REACTOR - The Real World
Mehr über Reactor
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Shadow Kingdom / Megaphon
- Release:
- 02.02.2010
- Meltdown
- Terrorist
- (When Your) Number's Up
- War Machine
- Greenhouse
- Real World
- Intro / Meltdown (Live)
- Ten Years Past (Live)
- Death By Electrocution (Live)
- Fight Or Be Killed (Live)
- Real World (Live)
- Blacklist (Live)
- War Machine (Live)
- Waste Not - Die Not (Live)
Achtziger-Underground mit Stimmiger Mischung aus PENTAGRAM (US), BLITZKRIEG, und BLUE CHEER
Wenn Shadow Kingdom Records eine Werkschau einer seit zwanzig Jahren verblichenen Band auf den Markt bringt, dann ist es in der Regel so, dass diese Band einiges auf dem Kasten hatte, aber leider nie die Aufmerksamkeit bekommen hat, die sie vielleicht verdient hätte. Sollte es eine solche Regel geben, dann findet diese ihre Bestätigung in "The Real World", der Zusammenstellung des gesamten Lebenswerkes der Maryland-Heavy-Rocker von REACTOR, die eine gewisse Prominenz allenfalls dadurch erfährt, dass in ihren der eine oder andere Musiker stand, der auch hier und da für die US-Doomer PENTAGRAM auf die Bühne kletterte oder sich ins Studio begab, darunter vor allem der großartige Multiinstrumentalist Joe Hasselvander (neben PENTAGRAM auch mit DEATH ROW, RAVEN und unzähligen anderen Bands), der auch auf einigen Songs dieser Scheibe zu hören ist, und zwar an der Klampfe und am Mikro. Außerdem mit am Start sind Steve Angel (Bass & Gesang, THE BOYZ) und Colin Angel (Schlagzeug), sowie die weiteren PENTAGRAM-Stammbäumler Richard Kueht (Gitarre) und Paul Trowbridge (Gitarre, auch OVERLORD), sowie Mike Reid (Gitarre, Bass). Also lauter gute Musiker, die dem einen oder anderen Insider ein Begriff sind, aber in Sachen Namedropping eben mit der Ausnahme Joe Hasselvander nicht viel hergeben.
Das hat diese REACTOR-Scheibe aber auch gar nicht nötig, überzeugt sie doch auf ganzer Linie durch die gebotene Musik. Die erste Hälfte des Albums enthält das gesamte Studioerbe des Reaktors, namentlich sechs Stücke, die 1987 aufgenommen wurden und sich durch erdigen, ganz leicht doomigen Heavy Rock mit lebendiger Produktion auszeichnen. So ist das eher flotte 'Meltdown' mindestens genau so sehr Hymne wie das doomigere 'War Machine' oder der lässig rockende Titeltrack. Nicht jeder Song ist ein Volltreffer, aber die Band wirkt immer authentisch und hat irre viel Gefühl für flüssige Rockleads, unaffektierten Gesang und einen warmen, groovenden Sound. Das setzt sich auch bei der zweiten Hälfte mit den acht Liveaufnahmen aus dem Jahr 1985 fort, welche die Band in einem früheren Line-up präsentieren, bei dem Joe Hasselvander noch nicht mit von der Partie war. Für eine entstaubte Liveaufnahme mit 25 Jahren auf dem Buckel wirklich aller Ehren wert und ein toller Trip in die Maryland-Clubszene der Achtziger. Nicht wenige von uns wären gerne dabei gewesen, als Gigs wie dieser gespielt wurden. Da bin ich mir sicher. Die Band gibt sich hier noch ein gutes Stück ungezügelter und wilder als auf den Studiotracks. 'Meltdown' wächst sich in dieser Fassung fast in Proto-Thrash-Dimensionen der "Kill 'Em All"-meets-BLITZKRIEG-Dimensionen aus, und auch das unter den Studioaufnahmen nicht enthaltene 'Death By Electrocution' ist programmatisch betitelt nach einem etwas getragenen Einstieg eine tolle Abrissbirne.
Die Kombination von Studioalbum und Livemitschnitt lohnt sich hier doppelt, weil sie zum einen unterscheinliche Besetzungen und Ansätze der Band zeigen, zum anderen weil der Livemitschnitt fünf Songs enthält, die als Studioaufnahmen nicht existieren. Wer also ein schönes Zeitdokument aus dem Underground der Achtziger haben möchte und sich musikalisch eine stimmige Mischung aus PENTAGRAM (US), BLITZKRIEG, BLACK SABBATH und BLUE CHEER vorstellen kann, der geht mit REACTOR nicht fehl.
Anspieltipps: Meltdown, War Machine, Real World, Meltdown (Live), Death By Electrocution
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle