RENDEZVOUS POINT - Universal Chaos
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2019
Mehr über Rendezvous Point
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Long Branch Records
- Release:
- 24.05.2019
- Apollo
- Digital Waste
- Universal Chaos
- Pressure
- The Fall
- The Takedown
- Unfaithful
- Resurrection
- Undefeated
Intensive, bombastische Post-Prog-Abfahrt.
Die "vielversprechendste Band Süd-Norwegens" wurde RENDEZVOUS POINT mal betitelt. Was für mich einen leicht sarkastischen Touch hat, denn die Gegend gehört so schon nicht zu den dichtbesiedeltsten Europas. Dass man sich die Frage nach der Qualität der Konkurrenz unwillkürlich stellt, wird der Band aber nicht gerecht. Vielmehr werden Musikliebhaber aufhorchen, wenn sie hören, dass LEPROUS-Schlagwerker Baard Kolstad mit von der Partie ist. Allerdings macht er mit RENDEZVOUS POINT nicht einfach nur mehr vom Selben, sondern hat mit seinen vier Mitstreitern eine Band am Start, die weniger düster und dafür bombastischer klingt, obwohl gewisse Parallelen zu Kolstads anderer Band durchaus hörbar sind, wenn man danach sucht.
Ein Pfund, mit dem die Band wuchern kann, ist Sänger Geirmund Hansen, der dem Album deutlich seinen Stempel aufdrückt und die Musik stärker als jedes Instrument trägt. Seine kraftvolle Stimme klingt immer etwas unnahbar, distanziert, was auch mit Effekten verstärkt wird, und gibt "Universal Chaos" einen kalten, entrückten Charakter, in den sich eine progressive Gitarre und komplexe Keyboards einreihen. RENDEZVOUS POINT spricht, wie es sich für eine echte Prog-Band gehört, den Kopf an, nicht den Bauch, doch rockige Passagen und einige der recht kurzen Lieder lassen die Band aus ihrer selbstgewählten Isolation treten und Kopfnicken genauso zu wie Mitsingen. Dazwischen nehmen aber ruhige Stücke immer wieder den Drive heraus und lassen auch Experimenten Raum, sodass es sich empfiehlt, "Universal Chaos" doch erst ein paar Mal in Ruhe und mit Konzentration zu hören, damit die Vielfalt erfasst werden kann. Dann erhält man ein spannendes Album, dessen Stärke im abwechslungsreichen Songwriting besteht, was aber eben auch wieder eine Schwäche darstellt, da das Album keinen durchgehenden Charakter entwickeln kann. 'Resurrection' hat mit 'Digital Waste' wirklich nur am Rande einen gemeinsamen Nenner.
Den Norwegern ist ein starkes Album gelungen, das nur durch seine Komplexität und Experimentierfreude zwischen absolutem Genie wie im genannten 'Digital Waste', 'Appolo', 'Pressure' oder 'The Fall' und schwierigerem Material in der zweiten Hälte wie 'The Takedown' oder 'Undefeated' pendelt und dazwischen selbst vor Nu Metal und Grunge-Einflüsse wie in 'Unfaithful' nicht halt macht. Ja, das ist cool und lässt viel Raum für eigene Vorlieben. Aber die muskalische Reise der Band hat gerade erst begonnen, ich bin sicher, hier wird sich noch ein Fokus herauskristallisieren. Ich bin sehr gespannt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger