All das ist in ein massiv drückendes, differenziertes Soundgewand gehüllt, sodass die Band vom hektischen und wilden Opener 'Blood Of Saints' an kompromisslos zu Werke gehen kann, ohne dabei einen lärmigen Soundbrei zu hinterlassen.
Mit den ersten Klängen zu 'Demon In My View' wird in Sachen Geschwindigkeit nochmals eine dicke Schippe drauf gepackt, beim Hauptriff grüßen Mittneunziger-IMMORTAL, jedoch in einer roheren, kompromissloseren und weit weniger epischen Form. Doch auch bei RAGNAROK muss der Freund schwarzmetallischer Anmut nicht auf fiese und doch eingängige Melodien verzichten, die sich sowohl im Gitarreninferno als auch im Gesang wiederfinden. Hier wie auch beim folgenden 'Necromantic Summoning Ritual' sind es gerade die packenden und fesselnden Melodien, die dafür sorgen, dass die Band sich vom Gros der Old-School-Blackies abheben kann. Gerade das unter der infernalischen Härte doch unheimlich eingängige und melodische Gitarrenspiel, verleiht den Kompositionen das gewisse Etwas, das eine Band in einem noch immer dicht besiedelten Genre so dringend benötigt, um erhört zu werden.
Beim ersten Hören mag all die Härte und das fast durchgängig hohe Tempo den Eindruck erwecken, dass es "Malediction" ein wenig an Abwechslung fehle. Doch immer wieder gibt es Momente, die verhindern, dass die Scheibe wie ein ICE am Hörer vorbei rauscht. So etwa die grimmigen und doomigen Einschübe bei 'Divide Et Impera', das stampfende, perkussive Drumming und das schleppende, verzögerte Riffing im Einstieg zum tollen '(Dolce Et Decorum est) Pro Patria Mori', das schön zwischen gemächlicheren Passagen und bis zum Anschlag blastenden Attacken wechselt. Das sehr melodische, und in den Riffs teilweise sogar ziemlich traditionell-metallisch ausgerichtete 'Dystocratic' setzt weitere Akzente und auch 'The Elevenfold Seal' glänzt noch einmal mit einer extrem heavy nach vorne schiebenden Tempobremse im Mittelstück.
Da die Scheibe auch zum Ende hin nicht nachlässt, können wir RAGNAROK im Fazit attestieren, dass die Herren das Niveau des Vorgängers problemlos gehalten haben. In Sachen Sound wirkt "Malediction" sogar noch ein Stückchen differenzierter und druckvoller, der Bass ist deutlich auszumachen und das Schlagzeug klingt viel organischer. Im Bereich der Gitarren sind die ersten Höreindrücke dafür aber schneidender und zunächst ein wenig ungemütlicher. Man muss sich daran ein bisschen gewöhnen, doch wenn das geschehen ist, dann wird klar, dass die RAGNAROK-Fangemeinde auch mit dem siebten Studioalbum rundum bestens bedient wird. Darüber hinaus ist die Scheibe wie geschaffen für alle Black-Metal-Fans, die ihre stilistische Heimat im Mittneunziger-Norweger-Stil sehen.
Mehr zu diesem Album:
Soundcheck 11 / 2012
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle