RIOT - Unleash The Fire
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2014
Mehr über Riot
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Steamhammer / SPV
- Release:
- 24.10.2014
- Ride Hard, Live Free
- Metal Warrior
- Fall From The Sky
- Bring The Hammer Down
- Unleash The Fire
- Land Of The Rising Sun
- Kill To Survive
- Return Of The Outlaw
- Immortal
- Take Me Back
- Fight, Fight, Fight
- Until We Meet Again
- Thundersteel (Live)
Die Band setzt ihrem verstorbenen Gründer ein ergreifendes Denkmal.
Als es nach Mark Reales Tod erstmals hieß, dass die verbliebenen RIOT-Musiker die Band ohne das letzte verbliebene Gründungsmitglied und damit auch ohne ihren Hauptsongwriter fortführen wollten, gab es durchaus den einen oder anderen Szenegänger, der dies für eine schlechte Idee oder gar für pietätlos hielt. Nachdem sich Mike Flyntz und seine Mannen zur Motivation der Band ausgiebig erklärten, verstummten bereits die meisten kritische Stimmen, und restlos überzeugt wurde die Anhängerschaft mit den grandiosen Liveauftritten der nun unter RIOT V firmierenden Truppe beim "Metal Assault", beim "Bang Your Head" und beim "Headbangers Open Air", wo neben den beiden verbliebenen "Thundersteel"-Recken Mike Flyntz (Gitarre) und Don van Stavern (Bass) nun Frank Gilchriest (Schlagzeug; VIRGIN STEELE, LIEGE LORD) und Nick Lee (Gitarre) ihren Dienst antraten. Das Mikro schwingt indes kein Geringerer als Todd Michael Hall, der aktuell zudem bei BURNING STARR und REVERENCE aktiv ist und in diesen Tagen völlig zu Recht gerne mal zu den besten klassischen Metal-Frontleuten überhaupt gezählt wird.
Die Hoffnungen auf eine bärenstarke erste Scheibe der Ära nach Mark Reale sind also begründet hoch, und - ich darf es vorweg nehmen - sie werden von "Unleash The Fire" auch auf ganzer Linie erfüllt. Todds hohe, glockenhelle Stimme passt perfekt zu den schnellen, melodischen Kompositionen der Band und ist im Timbre jener des Vorgängers Tony Moore auch sehr ähnlich. Damit ist klar, dass die Band den mit "Thundersteel" begonnenen und mit Marks Abschiedsalbum "Immortal Soul" wieder aufgenommenen Weg weiter geht. Der beinharte US-Metaller, der hierbei nun kritisieren möchte, dass ihn die oft durchaus fröhlichen, hochmelodischen Leadgitarren zu sehr an den ach so verpönten "Euro Power Metal" erinnern, und dass sich RIOT damit nicht mehr allzu sehr von HAMMERFALL und Konsorten unterscheide, der soll sich einfach noch einmal das hochgelobte "Thundersteel" genau anhören und ehrlich sein! Zum einen knüpft nämlich das neue Album genau dort an, zum anderen war auch der berühmte Klassiker schon sehr nah an europäisch klingenden Bands dran, als das mancher wahrhaben möchte, und zu guter Letzt hat RIOT V auch auf "Unleash The Fire" eben doch ein deutlich intensiveres Gitarrenfeuerwerk, einen viel klassischeren, erdigeren Sound und schlicht und ergreifend mehr Rock'n'Roll zu bieten, als dies beim Gros der melodisch-metallischen Konkurrenz der Fall ist.
Nachdem die vermeintlichen und tatsächlichen Kritikpunkte nun abgehakt sind, wollen wir uns den einzelnen Songs widmen: Zuerst bringt nämlich der feine Opener 'Ride Hard Live Free' das Konzept der Scheibe schon wunderbar auf den Punkt. Dieses besteht nämlich vor allem darin, ein hochmelodisches Leadgitarrenfeuerwerk abzubrennen, über welchem Todds Stimme thront, und dem eine verspielte, auffällige aber nicht aufdringliche Rhythmusgruppe einen richtig starken, mitreißenden Groove zimmert. Außerdem sind da ja auch noch diese magischen Hooklines im Gesang, die einfach nicht mehr aus dem Ohr wollen, und so schon vom Start weg dafür sorgen, dass die Erwartungen für den Rest des Albums beinahe unmenschlich hoch werden. Die liebevolle Verneigung vor Mark Reales Lebenswerk, welche die Band zwar klischeehaft aber letztlich einfach treffend 'Metal Warrior' getauft hat, schlägt in eine ähnliche Kerbe, ist vielleicht einen Tick heavier und setzt dem Opener in Sachen emotionaler Wirkung sogar noch eins drauf, genauso wie das ebenfalls phänomenale 'Fall From The Sky', das sich ein wenig härter und dunkler präsentiert, aber mit seinen barock anmutenden Soloparts doch wieder melodische Glanzpunkte setzt.
Enthielte die Scheibe nur Songs vom Kaliber der ersten drei Stücke, so wäre die Höchstnote eigentlich nur eine Formsache, doch ganz so triumphal geht es dann doch nicht kontinuierlich weiter. Das recht rifflastige und dabei ein wenig an JAG PANZER erinnernde 'Bring The Hammer Down' kann mich mit seinem wuchtigen, aber recht überschaubaren Refrain nicht zu hundert Prozent überzeugen. Ähnlich verhält es sich beispielsweise auch mit dem Titeltrack, dessen Kehrvers ein wenig flach ausgefallen ist. Doch auch die etwas schwächeren Stücke machen immer noch viel Freude, und wenn dann immer wieder weitere Highlights aufblitzen, wie zum Beispiel 'Land Of The Rising Sun', die Verneigung vor den treuen japanischen RIOT-Fans, das allgemein recht harte 'Kill To Survive' mit seiner hypermelodischen Bridge, oder das rockige 'Return Of The Outlaw' mit seinem gezupften Intro und seinem mächtig in die Beine gehenden Groove, ja dann hüpft die Fanseele vor Freude im Dreieck.
Wer nun meint, dass es besser nicht mehr kommen wird, der sieht sich getäuscht, denn im letzten Drittel schafft es die Band sogar noch einmal an die Klasse des Einstiegstriples anzuknüpfen, wenn auch mit ganz anderem Ansatz. Glänzt der Anfang des Albums mit hochmelodischen Speedstern und brillantem Gitarrenfeuerwerk, so finden sich zum Ende hin vor allem die balladesken, die gefühlvollen und die melancholischen Töne. Hier merkt man zu wirklich jeder Sekunde, dass "Unleash The Fire" nichts anderes ist, als eine sehr persönliche, sehr gefühlvolle Huldigung an Mark Reale, der bis zum traurigen Ende sein ganzes Leben dieser Band gewidmet hatte: "Shine on through the darkest night, your music is immortal!", so heißt es im halbballadesken 'Immortal', und wer bei diesen Zeilen keine Gänsehaut kriegt, der kann im Zweifel kein RIOT-Fan sein. Da auch das sehr positive 'Take Me Back', das nochmal deutlich flottere und härtere, dabei aber neo-klassisch angehauchte 'Fight Fight Fight' und der geniale, episch-melancholische Rausschmeißer 'Until We Meet Again' mit seinen Chören und schönen akustischen Arrangements ebenso packend sind, endet die Scheibe ähnlich phänomenal wie sie begonnen hat.
Somit bleibt nicht viel mehr zu sagen, als dass "Unleash The Fire" dem verstorbenen Bandgründer ein wunderschönes, strahlendes Denkmal setzt, dessen Songs so viele melodische, rasante und ergreifende Momente zu bieten haben, wie wir sie dieser Tage im klassischen Heavy Metal nurmehr selten finden.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle