RAM-ZET - Escape
Mehr über Ram-Zet
- Genre:
- Experimental Psychotic Black Metal
- Label:
- Spikefarm Records / Century Media
- Release:
- 25.03.2002
- R.I.P.
- Queen
- Claustrophobic Journey
- Sound Of Tranquillity
- The Seeker
- Pray
- I'm Not Dead
- The Moment She Died
Mit „Escape“ von RAM-ZET liegt ein weiterer Output des Hauses Spikefarm Records vor mir, was an sich schon verheißungsvoll ist; gelangte doch bisher von jenem finnischen Label nichts auch nur Mittelmäßiges, geschweige denn Schlechtes zu mir. Von den Bands, die auf dem einstens von mir angepriesenen „Spikefarm Sampler 2002“ vorgestellt werden, reihen sich inzwischen fünf komplette Alben in meine Bestände ein, und jedes davon wusste zu begeistern. RAM-ZET machen da keine Ausnahme mit ihrem Silberling. Doch lasst euch gesagt sein: Das hier ist heftiger Stoff und alles andere als normal oder auch nur ansatzweise auf kommerziellen Mainstream ausgerichtet.
Der norwegische Künstler Zet begründete RAM-ZET 1998 als Möglichkeit des Ausdrucks seiner musikalischen Ambitionen, damals noch mit Spar-Begleitung durch einen Drummer und einen Bassisten. Das Debüt „Pure Therapy“ – von dem es eine Kostprobe auf obigem Sampler zu hören gibt – im September 2000 war deswegen nicht minder interessant als das heute vorliegende Werk, das mit sechs Musikern aufwarten kann: Zet mit äußerst aggressiven, kreischenden und faszinierend psychotisch klingenden Lead Vocals und an den Gitarren, Sfinx und Sareeta steuern die weiblichen Vocals bei, wobei letztere neben den Backing Vocals überdies die Violine spielt, Solem schrebbelt am Bass, Küth sitzt an den Drums und Magnus bedient die Keyboards. Zet und Küth steuern dem Sound zudem etwas bei, was mit „Stuff“ angegeben wird und eine passende Bezeichnung darstellt, denn hier wird mit allerlei seltsamen Geräuschgebern experimentiert, was für den Industrial-Charakter der Musik verantwortlich zeichnet. Abgemischt wurde dieses Klang-Panoptikum von Mikko Karmila – verbunden mit Namen wie NIGHTWISH, CHILDREN OF BODOM oder MOONSPELL – in den Finnvox-Studios.
Inzwischen sind RAM-ZET kein Einmann-Projekt mehr und jeder beteiligte Musiker bringt sich und seine Ideen in ein Gesamtwerk ein, das auf ziemlich herbe und nicht leicht verdauliche, kunstvolle Weise Elemente aus aggressivem Black Metal, Industrial, filigraner Melodieführung bis hin zu progressiven Strukturen miteinander verknüpft. Der Hörer wird von verträumten Passagen verwöhnt, sodann aggressiv in die Welt des Black Metal geprügelt und wieder zurück; hin- und hergerissen zwischen sehnsüchtigen Traumwelten und dem Horror der Realität. Und dabei lassen sich die sechs Kreativmusiker genüsslich Zeit, sind die Songs doch allesamt zwischen sieben und neun Minuten lang. Dieses Album gönnt keine Verschnaufpause und kann durchaus als anstrengend bezeichnet werden, ist die Mühen intensiven Zuhörens aber allemal wert und gerade für jene ein Schmankerl, die auf der Suche nach neuen Klangerfahrungen und innovativen Gehversuchen sind. Sicherlich keine musikalische Untermalung für ein Familientreffen bei Kaffee und Kuchen, aber in jedem Falle der gelungene Versuch, modernen Black Metal des 21. Jahrhunderts zu definieren und die alten Pfade hinter sich zurück zu lassen. Ein Respektalbum mit hohem Anspruchswert.
Anspieltipps: R.I.P.; Queen
- Redakteur:
- Andreas Jur