REVELATION - Yet So Far
Mehr über Revelation
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Shadow Kingdom Records / US-Import
- Release:
- 22.12.2009
- Soul Barer
- Eternal Search
- Little Faith
- Grasping The Nettle
- Morning Sun
- Fallen
- Alone
- Natural Steps
- ...Yet So Far
Neuauflage eines großartigen und lange gesuchten Klassikers der Maryland-Doom-Schule.
Wenn ihr euch schon eine Weile mit Doom beschäftigt, dann ist euch die rührige Berliner Plattenfirma Hellhound Records sicher noch ein Begriff, hat sie doch in den Neunzigern dafür gesorgt, dass auch die europäische Doom-Gemeinde mit qualitativ hochwertigen Veröffentlichungen toller Bands versorgt wird. Leider war die kleine aber feine Firma schon bald Geschichte und so avancierten diverse Alben großer Doom-Legenden zu gesuchten und teuren Raritäten. Neben SAINT VITUS, THE OBSESSED und COUNT RAVEN zählten zu diesen Scheiben auch die drei Alben der Maryland-Doom-Veteranen von REVELATION. Die inzwischen in der Urbesetzung reformierte Truppe hat ihre alten Alben an ihre neue Plattenfirma Shadow Kingdom Records lizenziert und so kommen wir nun in den Genuss einer wirklich schmucken Neuauflage des dritten regulären Studioalbums "...Yet So Far", das ursprünglich 1995 erschienen war, und REVELATION eben nicht mehr im Kult-Line-up Brenner/Hart/Branagan zeigte. Schlagzeuger Steve Branagan scharte für diese Scheibe den Sänger und Gitarristen Dennis Cornelius (ex-DARKOFFIGUS, ex-MORTICIOUS, später PLACE OF SKULLS, MEMORY DRIVEN u.v.m.) sowie Bassist Jum Hunter (LORD VICAR, OCTOBER 31, TWISTED TOWER DIRE, WHILE HEAVEN WEPT) um sich.
Diese Umbesetzung führte auch stilistisch zu einer leichten Kurskorrektur und ließ den seit jeher staubtrockenen, entrückten und psychedelischen 70er-Doom REVELATIONs etwas metallischer und eingängiger werden. Dennoch blieb der Charakter der Band erhalten und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass sich REVELATION Mk.2 eine vielleicht noch breitere Fanschicht erschließen konnte. Gerade Jim Hunters Bassspiel, der zugängliche aber dennoch unglaublich charismatische Gesang Dennis Cornelius' und dessen mehr im 80er-Metal als im 70er-Psychedelic-Rock verwurzeltes Leadgitarrenspiel sorgen dafür, dass sich "...Yet So Far" deutlich schneller öffnet, als das aktuelle Material der reformierten klassischen Besetzung, aber auch leichter als die ersten beiden Alben "Salvation's Answer" und "Never Comes Silence". Das eröffnende 'Soul Barer' bedient dabei noch am ehesten beide Ausrichtungen der Band, kommt es doch besonders am Ende sehr psychedelisch und ausufernd instrumental aus den Boxen. Doch schon der zweite Titel 'Eternal Search' ist ein gutes Stück melodischer, eingängiger und gesangslastiger. Auf jeden Fall eine echte Hymne, mit einem göttlichen melancholischen Refrain der Extraklasse.
Das ungewöhnlich rockige 'Little Faith' geht direkt in die Beine, kennt aber auch ruhige und reflektierende Momente, während sich nach einem ausladenden, verträumten Instrumental das mächtige 'Morning Sun' in aller epischen und perseverativen Schönheit ausbreiten kann. 'Fallen' ist im Anschluss etwas lockerer und abwechslungsreicher, wohingegen 'Alone' mit massivem Riffing und als Kontrastpunkt sehr ruhigen, cleanen Arrangements, großartigen Basslinien, sehr gefühlvollem und im Vordergrund stehenden Gesang und einer feinen Dramaturgie glänzen kann. Das rhythmisch sehr vertrackte und sperrige 'Natural Steps' lässt in den einschmeichelnden Refrain-Passagen träumen und das abschließende Titelstück zieht in knapp neun Minuten nochmals sämtliche Register doomiger Klangkunst und lässt Dennis Cornelius im Teil mit den gezupften Gitarren nochmals zeigen, was für ein großartiger Sänger er ist - ein absoluter Gänsehautmoment!
So ist "...Yet So Far" nach alledem ein unheimlich vielseitiges und spannendes Doom-Album, das viele große Momente und tolle Stücke parat hält und damit jedem zusagen sollte, der mit klassichem Doom Metal etwas anfangen kann. Das gilt ganz besonders für diejenigen, die "Frozen Masque" (die im gleichen Line-up entstandene Demo-Zusammenstellung) schätzen. In Sachen Aufmachung hat man sich im Hause Shadow Kingdom beachtliche Mühe gegeben, so dass einzig das farblich etwas blassere Cover hinter dem Original zurück bleibt, aber das ist bei Wiederveröffentlichungen ja leider Standard. Dafür enthält das Booklet eben nicht nur die Texte in Weiß auf Schwarz, sondern neben allen Texten auch über dreißig selten gesehene Fotos aus der Bandgeschichte, sowie ein Grußwort von Jim Hunter und einen ausführlichen biographischen Abriss aus der Zeit des hier aktiven Line-ups. Ihr seht, ihr bekommt für euer Geld nicht nur ein tolles Album voller Doom-Geschichte, sondern auch ein wertiges Gesamtpaket, so dass ihr nicht länger zögern solltet.
Anspieltipps: Eternal Search, Alone, Natural Steps, Yet So Far, Morning Sun
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle