RENDEZVOUS POINT - Dream Chaser
Mehr über Rendezvous Point
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Long Branch Records (SPV)
- Release:
- 21.06.2024
- Don't Look Up
- Oslo Syndrome
- Utopia
- Fireflies
- Presence
- Wildflower
- The Tormented
- Still Water
Ein neuer Polarstern am Prog-Himmel.
Norwegen + Prog = LEPROUS? Ja, aber nicht nur. Wer in der Vergangenheit nicht an RENDEZVOUS POINT gedacht hat, wird das mit dem jüngsten Streich des Quintetts ganz sicher ändern. Grund dafür ist nicht nur der gemeinsame Nenner Baard Kolstad am Schlagzeug oder eine ähnliche musikalische Kerbe, sondern die schiere Klasse des dritten Albums von RENDEZVOUS POINT, "Dream Chaser". In derselben Besetzung wie auch schon "Solar Storm" und "Universal Chaos" hat es ganze fünf Jahre gedauert, ehe wir neue Musik aus dem Land der Mitternachtssonne zu hören bekommen.
Der Opener 'Don't Look Up' benötigt keine Anlaufzeit, um den musikalischen Kurs des Albums zu bestimmen und den Hörer darauf vorzubereiten, was in den nächsten 38 Minuten geschehen wird. Der von bunten Keyboard-Flächen getränkte Sound der Norweger war noch nie so sehr auf den Punkt wie hier. Die groovige Finesse von Baard Kolstad und Bassistin Gunn-Hilde Erstad treibt das Geschehen unermüdlich voran, damit Sänger Geirmund Hansen seine eingängigen Melodien direkt in unsere Ohren einpflanzen kann. Mit diesen Zutaten und dem stilvollen und immer songdienlichen Gitarrenspiel schafft es die Band dennoch, acht völlig verschiedene Songs zu kreieren. Der unruhige Puls von 'Fireflies' und die überbordende Spielfreude beim 'Oslo Syndrome' bilden den einen Pol, das elegische Momentum von 'Stil Water' mit seinen Einflüssen aus der E-Musik den anderen. Dass es auch richtig derb geht, zeigt der Stampfer 'The Tormented', ehe der Song uns in atmosphärisch dichte Wolken hinaufzieht, die seit einigen Jahren über "The Mountain" meiner Lieblings-Brit-Progger hängen.
Was RENDEZVOUS POINT nicht bietet, ist Prog-Masturbation ohne Kontext. Auch wenn alle Musiker ohne Zweifel dazu fähig sind, dienen ihre technischen Finessen immer dem Song. Hätte man den famosen Track 'Utopia' noch ausladender machen, der Gitarre noch ein Noten mehr pro Takt gönnen können? Sicherlich, aber immer das Hörerlebnis im Vordergrund wissend, besitzt die Band ein sehr gutes Gespür für eben jene Nuancen. An Details und rhythmischen Herausforderungen mangelt es aber dennoch nicht, was sich ganz sicher auf die Langlebigkeit des Materials einwirkt. Ohne wunde Ohren ist es somit wirklich schade, dass noch nicht einmal die 40-Minuten-Marke geknackt wird.
Ich kann nur jedem, der Alben von HAKEN, VOYAGER (AUS), BIFFY CLYRO oder CALIGULA'S HORSE im Regal hat, raten, "Dream Chaser" anzuschaffen. Das bislang beste Album der Band spielt nicht nur auf Augenhöhe mit den Großtaten der Alterna Progger, es führt auch wieder einmal vor Ohren, was man an einer ordentlichen HiFi-Anlage und physischen Tonträgern eigentlich hat.
Anspieltipps: Presence, Utopia
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Nils Macher