RATT - Infestation
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2010
Mehr über Ratt
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Roadrunner Records (Warner)
- Release:
- 16.04.2010
- Eat Me Up Alive
- Best Of Me
- A Little Too Much
- Look Out Below
- Last Call
- Lost Weekend
- As Good As It Gets
- Garden Of Eden
- Take A Big Bite
- Take Me Home
- Don't Let Go
Da hilft kein Kammerjäger, das Ding bleibt in den Ohren!
Was ist das denn? Der erste Ton klingt nach allem, aber nicht nach der LA-Glam-Szene, die den Herstellern von Haarspray zu kurzzeitigen Weltherrschaftsträumen verhalf. Das kracht und rockt und hat mehr Zähne als der Rest der Diskographie zusammen. Stephen Pearcy singt rau und mit einer Energie, die ich den alten Haudegen echt nicht mehr zugetraut hätte. Eigentlich wollte ich mit etwas mehr Historie in das Review einsteigen, aber die Jungs machen das glatt zunichte. Wen interessiert die Vergangenheit, wenn die Gegenwart so schön rockt?
Zwar können RATT das Niveau des furiosen Openers nicht halten und lassen sogleich einen auf Kommerz getrimmten, relativ zahnlosen Song folgen, der nicht nur durch den Gesang wie eine Hommage an die alten VAN HALEN klingt und der nur deshalb so schnell vergeht, weil der Opener 'Eat Me Alive' noch nachhallt. Ein klarer Fall von Pulver verschossen? Mitnichten. Denn tatsächlich entfaltet sich der Reiz der Lieder erst nach ein paar Durchläufen und hievt "Infestation" deutlich in den Bereich der Reunions, die eine Daseinsberechtigung haben und nicht versuchen, sich auf altem Lorbeer wie in diesem Fall "Out Of The Cellar" und "Invasion Of Your Privacy", auszuruhen. Das gilt sogar für den zweiten Track 'Best Of Me', der auch die Single sein wird und der mir anfangs zu stark abfiel gegenüber 'Eat Me Up Alive'.
Natürlich dominiert grooviger, simpler Rock, aber mit so viel Schmackes, dass die Drei-Wetter-Taft-Vertreter diesseits des Mississippi gleich sitzen bleiben können. Etwas, was ich vor allem nach den halbgaren Alben "Collage" und "Ratt" nicht erwartet hätte. Aber das waren ja auch nicht wirklich die originalen RATT, sondern nur eine Version mit dem einen oder anderen Original-Musiker. Richtig fett sind sie erst jetzt wieder.
Allerdings sollte man natürlich auch keine Wunder erwarten, denn RATT bleiben RATT. Die Qualität von "Infestation" zeigt sich vor allem vor dem Hintergrund, dass mir in der letzten Zeit nicht allzu viele wirklich gute Glam-Alben untergekommen sind. Auch RATT können nicht über das ganze Album gleichbleibend hohe Qualität abliefern und haben mit 'As Good As It Gets' und der Ballade ‚'Take Me Home' zwei echte Rohrkrepierer eingebaut. Auf der anderen Seite sind da mit 'A Little Too Much' 'Garden Of Eden', 'Take A Big Bite' und 'Don’t Let Go' noch einige echte Hämmer vertreten, die sich erstaunlicherweise vor allem in der zweiten Hälfte der Albums tummeln.
Manchmal ist es toll, von einem Album nichts zu erwarten und so schön angenehm überrascht zu werden. Dass ich auf meine alten Tage noch zu einem Fan der Zottelviecher werde, steht nicht zu erwarten, aber dass ich so viel Spaß mit "Infestation" haben würde, war ebenfalls nicht vorherzusehen. Wer eine Ader für Glam Metal hat, muss hier dringend reinhören.
Anspieltipps: Eat Me Up Alive, A Little Too Much, Garden Of Eden, Take A Big Bite
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger