RETALIATION PROCESS, THE - Downfall
Mehr über Retaliation Process, The
- Genre:
- Modern Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Silverwolf Productions (Intergroove)
- Release:
- 26.02.2010
- Uprising
- Blindfolded
- Four Seasons Of Self Mutilation
- Bridge End...
- ...Prozac
- Carnal Addiction
- Down
- On The Way Back
- Written In Red Ink
- Uncertain
Nur die Harten kommen in den Garten.
Was haben ANDROMEDA, EMERGENCY GATE, WATCH ME BLEED und nun auch die Modern-Metal-Newcomer THE RETALIATION PROCESS gemeinsam? All diese Bands entstammen der Schwermetall-Schmiede Silverwolf Productions. Und als wäre nicht das schon ein Startbonus, hat der DARK AGE-Mastermind Eike Freese das Hamburger Quintett bei der Produktion unter seine Fittiche genommen. Das Ergebnis passt wie erwartet in puncto Modernität und technisches Niveau perfekt zum restlichen Output des Labels: auf Hochglanz polierter Modern Metal aus geläufigen Mustern, der seine Wut mit mächtig Druck dem Hörer um die Ohren ballert. Doch ist nicht alles Gold, was glänzt ...
Ansatzlos knüppelt 'Uprising' die Marschrichtung des Albums vor: eine klinische Atmosphäre, zerschrotet von PANTERA-artigen Stakkatos und wieder geflickt von Göteborg'schen Gitarrenlinien, dazu fieses, aber charakterloses Shouting. Technisch agiert man auf Profi-Niveau und bedient sich bei den Großen, ohne jedoch an die Durchschlagskraft von Vorbildern wie eben PANTERA oder MACHINE HEAD heranzureichen, denn dazu fehlt der rote Faden: An den einzelnen Stilversatzstücken ist nicht zu mäkeln, doch sind sie meist etwas lieblos aneinander gestückelt. Hier mal eine klassische Gitarrenlinie in 'Four Seasons Of Self Mutiliation', drüben in 'Bridge End...' ein nettes Intermezzo - alles sehr prall gefüllt, aber ohne wirkliche Dringlichkeit oder Spannungsbögen, viel mehr Techno-Geballer auf einem gleichbleibenden Härtepegel. Die abgehackten Taktwechsel kokettieren zwar mit MESHUGGAH-Chaos, wirken aber eher planlos denn genial. Auch wenn Nackenbrecher wie 'Blindfolded' oder 'Carnal Addiction' mit ihrem rasanten Tempo kurzzeitig mitreißen, auf Dauer werden diese Bolzorgien ermüdend, da sich die um die fünf Minuten erstreckenden Songs damit bis zum Anschlag gefüllt sind. Abwechslung gibt es höchstens in Form von kleinen Lichtblicken - aber diese sollen nicht unerwähnt bleiben. So überrascht der Schreihals Christoph Madarasz, wenn er mal die leiseren Töne anschlägt, mit stimmungsvollem Klargesang, der angenehm tiefer gelegt ist als das berüchtigte Boygroup-Gesäusel, das im Modern Metal so verbreitet ist. Da kann man nur enttäuscht den Kopf schütteln, dass Madarasz diese Stärke hinter bedeutungslosem Gebrüll verbirgt, denn er ist nun mal ein Sänger, kein Shouter.
Hat man sich im Drum-Spießrutenlauf sich erstmal gegen Ende des Albums durchgerungen, wird man in den letzten drei Songs vom 'Warum nicht gleich so?'-Effekt eingeholt: Hier zeigen THE RETALIATION PROCESS eindrucksvoll, dass sie sehr wohl abwechslungsreiches Songwriting draufhaben. Den eingängigen Momenten, die früher höchstens als Baustein in der Wall Of Sound aufblitzten, wird nun viel mehr Raum gewährt. So ist 'On The Way Back' eine 1A-Atmosphärenummer, die mit halbakustischer Melancholie beginnt. Diffuses Rauschen, das raffiniert in einen Riff überblendet wird, und klare, traditionelle Vocals - der erste Track auf "Downfall", der wirklich Stimmung verbreitet. Ähnlich begeistern auch 'Written In Red Ink' und der Rausschmeißer 'Uncertain'. Als Belohnung, dass der Hörer es soweit durchgehalten hat, verwöhnen diese Songs ihn mit allem, was das restliche Album hat vermissen lassen, vor allem mit Abwechslung. Nur, warum soviel belangloses Gebolze voranstellen und riskieren, dass sich manche Hörer davon abgeschreckt fühlen?
Anspieltipps: On The Way Back, Written In Red Ink, Uncertain
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Regina Löwenstein