REVEREND BIZARRE - II: Crush The Insects
Mehr über Reverend Bizarre
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Spikefarm / Soulfood
- Release:
- 04.07.2005
- Doom Over The World
- The Devil Rides Out
- Cromwell
- Slave Of Satan
- Council Of Ten
- By This Axe I Rule!
- Eternal Forest
- Fucking Wizard
Nachdem die Finnen sich mit den beiden vorangegangenen Zeitlupenmeilensteinen im Nu einen hervorragenden Ruf erspielt haben und heute bereits zu den wirklich großen Namen der aktuellen Doomszene gehören, ist die Erwartungshaltung hinsichtlich ihres zweiten offiziellen Langeisens ("Harbinger ..." galt trotz über 70 Minuten Spielzeit ja als EP) natürlich enorm hoch, und ich nehme es vorweg: Sie werden dieser mit "II: Crush The Insects" auch spielend gerecht. Ich würde sogar sagen, dass das neue Werk vielleicht sogar noch mehr Anhänger finden wird als das bisherige Schaffen der Band, ohne dabei die alten Fans zu verprellen. Denn obwohl die bizarren Pastoren ihrem Stil absolut treu geblieben sind und alle ihre Trademarks weiter pflegen, wirken die Kompositionen dieses Mal zum Teil ein wenig eingängiger und zünden schneller. Sie sind immer noch heavy, finster und alles zermalmend wie früher, doch diesmal haben sie ein paar noch größere Hymnen im Gepäck, und deshalb bin ich mir absolut sicher, dass sich dieses Album schnell seinen verdienten Platz in den Ruhmeshallen des Doom Metal sichern wird.
Der Opener 'Doom Over The World' dürfte den langjährigen Fans von REVEREND BIZARRE vielleicht schon in einer anderen Version vom "Doom ... Or Be Doomed"-Sampler bekannt sein, dennoch ist es sehr schön, dass dieses unvergleichliche Meisterwerk, das schon lange einen Livestandard der Band darstellt, nun endlich auch auf einem regulären Album erhältlich ist. Für die bizarren Verhältnisse ist das Stück richtig flott geworden und von einem Refrain gekrönt, der eigentlich jeden Metaller, nicht nur eingefleischte Doomköpfe, zum Mitsingen animieren dürfte, dazu ein super Solo - was will man mehr? Das folgende 'The Devil Rides Out' steht dem in nichts nach, hat aber ein bisschen mehr von der britischen Doomschule, insbesondere von WITCHFINDER GENERAL und den metallischeren Sachen von CATHEDRAL. Ebenfalls ganz groß! Genauso wie das erneut unheimlich eingängig und ebenfalls recht flott aus den Boxen preschende 'Cromwell', das mit völlig genialen Gesangsmelodien ankommt, die sich tief ins Gehirn eingraben. Doch die beinharten Zeitlupenjünger unter euch kommen bei den Finnen natürlich auch auf ihre Kosten; so ist die Singleauskoppelung 'Slave Of Satan' purer klassischer Zeitlupendoom der verschärften SAINT VITUS-Schule, betont somit sehr deutlich die Wurzeln der Band und sorgt mit einer unheimlich eindringlichen Gesangsleistung für echte Gänsehaut. Die Albumversion ist dabei sieben Minuten kürzer geraten als die Variante auf der EP. Man verzichtet vor allem auf Intro und Outro, bringt es aber immer noch auf starke dreizehn Minuten. Auch 'Council Of Ten' entpuppt sich als finsterer, zäher Doomer, der allerdings im letzten Drittel mit einem tollen Break und einem sich anschließenden melodischen Uptempoteil aufwartet. Zudem sind die Basslinien einfach mal richtig herausragend, ebenso die unfassbare Gesangspassage bei 5:05. Wunderbar düster gibt sich der Anfang des starken 'By This Axe I Rule!'. Das ganze Stück ist von tollen Bassläufen durchzogen, die auch bei der Tempoverschärfung im Mittelstück eine wichtige Rolle spielen. Eindrucksvoll wirkt auch das manische Gelächter zu Beginn des letzten Drittels und das sich anschließende exzellente Gitarrensolo von Peter Vicar, nach dem das Lied wieder in die ursprüngliche Zähheit zurückkehrt, um in Schreien der Pein und wehklagendem Wimmern zu enden. Nach diesen beiden Schmerzeshymnen wirkt 'Eternal Forest' irgendwie fast schon entspannt und bringt das Kunststück fertig, gleichzeitig zerbrechlich-melancholisch und trotzdem enorm heavy zu sein. Auffällig sind hier die meist kurzen, aber effektiven Leads und das richtig starke Solo von Peter bei 7:03, sowie die trotz des langsamen Grundtempos sehr auffälligen Drumarrangements von Void. Zum Abschluss haben die Lohja-Jungs mit 'Fucking Wizard' eines ihrer besten Demostücke neu eingespielt, und auch jenes kann voll überzeugen. Besonders gefällt mir der beschwörende und mystische Sprechgesang am Anfang, der von einem perseverativen und minimalistischen, aber dennoch endlos genialen Riff begleitet wird, das wunderbar die ganz alten BLACK SABBATH zitiert und sich in punkto Heaviness schier ins Unermessliche steigert.
Auch wenn sich die finnischen Doomelitisten hier bei drei von acht Songs (Gesamtspielzeit 73 Minuten) daran gewagt haben, etwas straighter und eingängiger zu Werke zu gehen, muss man ihnen attestieren, dass es ihnen erneut gelungen ist, eine perfekte Scheibe des ursprünglichen, unbarmherzigen und somit einzig wahren Doom Metal einzuspielen. Was CANDLEMASS für die populärere, kommerziellere Ausprägung des Doom sind, sind REVEREND BIZARRE heutzutage für den doomenden Untergrund: Die unangefochtenen Könige. Wer auch nur ein bisschen was für klassischen, kompromisslosen Doom übrig hat, kommt an diesem Album nicht vorbei und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass "II: Crush The Insects" über Jahre hinweg die Playlists vieler Doomjünger anführen wird. Muss man als Genrefan definitiv haben.
Anspieltipps: Doom Over The World, Cromwell, Council Of Ten, Eternal Forest
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle