RAVEN - Wiped Out
Mehr über Raven
- Genre:
- NWoBHM
- Label:
- Neat/Sanctuary
- Release:
- 15.04.2002
- Faster Than The Speed Of Light
- Bring The Hammer Down
- Fire Power
- Read All About It
- To The Limit/To The Top
- Battle Zone
- Live At The Inferno
- Star War
- UXB
- 20/21
- Hold Back The Fire
- Chain Saw
- Crash Bang Wallop
- Run Them Down
- Hard Rock
- 20/21 (Outtake)
Wir schreiben das Jahr 1981. Von Speed/Thrash Metal ist weit und breit noch nichts zu hören. Es regieren die NWoBHM sowie Hard Rock amerikanischer bzw. kanadischer Prägung. Die extremsten Erscheinungen der damaligen Musikwelt hörten auf den Namen VENOM. Da dieses Trio aber in erster Linie durch optische Superlative auffällt und auf musikalischer Ebene eher charmant-rumpeligen Diletantismus zur Schau stellt, schwenken wir unser Spotlight auf ein anderes Dreiergespann, welches zu diesem Zeitpunkt völlig neue Wege beschreitet. Die Rede ist natürlich von RAVEN, die mit ihren ersten drei Scheiben "Rock Until You Drop", "Wiped Out" und "All For One" den Grundstein für hektischen Speed Metal mit spielerischem Können zementierten. Während viele VENOM-Songs wie zufällig entstandene Kompositionen klingen – was unfraglich ihren Charme ausmacht – hat man bei RAVEN stets den Eindruck, ausgereifte Songstrukturen zu vernehmen. Klar, gerade die ersten beiden Alben klingen allein aufgrund des Sounds unglaublich spontan und energisch, aber spätestens auf "All For One" merkt man, welche Klasse in ihren Nummern steckt. Michael Wagener, der damals groß im Kommen war, verpasste besagtem Werk nämlich einen sehr amtlichen, wenn auch sterilen Klang.
Genug der langen Vorrede. Auf vorliegendem Zweitwerk überzeugen die Jungs mit noch heftigerem Material, als es bereits auf dem Debüt zu hören war. Bestach jenes Album aufgrund seiner Mischung aus aufgemotzten THE SWEET-Covertunes und eigenen Nummern ähnlicher Ausrichtung, so sucht man ein knappes Jahr später vergeblich nach Fremdkompositionen. Aufs erste Ohr scheint dies zu Lasten der Eingängigkeit zu gehen, bei intensiver Beleuchtung des gebotenen Materials kommt die eindeutige Klasse der Tracks aber eindeutig zum Vorschein. Die Gallagher-Brüder John und Mark musizieren sich die Saiten von der Seele, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. Dabei erschreckt vor allem Johns unkonventioneller Gesangsstil mit teils unerwarteten Höhen. Überhaupt gibt seine eigenwillige Art der Phrasierung dem Hörer den Eindruck, er hätte mindestens zehn Becher Kaffee intus. Dazu pumpt er energische Läufe aus seinem achtsaitigen Tieftöner und sorgt auch in solistischen Momenten seines Bruders für Soundwälle. Mark steht dem natürlich in nichts nach. Er entlockt seiner Klampfe hektische Akkordfolgen und wahnwitzige Melodiebögen. Letztere sind zugegebenermaßen eher selten lang genug, um zum Mitsingen zu animieren. Im Hintergrund knüppelt Wacko alles in Grund und Boden und sorgt für die notwendige Gradlinigkeit.
Müßig, aus diesem Meilenstein vermeintliche Highlights herauszufiltern, da das Album in erster Linie als Koffeinersatz am Morgen oder zur erfrischenden Untermalung eines amtlichen Katerfrühstücks seine volle Wirkung entfaltet. Urwüchsige Nackenbrecher wie der Opener 'Faster Than The Speed Of Light', das rattenscharfe 'Fire Power' oder der Song, der ihre Liveshow so treffend beschreibt, 'Live At The Inferno', werden jeden zum Kochen bringen.
Es soll nun aber nicht unerwähnt bleiben, dass trotz aller Unkontrollierbarkeit der Nummern immer wieder atmosphärische Dichte erzeugt wird. So mag der geneigte Hörer seine Lauscher in 'Star War' oder das lange 'To The Limit/To The Top' halten und andächtig genießen. Hier beweist das Trio, dass es neben allerlei Unfug auch Reife besitzt.
Da jedem Leser klar geworden sein dürfte, was ihn bei diesem Masterpiece erwartet, sei allen Besitzern des Vinyls gesagt, dass auf dem vorliegenden Release in Form von 'Crash Bang Wallop', 'Run Them Down' und '20/21 (Outake)' drei Boni addiert wurden. Value for money.
Anspieltipps: Faster Than The Speed Of Light, Fire Power, Read All About It, To The Limit/To The Top, Crash Bang Wallop
- Redakteur:
- Holger Andrae