RAVEN BLACK NIGHT - Choose The Dark
Mehr über Raven Black Night
- Genre:
- US Metal
- Morbid Gladiator
- My Love Is Holy
- Gothic Black
- Nocturnal Birth
- Swamped
- If You Choose The Dark
- Blood On My Wings
- Morbid Soul
- Guitar Solo
- Princess Morticia
- Ancient Mist
Heiliger Bimmbamm! Wenn das mal kein Kult wird, weiß ich es auch nicht. Coverartwork und Albumtitel geben schon mal eine grobe Marschrichtung vor. Schlägt man dann das Booklet des ersten Longplayers dieses australischen Quartetts auf, so geht der Kult in Form der Pseudonyme seinen gradlinigen Weg weiter: The White Knight (clean vocals; lead guitar), The Black Knight (death vocals, bass), The Duke (drums) und The Raven (rhythm guitar). Da kann ja schon mal gar nichts mehr schief gehen.
Silberling flugs in den heimischen Player geschoben und ... für Stunden in ekstatische Trance gefallen. Es ist der schiere Wahnsinn, was uns die Aussies hier für eine musikalische Achterbahnfahrt anbieten. Angefangen beim superben Early-Seventies-Sound über einen Facettenreichtum, von dem andere Kapellen nicht einmal in ihren kühnsten Visionen träumen bis zur grandiosen Performance aller gebotenen Stilistiken. Wobei, eigentlich hören wir ja nur einen Stil: nämlich RAVEN-BLACK-NIGHT-Metal. Und der kombiniert die Faszination und das Mystische der ganz frühen BLACK SABBATH-Werke mit dem Kauzgeist solcher Helden wie CIRITH UNGOL. Eingeflochten werden leichte Spurenelemente der frühen MERCYFUL FATE, sowie TROUBLE oder auch THIN LIZZY. Klingt schon interessant?
Es kommt aber noch viel besser. Während The White Knight - aka Jim Petkoff - vorwiegend in hohen und höheren Lagen intoniert, hustet sein dunkles Pendant - aka Matt Spencer - rotzig, röchelnde Black-Metal-Shouts ins Mikro. Und das kommt sehr gut. Bestes Beispiel ist sicherlich das prägnante 'Gothic Black', welches ich mal als Kiffer-BM titulieren möchte. Von ähnlich verwirrender Magie ist auch noch das abschließende 'Ancient Mist' beseelt. Hier scheint es fast so als ob die beiden Ritter sich musikalisch bekämpfen würden. Sehr gelungen.
Sprach ich oben schon von einem besonderen Sounderlebnis, so möchte ich dies noch ein wenig spezifizieren. RAVEN BLACK NIGHT haben zum einen diesen typisch schlürfenden Sound, arbeiten aber auch sehr viel mit den harmonischen Stereo-Effekten der frühen Rockmusik. So kommt es zu herrlichen Gitarrenduellen, die von druckvollen und gleichsam warm-knarzigen Bassläufen unterlegt werden. Im Hintergrund tütet ein solide gespieltes Schlagzeug die Rhythmen ein, die zum amtlichen Banger-Erlebnis führen sollen (und werden).
Ich könnte jetzt euphorisch zu allen Nummern Lobhudeleien in die Tasten kloppen, werde mich aber auf ein paar absolute Highlights beschränken. Da hätten wir 'Nocturnal Birth'. Könnte man glatt als das Äquivalent zu SABs 'Planet Caravan' betrachten, so herrlich sphärisch wabern die Raben bei dieser Nummer durch meine Hallen. Mega-Gänsehaut-Garantie.
Als krassen Kontrapunkt zu diesem psychedelischen Meilenstein hat man mit 'Morbid Gladiator' und vor allem mit dem Titel gebenden 'If You Choose The Dark' allerdings auch einige treibende Kompositionen im Programm, die mächtig nach vorne drücken. Ohne auf fette Sounds oder tiefer gestimmte Klampfen zurückgreifen zu müssen, bauen RAVEN BLACK NIGHT schlicht und allein auf die Macht der musikalischen Kunst. Und sie sind Künstler. Ähnlich wie bei diversen Kapellen aus der NWoBHM-Ära kommt bei den Australiern so viel Herzblut aus den Bytes, dass mir schwindelig zu werden droht. Töne, die verzaubern können.
Das absolute Nonplusultra hört aber auf den klangvollen Namen 'Blood On My Wings', überflügelt trotz der im Titel vermittelten Angeschlagenheit locker-flockig die Elf-Minuten-Grenze und kommt als melodischer Schlürf-Schlürf-Groover um die Ecke geschlichen. Hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten mit der Nummer, so wurde mir nach wenigen Umdrehungen klar, mit was für einem Monster von Stück ich es zu tun hatte. Allein diese hypnotisierende Gitarrenfigur, die sich wie Lava durch den gesamten Song schlängelt, ist nicht von dieser Welt. Atemberaubend.
Es dürfte nicht verborgen geblieben sein, wie ich zu diesem Epos stehe. Klar, wer ausschließlich auf aktuelle Klänge abfährt, wird allein schon mit dem Klangbild von BLACK RAVEN NIGHT ein Problem haben. Aber dahinter werdet ihr auch noch kommen.
Anspieltipps: Morbid Gladiator; Nocturnal Black; If You Choose The Dark; Blood On My Wings; Morbid Soul; Ancient Mist
- Redakteur:
- Holger Andrae