RIBOZYME - Grinding Tune
Mehr über Ribozyme
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Indie Recordings / Soulfood
- Release:
- 11.05.2015
- Bronze
- Timely Reminder
- Inside The Waste
- Worn
- Decontrol
- Axis Rotation
- Cut In Half
- Without A Prize
- Sleeves
Modernes Kopfkino ohne kommerziellen Masterplan.
Was eher wie ein Abführmittel klingt, entpuppt sich bereits nach wenigen Minuten als fetter progressiver Brocken, der den Rocksound modern interpretiert und sich am ehesten mit einer Band wie TOOL vergleichen lässt. Unaufgeregt, ohne größere Effekthascherei und kommerziellem Fahrplan. Ich muss gestehen, dass ich von den Norwegern bisher noch nichts mitbekommen habe, was angesichts der Qualität und der Tatsache, dass "Grinding Tune" mittlerweile schon das vierte Studioalbum ist, mich dann doch ein wenig nachdenklich stimmt. Asche auf mein Haupt.
Mit dem Eröffnungstrio 'Bronze', 'Inside The Waste' und dem grandiosen 'Timely Reminder' startet das Album kraftvoll und sehr lebendig. Das Quartett rockt sich sphärisch und charmant-verspielt durch die Botanik, streut gekonnt poppige Elemente mit ein und lässt einzelne Passagen auch gerne mal im richtigen Moment einfach laufen. Im Anschluss verlieren RIBOZYME zwar diese positiven Eigenschaften nicht aus den Augen, schrauben aber das eh schon nicht sehr hohe Tempo herunter. Somit verliert die wilde Reise durch die schönsten musikalischen Landschaften gegen Ende hin ein wenig an Fahrt und Faszination, denn die Musiker wissen ihre Hörerschaft nicht mehr allzu sehr zu überraschen. Trotzdem bleibt es natürlich auf einem musikalisch sehr hohen Niveau. Die Ballade 'Decontrol' erinnert ein wenig an PAIN OF SALVATION, 'Cut In Half' überzeugt mit seiner poppig punkig angehauchten Grundausrichtung und freakigem Mittelteil, 'Without A Prize' ist ein Hit mit tollem Refrain und guten Klampfen und das abschließende 'Sleeves' sorgt mit traumhafter Leichtigkeit noch einmal für gehobenes Kopfkino.
Der angenehme Klargesang von Gitarrist Kjartan Ericsson ist unaufgeregt und schmiegt sich passend in den Gesamtsound ein. Er verzichtet komplett auf Growls, Brüllattacken oder sonstige emotionale Wutausbrüche, sondern ist einfach da. Dabei scheint er auch an zuckersüßen Melodien oder massenkompatiblen Refrains nicht interessiert zu sein. Mir persönlich fehlen ein wenig die Fix- und Ankerpunkte in der Musik, für die vor allem der Gesang zuständig ist. Vielleicht könnte die Konzentration auf einen Songhöhepunkt an der einen oder anderen Stelle doch nicht ganz schaden.
Für die Konsumierung solltet ihr euch Zeit nehmen und den Kopfhörer mal wieder entstauben, denn "Grinding Tune" zündet nicht direkt, benötigt dagegen Ruhe und die perfekte Atmosphäre. Die neun Songs sind höchst professionell vorgetragen, stark und lebendig in Szene gesetzt (großartiger Basssound!) und wachsen mit jedem Durchlauf. Dieser Tage als offizieller digitaler Download veröffentlicht, schieben RIBOZYME den physischen Tonträger Mitte Juni nach. Lohnt sich.
Anspieltipps: Timely Reminder, Without A Prize, Bronze
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Chris Staubach