REVERORUM IB MALACHT - Kyrie Eleison
Mehr über Reverorum Ib Malacht
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- The Ajna Offensive
- Release:
- 03.06.2023
- Introductio (Sancte Michael Archangele)
- Ps 27 (The lord is my light and salvation)
- Ps 141 (Lord, I cry out to You […] Let my prayer be set before You as incense)
- Ps 31 (In You, O Lord, I put my trust; Let me never be ashamed)
- Ps 22 (The Evening Mass of the Lord's Supper; stripping of the altar)
Kein gewöhnliches Album!
Vor uns haben wir mit "Kyrie Eleison" und der dazugehörigen Band REVERORUM IB MALACHT ein ganz und gar mystisches Ding. Seit 2012 wurden 14 Studioalben veröffentlicht, zu denen auch das Obskurum "De Mysteriis Dom Christus" (2014) zählt, das je nach Tonträgerart ein anderes Album ist. Auch wenn der Albumtitel schnell als billige Inversion des legendären Norwegerwerkes abzustempeln ist und man die Band als übliche Christen-Black-Metal-Band bezeichnen könnte, was sie ja auch in Wirklichkeit sind, so ist die ganze Sache mit der schwedischen Band doch nicht so einfach. Ein durchgehendes lyrisches oder visuelles Konzept lässt sich auch nach mehreren Blicken nicht erkennen; manche Album- und Songtitel sind auf Schwedisch, manche auf Englisch, manche auf Latein, manche auf Griechisch und manche vermischen irgendwie alles davon. Da ist wenigstens vorliegender Langspieler in dieser Sache etwas stringenter, da er, bis auf das Intro, das als Gebet an den Erzengel Michael formuliert ist, nur Texte aus dem Psalmenbuch der Bibel rezitiert, wonach auch die Tracks geordnet sind. Jeder der vier richtigen Tracks ist als Vertonung eines Psalms angelegt. Auch wenn also nur fünf Tracks auf "Kyrie Eleison" Platz finden, befinden wir uns doch bei einer Laufzeit von knapp 45 Minuten, was in der Länge der einzelnen Songs begründet liegt. So ist neben dem dreiminütigen Intro, der kürzeste Song schlappe sechs Minuten lang, während der Längste bei 17 Minuten liegt.
Um auf das "Unblack-Metal"-Klischee von vorhin einzugehen: Die Band ist auf jeden Fall kein Generikum, sondern weit davon entfernt und das merkt man, wenn man in das Album eingestiegen ist und eingestiegen heißt in diesem Falle, nicht zwei bis drei Durchläufe, sondern mindestens irgendwas zweistelliges. Ich verspreche euch, beim ersten Durchlauf wird man von der Urgewalt des Dargebotenen nur so niedergeknüppelt, dass man sich fragt, ob die Band überhaupt will, dass man durch die biblischen Worte erbaut wird, wenn sie das schon als Psalmenvertonungsalbum aufziehen. Jedenfalls, ist das, was man in den knappen 45 Minuten hören darf, einfach nur brutal und alles andere als eingängig oder zugänglich. Das Schlagzeug ist stark in den Vordergrund gemixt, während die manchmal kalt-klirrenden Gitarren eher im Hintergrund agieren, wobei man die Nuancen nach einigen Durchläufen dann glücklicherweise endlich in Ansätzen nachvollziehen kann. Daneben findet im Sound noch ein dreckig- und schmutzig-schlürfender Bass Platz, der dann in manchen Passagen sogar zusammen mit den Drums für einen kaputten, aber dennoch unwiderstehlichen Groove sorgt, der das fast durchgehende Blastgewitter dann noch etwas auflockert. Denn das ist es wirklich; rhytmisch bewegt man sich in hohen Temposphären und bis auf die gerade genannten Midtempo/Groove-Phasen kommt man auch nicht daraus.
Wichtig zu erwähnen sind noch zwei weitere Ingredienzen des Materials der Schweden. Zum einen die Vocals, die auf keinen Fall mit dem Gekreische oder Gekrächze, was in dem Fall gar nicht abwertend gemeint ist, zu vergleichen sind, sondern am ehesten an den Großmeister der Black-Metal-Vocals Attila Csihar erinnern. Das hat mir besonders bei 'Ps 27 (The Lord Is My Light And My Salvation)', wenn der Sänger mit genau diesem Satz einsteigt, bei jedem Durchlauf eine fette Gänsehaut beschert und wenn diese Worte genauso vorgetragen sind, wie es der Vokalist hier an der Stelle macht, so passen dann doch diese oft positiven Botschaften doch zur düsteren Musik, was wohl vor dem Hören etwas unvorstellbar klingt.
Zum anderen sind die Songs auch von allerlei komischen Geräuschen und Samples geprägt, die immer mal wieder auftauchen, manchmal auch, wenn man sie gar nicht erwartet oder keine Ahnung hat, wie sie zum düsteren Black Metal passen. Dazu gibt es in 'Ps 141 (Lord, I Cry Out To You […] Let My Prayer Set Before You As An Incense)' einen Part, indem jemand mutmaßlich auf Schwedisch spricht und währenddessen ein Gospelchor irgendwas singt, worauf unvermittelt wohl die härteste Passage des Albums folgt, die als brutaler Mix zwischen Noise und Black Metal einzuordnen ist. Des Weiteren lassen sich hier und da auch weitere christliche Choräle, Kinderstimmen, Orgeln, Baustellengeräusche und weitere komische Geräusche hören.
Und diese ganzen Zutaten zusammen ergeben ein Album, das in seiner Gesamtatmosphäre einfach so unwiderstehlich genial ist, dass man es einfach wieder und wieder hören muss, weil dieses erzeugte Ambiente so einnehmend und auf eine verstörende Weise mitreißend ist, dass man hier einfach nur seinen Hut ziehen kann - davor, dass man sich erstmal so einen Wahnsinn ausdenken kann und diesen dann auch noch auf Platte bannen kann.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Kenneth Thiessen