RAVENSIRE - A Stone Engraved In Red
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2019
Mehr über Ravensire
- Genre:
- Epic Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Cruz Del Sur Music
- Release:
- 14.06.2019
- Carnage at Karnag
- Thieves Of Pleasure
- Gabriel Lies Sleeping
- Dawning In Darkness
- Bloodsoaked Fields
- After The Battle
- The Smiting God
- The Games Of Titus
Rauer Epic Metal aus Portugal.
Wie immer ist das Artwork bei den Portugiesen RAVENSIRE großartig. Das weckt die Vorfreude auf "A Stone Engraved In Red", das dritte Studioalbum. Der Vorgänger "The Cycle Never Ends" war aus meiner Sicht schon überzeugend, so dass ich mit richtig viel Lust an das neue Album gegangen bin. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der epische Metal der Portugiesen orientiert sich nicht an schöngeistigen Truppen wie VISIGOTH oder ATLANTEAN KODEX, sondern eher an den rauen Parts bei MANILLA ROAD oder entsprechenden Epigonen wie BATTLEROAR oder IRONSWORD. Das liegt natürlich vor allem am Organ von Sänger Rick Thor, der früher bei IRONSWORD den Bass bedient hat. Seine Stimme ist nicht filigran und dürfte vielen, die bei Epic Metal an LETHEAN oder ähnliches denken deutlich zu brachial sein. Ich finde sie genial, diese Art von Gesang passt zu Kutten und Fantasy-Texten vorzüglich. Dass er auch bei den Thrashern PERPETRATÖR am Mikro steht überrascht mich jedenfalls nicht. Von der ganzen Melodieführung sind IRONSWORD, WRATHBLADE und BATTLEROAR sicher die besten Referenzen. Wem die letzten BATTLEROAR-Alben etwas zu melodisch waren, der sollte hier unbedingt mal ein Ohr vorbei hören lassen. Dass Rick Thor stimmlich durchaus limitiert ist soll hier nicht unerwähnt bleiben, sorgt aber aus meiner Sicht qualitativ für keine Nachteile. Das muss so sein, würde sicher nicht nur ich so behaupten.
Die Gitarrenarbeit, gerade dann, wenn es mehrstimmig wird, ist durchaus melodisch und kann mich begeistern. Hier gibt es hörbare Einflüsse aus der NWoBHM und dem US Metal, die den Jungs gut stehen. Das simple Schlagzeugspiel ist songdienlich und klingt druckvoll, ohne die melodieführenden Instrumente zu übertönen. Das passt und macht in der Form Sinn. Der Bass dürfte aus meiner Sicht etwas präsenter sein, ist aber nicht sonderlich kreativ eingespielt und daher vielleicht etwas weniger stark in den Vordergrund gemischt.
Die Band widmet das Werk wenig überraschend Mark Shelton, dem zu früh verstorbenen MANILLA ROAD-Gründer und Bandchef. Aber sie denken bei ihrer Widmung auch an Hartmuth Schindler, den viele als Chef von Barbarian Wrath kennen. Er ist seit einiger Zeit schwer erkrankt mit wenig Hoffnung auf Genesung. Stark, dass die Portugiesen an ihn denken. Die Verbundenheit der Underground-Metalszene ist hier außergewöhnlich.
Zu den Songs kann gesagt werden, dass die Scheibe ohne Ausfälle 40 Minuten klasse Material bietet. Ich finde die Länge des Albums ausgezeichnet und es ist schön zu sehen, dass es Bands gibt, die nicht alles an potenziellem Material auf einem Album verbraten, sondern wirklich nur die guten Tracks auf die CD/LP pressen (ich unterstelle den Jungs einfach mal, dass sie auch mehr Titel geschrieben haben). Da der völlige Überhit fehlt, möchte ich gar nicht so stark auf die einzelnen Nummern eingehen, das Grundniveau ist einfach hoch. Ein klitzekleines Problem gibt es dann schon: Mit SMOULDER, VULTURES VENGEANCE, TRAVELER oder GATEKEEPER gab es 2019 schon enorm viel herausragenden Epic Metal, mit ATLANTEAN KODEX, SLOUGH FEG und LUNAR SHADOW werden weitere Highlights (mit der Tendenz zum Meisterwerk) folgen - es besteht die Gefahr, dass RAVENSIRE so weiter etwas unter dem Radar fliegen wird. Schade, denn die Jungs machen ihre Sache wirklich gut. Ein faszinierender Fakt soll nicht unerwähnt bleiben: Unfassbar, dass alle diese Scheiben bei Cruz Del Sur oder Gates Of Hell Records erschienen sind bzw. erscheinen werden. Was dieses Label für den Epic Metal leistet, ist kaum in Worte zu fassen (BATTLEROAR sind da auch unter Vertrag...). Das möchte ich an dieser Stelle einfach mal sagen: Danke, Cruz Del Sur - was ihr uns bietet, ist großes Kino.
Anspieltipps: Thieves Of Pleasure, After The Battle, The Games Of Titus
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer